Wie kann man die Beschwerden bei einem grippalen Infekt, einer Bronchitis oder gar einer echten Grippe natürlich lindern? Alte Hausmittel wie Inhalieren, Hühnersuppe oder Gurgeln können, so zeigt es die Erfahrungsheilkund, bei Erkältungskrankheiten über einen Placeboeffekt hinaus einen Beitrag zur Linderung beitragen. Foto: photophonie/stock.adobe.com
Was leisten Hausmittel wie Inhalieren, Hühnersuppe oder Gurgeln bei Erkältungskrankheiten?
Die kalte Jahreszeit hat für viele Menschen auch in diesem Jahr wieder Erkältungen im Gepäck mit unangenehmen Symptomen wie Husten, Schnupfen, Fieber, festsitzendem Schleim in den Bronchien, verstopfter Nase, Entzündungen der Atemwege und Schleimhäute, Heiserkeit oder Ohrenschmerzen. Neben dem schnellen Griff zu Tabletten, synthetischen Hustensäften oder abschwellenden Nasensprays geht der Trend auch wieder zu bewährten Hausmitteln, die bereits von unseren Großeltern erfolgreich bei Erkältung eingesetzt wurden.
Dies gilt auch für viele Eltern, die ein Kind mit Husten und Schnupfen zu Hause haben und im ersten Schritt selbst etwas für die Gesundheit des Kindes tun möchten. Warme und kalte Wickel, die Unterstützung des Immunsystems durch Vitamin C in Zitronen, Gurgeln mit Salbei oder Hausmittel mit heißem Wasser wie Inhalieren bekommen wieder mehr Aufmerksamkeit. Aber was sind die besten Hausmittel bei Erkältung und Grippe? Thomas Kammler von Pascoe Naturmedizin hat sich dem Thema angenommen.
Umfrage zur Beliebtheit von Hausmitteln
„Welche Hausmittel halten Sie für sinnvoll zur Behandlung von Erkältungssymptomen?“ lautete die Frage, die 1350 Befragten zwischen 18 und 69 Jahren gestellt wurde. Am beliebtesten unter den Hausmitteln waren solche aus der Gruppe „spezielle Ernährung“, die 90 % der Befragten als sinnvoll erachteten.
Darunter fielen beispielsweise heiße Zitrone (63 %), Kräuter-Tee (60 %), Hühnersuppe (56 %), Honig bei Halsschmerzen und Husten (54 %) und Zwiebel-Sud (18 %). Auch die Kategorie „Spülungen“ konnte überzeugen: 57 % der Befragten gaben an, Gurgeln bei Halsschmerzen als sinnvolles Hausmittel anzusehen und 37 % Nasenduschen bei Schnupfen.
Auch Wickel und Kompressen stehen mit insgesamt 54 % bei Erkältungen hoch im Kurs: Das Hausmittel Wadenwickel bei Fieber kann 43 % der Befragten überzeugen, gefolgt von Halswickel bei Halsschmerzen, Ohrenwickel bei Ohrenschmerzen oder einem warmen Wickel mit Kartoffeln auf der Brust bei Husten.
Wärme und Inhalation hielten insgesamt 81 % für sinnvoll. Ein warmes Bad bei Erkältungen war hier das am häufigsten genannte Hausmittel, gefolgt von Inhalieren bei Husten und speziell Inhalieren mit Kamille. Nur 5 % konnte sich bei Erkältung mit keinem Hausmittel anfreunden.
Für Tee, Wickel & Co. ist oft nur wenig notwendig
Ein paar Liter Wasser, Zwiebeln, Zitronen (am besten in Bio-Qualität), ein paar Teelöffel Salz, Honig, ein paar Tücher oder wenige Blätter oder Blüten von Heilpflanzen wie Salbei, Kamille oder Thymian sind in nahezu jedem Haushalt verfügbar. So lassen sich schon bei den ersten Anzeichen von grippalen Infekten, also Erkältungen, in kürzester Zeit zum Beispiel aus Salbei und warmem Wasser eine Gurgellösung bei Halsschmerzen herstellen, aus Zwiebeln und Tüchern ein Zwiebelwickel und auch für das Hausmittel Inhalieren braucht es lediglich ein Handtuch, einen Topf und kochendes Wasser, gegebenenfalls mit Zusätzen wie Salz, Kamillenblüten oder ein paar Blättern Salbei, alternativ fertige ätherische Öle. So kann man bei Entzündungen der oberen Atemwege von den entzündungshemmenden Wirkungen bewährter Arzneipflanzen profitieren.
