
Lieber Hanteln oder Bierkrüge stemmen? Wenn es um Alkohol geht, trinken acht von zehn Amateursportlern mit. 45 % der Läufer frönen dem Alkohol regelmäßig. Foto: Pixel-Shot/stock.adobe.com
Kater, Rauchen und Workouts: Umfrage enthüllt die Gewohnheiten deutscher Amateursportler
Wer pausenlos rennt, mit oder ohne Ball, auf der Aschenbahn oder über den Rasenplatz, wer seinen Körper im Yogakurs verbiegt und im Fitnessstudio zentnerschwere Gewichte stemmt, wer im Schwimmbad eine Bahn nach der anderen durchs Wasser zieht oder mit dem Tennisschläger auf Filzbälle schlägt, der muss doch eine gesundheitsbesessene Maschine sein? Falsch gedacht! Für Amateursportler gilt das nur teilweise.
Rauchen und Alkoholkonsum: Realität unter Amateursportlern
Laut einer von Wetten.com durchgeführten Umfrage unter 1000 Amateursportlern in verschiedenen Sportarten in Deutschland hat mehr als die Hälfte von ihnen (54 %) zugegeben, dass sie mit einem Kater trainieren. Und 9 % behaupten sogar, dass ein Kater ihre Leistung nicht beeinträchtigt hat. Wenn es um Alkohol geht, trinken acht von zehn Athleten, wobei 45 % der Läufer dem Alkohol regelmäßig frönen. 17 % der Läufer und Fitnessstudiobesucher trinken täglich Alkohol. Außerdem gaben 29 % der Sportler zu, dass sie nach dem Sport mit einem alkoholischen Getränk feiern.
Alkohol entzieht dem Körper Flüssigkeit und wichtige Mineralien – genau wie das Schwitzen beim Sport. In der Kombination sind Alkohol und Sport also eine Überlastung für den Körper. Dies kann im Extremfall zu gefährlichen Herzrhythmusstörungen führen.
Obwohl die Gesundheit beim Sport im Vordergrund stehen sollte, rauchen 40 % der deutschen Amateursportler, wobei der Anteil der Raucher unter den Fitnessstudiobesuchern mit 34 % höher ist als in anderen Sportarten. Selbst bei den Läufern, die oft als die Spitze der Leistungssportler gelten, geben 25 % zu, gelegentlich zu rauchen. 13 % der Multisportler (Laufen, Radfahren und Fitnessstudio) rauchen täglich. Die Umfrage ergab, dass 43 % der Raucher E-Zigaretten benutzen.
Für optimale Leistungsfähigkeit sind die Muskeln, insbesondere das Herz, auf eine ausreichende Versorgung mit sauerstoffreichem Blut angewiesen. Bei Rauchern tritt jedoch ein gravierendes Problem auf: Das Rauchen von Zigaretten führt zu einer erhöhten Konzentration von Kohlenstoffmonoxid in Lunge und Blutkreislauf. So fordert eine Raucherlunge viel mehr Herzschläge während des Sports ein als eine Nichtraucherlunge.
Fitness vs. Spaß
Eine Sprecherin von Wetten.com kommentierte: „Eines der überraschenden Ergebnisse war, wie viele Sportler es schaffen, Rauchen und Trinken mit ihren Trainingsplänen in Einklang zu bringen. So gaben beispielsweise 30 % der Teilnehmer an, dass sie noch nie daran gedacht haben, das Rauchen oder Trinken aufzugeben, um ihre Leistung zu verbessern, was in einer so gesundheitsorientierten Gruppe unerwartet war.“
Problematischer Konsum von Schmerzmitteln im Sport
Was ist der Unterschied zwischen Schmerzmitteln und Alkohol? Ein Zehntel von einem Prozentpunkt. Die Abhängigkeit von Schmerzmitteln in Deutschland liegt mit 3,2 Prozent auf einem ähnlichen Niveau wie die Alkoholabhängigkeit (3,1 Prozent). Die Forschungsgruppe Leistungsepidemiologie der Deutschen Sporthochschule Köln um Prof. Dr. Dr. Dieter Leyk hat unter Mitwirkung von Koblenzer Wissenschaftlern die Daten von über 6000 Studien (unter Einbeziehung von knapp 50.000 Dopingkontrollformularen) zum Schmerzmittelkonsum im Profi-, im Leistungs- sowie im Breitensport ausgewertet. Die Ergebnisse wurden 2023 im Deutschen Ärzteblatt publiziert.
Die weltweite Literaturrecherche konnte zeigen, dass der Schmerzmittelkonsum in vielen Bereichen des Spitzen- und Leistungssports zu einem Problem geworden ist. Im internationalen und nationalen Profifußball nimmt zum Beispiel jeder zweite Spieler und jede dritte Spielerin regelmäßig Analgetika, also schmerzstillende oder -lindernde Arzneimittel ein. Im Breitensport scheint der Schmerzmittelkonsum bislang weniger verbreitet zu sein. Dies zeigen die Daten des „ActIv-Projekts“, eine bundesweite Befragung zu Gesundheit, Leistung und Gewohnheiten (Bewegung, Ernährung, Schlaf) sowie Barrieren und Motiven für einen gesunden Alltag (www.dshs-koeln.de/activ). Nur 2,1 Prozent von über 50.000 Läufern der German Road Races (GRR) gaben an, mindestens einmal im Monat Schmerzmittel zu nehmen.
In einer aktuellen, sportartenübergreifenden Studie unter Einbezug von 313 Nachwuchsathleten (NCAA College; Alter circa 18 bis 20 Jahre) gab jede vierte weibliche Athletin und jeder fünfte männliche Athlet an, zum Stichtag der Umfrage nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) einzunehmen. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von Medikamenten, die schmerzlindernd, entzündungshemmend und fiebersenkend wirken. Bei Umfragen auf Marathon-Veranstaltungen gab sogar die Hälfte der Freizeitsportler an, Schmerzmittel einzunehmen.
Info
Im September 2024 führte Wetten.com eine Umfrage unter 1000 Sportlern in ganz Deutschland durch. Die Teilnehmer, die alle regelmäßig Sport treiben, wie zum Beispiel Laufen, Radfahren, Training im Fitnessstudio und Mannschaftssportarten wie Fußball und Badminton, wurden zu ihren Sportgewohnheiten und ihrem Lebensstil befragt, insbesondere in Bezug auf Rauchen, Alkoholkonsum und Sport nach einer durchzechten Nacht. Die Stichprobe bestand aus 64 % männlichen, 35 % weiblichen und 1 % nicht-binären Befragten mit einem Durchschnittsalter von 30 Jahren. pm/tok