„Ähnlich wie die Ausdauer oder Muskelkraft beim Sport können wir auch unser Immunsystem trainieren und es wieder fit gegen virale Angreifer machen: nämlich durch Saunieren“, sagt Prof. Dr. med. Karl-Ludwig Resch vom Deutschen Institut für Gesundheitsforschung in Hof/Saale. Foto: Sabine Hürdler/stock.adobe.com

Geschwächte Abwehrkräfte nach Corona-Wintern mit Sauna-Gängen wieder stärken

In den vergangenen zwei Corona-Wintern haben wir durch Maskentragen und Abstandhalten aktiv versucht, die Verbreitung von Krankheitserregern zu minimieren. Allerdings wurde unserem Immunsystem damit eine entscheidende Aufgabe entzogen: die Eindringlinge eigenständig abzuwehren. Anstatt uns auf unser Immunsystem zu verlassen, haben wir den Schutz durch äußere Maßnahmen selbst übernommen.

Damit haben wir uns zwar Ruhepausen vor Infektionen verschafft, dem Immunsystem allerdings auch seine natürliche Trainingsgrundlage entzogen, denn die körpereigene Abwehrarbeit blieb aus.

Immunsystem trainieren

„Die Konsequenz ist ein Immunsystem, das in seiner Inaktivität eingeschlafen und untrainiert ist“, wie Prof. Dr. med. Karl-Ludwig Resch vom Deutschen Institut für Gesundheitsforschung in Hof/Saale erklärt. „Das sieht man auch in der Statistik: Die Zahlen des Robert Koch-Institutes zeigen, dass im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit in diesem Winter deutlich mehr Atemwegserkrankungen auftreten – von leichten Atemwegsinfektionen bis zu schweren Grippe- oder Rhinovirus-Infekten.“

Glücklicherweise gibt es ein wohltuendes Gegenmittel: „Ähnlich wie die Ausdauer oder Muskelkraft beim Sport können wir auch unser Immunsystem trainieren und es wieder fit gegen virale Angreifer machen: nämlich durch Saunieren“, so der Experte. „Doch wie bei jeder Art von Training ist Regelmäßigkeit der Schlüssel zum Erfolg.“

Saunieren gegen freie Radikale

Saunieren fördert nicht nur die Durchblutung, reduziert Stresshormone und unterstützt das Herz-Kreislauf-System – es spielt auch eine wesentliche Rolle bei der Stärkung des Immunsystems. Die hohen Temperaturen in der Sauna bewirken einen Anstieg der Temperatur im Körperinneren, der einem kurzzeitigen fieberähnlichen Zustand ähnlich ist. Dieser Zustand aktiviert das Immunsystem, das daraufhin seine Abwehrmechanismen mobilisiert. Macht man das regelmäßig, lernt das Immunsystem, schnell und zielgenau zu reagieren und die Störenfriede effektiv zu neutralisieren. Das ist wesentlich effektiver als zum Beispiel Vitaminen den Job zu überlassen.

„Es gibt noch immer den allgemeinen Trugschluss, dass man mit antioxidativen Vitaminen optimal vorbeugen kann, da sie den Körper vor freien Radikalen schützen, die am Anfang vieler Gesundheitsbeschwerden stehen. Nun hat sich jedoch herausgestellt, dass diese viel weniger zuverlässig sind, als man denkt“, so Resch. Anstatt freie Radikale durch Vitamine zu blocken, sei es ratsamer, den Körper ihnen bewusst auszusetzen. Und das geht mit Saunieren: „Denn beim Saunieren steigt die Anzahl von freien Radikalen im Körper kurzzeitig an. Mit jeder Trainingseinheit wird der Körper gegen diese Angreifer widerstandsfähiger, sodass er sie viel zuverlässiger abwehren kann – und das rund um die Uhr und nicht nur, solange genügend Vitamine im Körper sind.“

Immunsystem durch Saunieren schnell stärkungsfähig

Doch wie beim Sport gilt: „Einmal in der Woche ist zu wenig, zwei Mal ist das Minimum und drei Mal noch besser“, so Resch. So hat eine Studie mit Studenten an der Uni München gezeigt, dass die Anfälligkeit gegenüber Erkältungen bereits nach dreimonatigem, regelmäßigem Saunieren um 50 % sinken kann.

„Und das ist das Schöne an der Botschaft: Es zeigt, dass die Widerstandsfähigkeit des Körpers und die Reaktionsfähigkeit des Immunsystems recht schnell wieder erhöht werden kann. Auch hier muss man nicht jeden Tag die gleichen Übungen machen. Zwischen zwei Saunabädern in der Woche als ‚Booster‘-Reize kann man ebenso gut Wechselduschen, Kniegüsse oder Spaziergänge in der Kälte einbauen.“

Verbesserte Nährstoffaufnahme des Körpers

Nichtsdestotrotz braucht der Körper natürlich die Versorgung mit frischen Vitaminen. Damit diese vom Körper optimal aufgenommen werden können, ist das Saunieren ebenfalls hilfreich: Durch die Wärmeprovokation in der Sauna kommt es zu einer starken Anregung der Durchblutung und Öffnung der Kapillaren. Dabei fließt vermehrt Blut vor allem durch Organe und Gewebe. Das heißt: „Das Saunieren ist also auch ein gutes Mittel, damit die Vitamine, die uns schützen sollen, überhaupt erst bis dahin gelangen können, wo sie hinsollen“, so Resch.

Vorbeugend gegen Viren

Das Saunieren ist aber auch eine wunderbare Vorbeugungsmaßnahme, die kurz nach der Exposition wirksam sein kann: „Wenn wir Viruspartikel einatmen, dauert es eine Weile, bis sie die Zellen infizieren. Sie müssen zunächst die schützende Schleimschicht auf den Schleimhäuten überwinden, bis sie an die Zelloberfläche gelangen und über den Rezeptor eindringen können.“

Heißt: Nach einer Zugreise oder Konferenz, bei der man mit mutmaßlich infizierten Menschen in Kontakt war, direkt die Sauna aufsuchen! Denn durch das Einatmen der heißen Luft wird ein Großteil der äußerst wärmeempfindlichen Viren abgetötet.

Salznebel und Aufguss

Zusätzliche Linderung verschafft zum Beispiel eine KLAFS-Sauna, die einen besonders feinen Trockensalznebel in der Kabine verteilt, der bei Inhalation abschwellend und damit durchblutungsfördernd und entzündungshemmend wirkt und die Reinigung von festsitzenden Sekreten in den Atemwegen fördert. „Die Trockensole löst den Schleim und hilft, diesen leichter abzutransportieren. Zudem trocknet sie die Schleimhäute etwas an und entzieht ihnen das Wasser, sodass diese abschwellen können und man wieder besser durchatmen kann“, verdeutlicht Prof. Dr. Resch. Eine weitere Möglichkeit für ein effektiveres Saunatraining bietet der Aufguss mit einer gezielten Luftverwedelung. Durch den heißen Luftzug nimmt der Badende die Hitze noch intensiver wahr und das Immunsystem wird noch intensiver trainiert. pm