Auch natürliche Antibiotika wie Kapuzinerkresse oder Meerrettich können einen Beitrag dazu leisten, dass man bei Erkältungen schneller gesund werden kann oder zumindest Beschwerden wie Husten, Schnupfen oder Halsschmerzen gelindert werden können. Um die Schleimhäute zu befeuchten und das Wohlbefinden zu bessern, reicht es oftmals sogar, eine Tasse warmen Tee zu trinken.
Helfen Hausmittel nur wegen des Placebo-Effekts?
Grundsätzlich kann man diese Frage nur schwer beantworten, denn es gibt nur wenige Studien, die sich der Wirksamkeit von Hausmitteln gewidmet haben. „Hausmittel wurden eigentlich nie richtig untersucht“, stellt auch Professor Dr. Stefanie Joos, Allgemeinmedizinerin und Leiterin des Instituts für Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Tübingen fest. Auch wenn es keine oder nur wenig wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit gibt, haben Hausmittel viele Vorteile: Man kann selbst etwas für sich oder den Erkrankten tun, schenkt Zeit, Trost, Fürsorge und Berührungen (etwa beim Anlegen von Wickeln). Sie sind damit auf jeden Fall mehr als ein Placebo.
Auch wenn es keine bzw. wenige Studien gibt, so werden aus der Erfahrungsheilkunde die hier beschriebenen Erfahrungen weitergegeben.
Hühnersuppe bzw. Hühnerbrühe: Die heiße Suppe macht den Nasenschleim flüssiger, so dass er leichter abtransportiert werden kann und die Atmung durch die Nase wieder erleichtert wird. Zudem weiten sich durch die Wärme Blutgefäße, so dass das Gewebe besser durchblutet wird. Zellstudien liefern Hinweise für eine antientzündliche Wirkung, Studien am Menschen gibt es aber so gut wie keine. Darüber hinaus kann die Suppe den von Erkältung betroffenen Menschen mit wichtigen Vitalstoffen wie Vitamin C oder Vitamin A versorgen (abhängig von der Zubereitungsart) und Flüssigkeit.
Heiße Zitrone, also der ausgepresste Saft einer Zitrone in einer Tasse heißem Wasser, oftmals zusätzlich gesüßt mit Honig. So wird aus einfachen Mitteln ein Lieferant für Vitamin C (Stichwort Immunsystem), sekundäre Pflanzenstoffe sowie keim- und entzündungshemmende Stoffe aus Honig. Damit die Inhaltsstoffe aus Zitrone und Honig erhalten bleiben, sollte man die „heiße Zitrone“ besser lauwarm aufgießen und trinken.
Gurgeln bei Halsschmerzen: Eine wissenschaftlich anerkannte Studie als Beleg gibt es nicht, Gurgeln kann aber bei Halsschmerzen dennoch sinnvoll sein, denn die ausgetrockneten Schleimhäute werden befeuchtet, was Linderung verschaffen kann.
Wadenwickel bei Fieber: Auch wenn die Wirkung nicht belegt ist, ist sie physikalisch erklärbar. Durch die kalten Wickel wird der Körper dazu angeregt, mehr Wärme abzugeben, was das Fieber im Optimalfall senkt.
Honig: Hier gibt es Studien, wenn auch nur eine Handvoll. Diese zeigen, dass Honig Kindern mit akutem Husten helfen kann, indem es die Hustenanfälle schwächer ausfallen und seltener auftreten lässt. Auch die Zeit bis zum Abklingen des Hustens kann durch Honig etwas verkürzt werden. Dies wird auf die antibakteriellen und entzündungshemmenden Wirkstoffe im Honig zurückgeführt. Durch die Wirkung auf den Husten verbesserte sich nachvollziehbarerweise auch die Schlafqualität der Kinder. Thomas Kammler, Pascoe Naturmedizin