Ein Grund, warum man sich krank durch eine Klimaanlage fühlen kann, sind zu starke Temperaturunterschiede. Wer von 35 Grad draußen ins 19 Grad kalte Büro läuft, überfordert sein Immunsystem. Die Schleimhäute kühlen aus, Viren haben leichteres Spiel. Deshalb lieber moderate Temperaturen einstellen. Foto: Goffkein/stock.adobe.com

Klimaanlagen-Mythos entlarvt: Kühler Kopf oder Krankmacher, schwitzen oder Sommergrippe?

Wenn es warm ist, verkühlt man sich eigentlich gar nicht. Stimmt das? „Auch im Sommer kann man sich verkühlen“, erklärt Infektiologe Prof. Dr. Johannes Bogner von der Ludwig-Maximilians-Universität München, im Gesundheitsmagazin „Apotheken Umschau“. Die aktuelle „Apotheken Umschau“ Ausgabe klärt über vier große Mythen der Sommergrippe auf. Auf Vital-Region.de finden Sie Tipps, wie die KIimaanlage und Sie gesund bleiben.

Eis und kalte Getränke machen anfälliger

Zwischen kalter Luft und Infektionen besteht allerdings ein Zusammenhang – auch im Sommer. Wer abends gerne lange draußen sitzt, unterschätzt manchmal, dass es recht schnell kühl werden kann. Auch ein Regenguss oder nasse Badekleidung, vor allem wenn es windig ist, kann uns durchaus kalt werden lassen. Sogar ein Eis oder sehr kalte Getränke können laut Bogner einen negativen Effekt auf unsere Immunabwehr haben: „Wenn das Eis etwa so kalt ist, dass davon der Gaumen schmerzt, wirkt sich das auch auf die Schleimhaut dort aus.“ Sie sei dann, so Bogner, weniger durchblutet und somit anfälliger für Krankheitserreger.

Klimaanlage = Infektionsschleuder?

Im Sommer lieben wir sie: die Klimaanlage. Sie sorgt für angenehm temperierte Büros, Hotels oder Autos – und lässt uns nicht schweißgebadet einschlafen. Doch immer wieder taucht die Frage auf: Macht uns die künstliche Kälte krank? Die kurze Antwort: Nein, Klimaanlagen an sich machen nicht krank. Aber sie können unter bestimmten Umständen zur Verbreitung von Infekten beitragen. Deshalb lohnt sich ein Blick auf die Details.

Virale Infekte (Sommergrippe, Erkältung): Die meisten Klimaanlagen recyceln Luft und kühlen sie herunter. Ist die Luft zu trocken oder schlecht gefiltert, können Viren länger in der Luft schweben. Dadurch steigt das Risiko, sich anzustecken – allerdings ist der eigentliche Verursacher das Virus, nicht die Anlage.

Legionellen: Bei schlecht gewarteten Klimaanlagen (vor allem größeren Kühltürmen) können Bakterien wie Legionella pneumophila auftreten. Diese lösen eine schwere Lungenentzündung aus, die sogenannte Legionärskrankheit. Das ist aber sehr selten und betrifft in der Regel nur vernachlässigte Systeme.

Warum wir uns krank fühlen können

Viele Menschen klagen nach längerer Zeit in klimatisierten Räumen über Kopfschmerzen, trockene Augen, Halsschmerzen oder Muskelschmerzen. Aber hier spielen andere Faktoren eine Rolle:

Zu starke Temperaturunterschiede: Wer von 35 Grad draußen ins 19 Grad kalte Büro läuft, überfordert sein Immunsystem. Die Schleimhäute kühlen aus, Viren haben leichteres Spiel.

Trockene Luft: Kalte Luft bindet weniger Feuchtigkeit. Klimaanlagen entziehen der Luft zusätzlich Wasser. Folge: ausgetrocknete Schleimhäute, gereizte Augen, kratzender Hals.

Falsche Luftführung: Sitzt man im direkten Luftstrom, sind Verspannungen und Muskelbeschwerden fast vorprogrammiert.

So bleibt die Klimaanlage gesund

Klimaanlagen machen nicht per se krank – sie sind weder Virenschleuder noch Bakterienfalle, solange sie gepflegt und richtig genutzt werden. Beschwerden entstehen meist durch falsche Einstellungen, mangelnde Wartung oder extreme Temperaturunterschiede. Mit gesunder Balance sorgen sie dafür, dass wir im Sommer leistungsfähig, erholt und – ganz wichtig – cool bleiben.

Die gute Nachricht: Mit richtigem Umgang wird die Klimaanlage eher zum Gesundheitshelfer als zum Krankmacher.

Wartung ist Pflicht: Filter regelmäßig austauschen und das System reinigen – nur so bleiben Keime draußen.

Moderate Temperaturen einstellen: 22 Grad bis 24 Grad Celsius gelten als angenehm. Der Unterschied zur Außentemperatur sollte nicht mehr als 6 Grad bis 7 Grad Celsius betragen.

Luftfeuchtigkeit im Blick behalten: Optimal sind 40 % bis 60 %. Pflanzen, Wasserschalen oder ein Luftbefeuchter können helfen.

Zugluft vermeiden: Lüftung so einstellen, dass niemand direkt im kalten Luftstrahl sitzt.    pm/tok