
Die Mehrheit der Deutschen sorgt sich um gesundheitliche Probleme durch Hitzewellen: Drei von vier Befragten erwarten einen stärkeren Schutz der Bevölkerung. Foto: dvoevnore/stock.adobe.com
Jährlich bis zu 20.000 Hitze-Tote in Deutschland – Forderung nach staatlichen Sofortmaßnahmen
Der Sommer ist da. Und er führt sich in Baden-Württemberg gleich mit einer Serie von 30-Grad-Temperaturen ein, wie man den aktuellen Wetterberichten entnehmen kann. Nach Schätzungen des Statistischen Landesamtes werden in Baden-Württemberg pro Jahr im Schnitt etwa 1500 Todesfälle durch Hitze mitverursacht.
Abgeschlagenheit, Kreislaufprobleme, Schlafstörungen: Ein Fünftel der Deutschen hatte 2023 bereits Gesundheitsprobleme durch extreme Hitze. Bei den Über-60-Jährigen war sogar ein Viertel betroffen. Die Zahlen dürften weiter gestiegen sein und noch einmal nach oben klettern, wenn der Juli und der August neue Rekordwerte erzielen.
Laut Forsa-Umfrage im Auftrag der Krankenkasse DAK machen Hitzewellen und Extremwetter zwei Drittel der Menschen große Sorgen. Klare Erwartungen richten die Befragten an Politik und Verwaltung: 72 Prozent sind der Meinung, es müsse mehr zum Schutz der Bevölkerung vor extremer Hitze getan werden. DAK-Vorstandschef Andreas Storm begrüßt die Erstellung eines nationalen Hitzeschutzplans, fordert aber auch Sofortmaßnahmen für diesen Sommer.
„Klimasensible Beratung ist ein wichtiger Teil unserer hausärztlichen Arbeit. In unseren Praxen erreichen wir tagtäglich einen großen Teil der Risikopatientinnen und Risikopatienten und können dabei präventiv, aber auch in der Versorgung von Hitzeerkrankungen viel leisten. Mit dem Klimawandel erlangen diese Aufgaben einen immer wichtigeren Stellenwert, benötigen dabei aber auch mehr und mehr Zeit. Wir können in unseren Praxen viel bewirken, brauchen dafür aber auch die entsprechenden Ressourcen. Daher erwarten wir, dass die Politik Wort hält und die klimasensible Beratung endlich finanziert wird.“
Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth, Bundesvorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes und Ärztin in Pforzheim

Jährlich 5000 bis 20.000 Hitze-Tote in Deutschland
„Es ist alarmierend, wie viele Menschen schon in den ersten Hitze-Wochen Gesundheitsprobleme hatten“, sagte DAK-Vorstandschef Andreas Storm. „Unser Hitzereport zeigt, dass die Mehrheit der Befragten große Sorgen haben und die bisherigen Schutzmaßnahmen nicht ausreichend finden.“ Eine konzertierte Aktion aus Politik, Ärzteschaft, Kommunen, Krankenkassen und Wetterexperten sei gefordert.
Nach Schätzungen sterben jährlich zwischen 5000 und 20.000 Menschen in Deutschland in Folge von Hitze. Vor allem Kinder, Kranke und ältere Menschen müssten besser vor Hitze geschützt werden, so Storm.

20 Prozent hatten schon Mitte Juni Hitze-Gesundheitsprobleme
Bei den Gesundheitsproblemen durch Hitze liegt der Anteil bei den Älteren ab 60 Jahre mit 25 Prozent doppelt so hoch wie bei den Jüngeren (12 Prozent). Von denjenigen mit Hitzebeschwerden, mussten 10 Prozent eine Arztpraxis aufsuchen. Weitere 18 Prozent gaben an, sie hätten auf einen Praxisbesuch verzichtet, wären aber besser zum Arzt gegangen.
Weitere Ergebnisse des DAK-Hitzereports: 65 Prozent der Menschen sind aufgrund von Hitzewellen und Extremwetter in großer, beziehungsweise sehr großer Sorge. Drei von vier Befragten (72 Prozent) sind der Meinung, dass die bislang unternommenen Maßnahmen zum Hitzeschutz der Bevölkerung nicht ausreichen würden und mehr getan werden sollte. Vor allem die Bewohner großer Großstädte ab 500.000 Menschen erwarten einen stärkeren Schutz vor Hitzewellen (83 Prozent). Bei den 18- bis 29-Jährigen geben dies mit 89 Prozent besonders viele Befragte an.

Sorgen wegen Hitze in Pflegeheimen und Kliniken
Für manche gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereichen besteht nach Einschätzung der Befragten ein besonderen Aktionsbedarf: 89 Prozent sind der Ansicht, dass Wirtschaftszweige mit schwerer körperlicher Arbeit, wie beispielweise das Handwerk, der Bau und die Produktion besonders stark von Hitzewellen betroffen sind. Etwas mehr als drei Viertel halten darüber hinaus den Pflegebereich in Alten- und Pflegeeinrichtungen für anfällig und mehr als die Hälfte (52 Prozent) die medizinische Versorgung in Krankenhäusern.
Erste Länder und Kommunen sind bereits den politischen Vorgaben gefolgt, bis 2025 einen Hitzeschutzplan vorzulegen. „Wir können aber nicht noch zwei Jahre auf flächendeckende Lösungen warten“, sagt DAK-Vorstandschef Storm. „Wir brauchen jetzt kurzfristige Maßnahmen und ein Hitzewarnsystem. Deshalb könnte ein Stufenplan mit einem Sofortschutz und mittelfristigen Maßnahmen sinnvoll sein. Kurzfristig sollte ein besserer Hitzeschutz in Alten- und Pflegeeinrichtungen, in Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen sowie in Kliniken umgesetzt werden.“

Empfehlungen zum Schutz vor den negativen Auswirkungen von Hitze
- Halten Sie sich während der Mittagshitze möglichst in Innenräumen oder im Schatten auf und versuchen Sie, körperliche Anstrengungen zu vermeiden. Tätigkeiten im Freien sollten auf die kühleren Morgen- und Abendstunden beschränkt werden.
- Sorgen Sie für eine ausreichende Flüssigkeitsversorgung. Geeignet sind Wasser- und Mineralwasser, Saftschorle, Suppen oder auch wasserreiche Früchte. Vermeiden Sie Alkohol und Koffein. Nehmen Sie mehrere kleine, leichte Mahlzeiten zu sich.
- Nutzen Sie die Abkühlung der Nacht und der frühen Morgenstunden, um Räume zu lüften. Dunkeln Sie Räume tagsüber ab und nutzen Sie dafür möglichst Außenjalousien oder Rollläden.
- Tragen Sie leichte, nicht einengende Baumwollkleidung in hellen Farben. Bei Sonneneinstrahlung helfen auch eine Kopfbedeckung und Sonnenschutz.
- Achten Sie auch insbesondere auf Angehörige und Mitbürgerinnen und Mitbürger, welche diese Empfehlungen nicht selbständig umsetzen können.
- Informieren Sie sich über klimatisierte Räume, die in Ihrer Umgebung für die Öffentlichkeit zugänglich sind wie beispielsweise Bibliotheken.
Website des Landesgesundheitsamtes mit Themenseite zu Gesundheit und Hitze:
oder
https://www.gesundheitsamt-bw.de/lga/de/themen/gesundheit-umwelt/gesundheit-hitze