Pflege von Angehörigen ermöglicht es vielen älteren Menschen, länger im eigenen Zuhause bleiben zu können. Doch diese Pflege kostet für die Betreuer oft sehr viel Kraft und ist auch emotional nicht immer leicht. Foto: Alexander Raths/stock.adobe.com

Helden des Alltags: PZ und AOK würdigen pflegende Angehörige und knüpfen Hilfe-Netzwerk

Pflegende Menschen, die sich um Partner, Kinder oder Eltern kümmern und oft nebenher auch noch arbeiten, leben oft am Limit. Ihre Leistungen wollen das PZ-Medienhaus und die AOK Nordschwarzwald in der AOK Baden-Württemberg würdigen. 

Pflegende an der Grenze der Belastbarkeit

Jahrzehntelang waren sie ein Paar, plötzlich ist der Gatte bettlägrig, und seine Frau erledigt alles für ihn. Sie wäscht den Partner, zieht ihn an, füttert ihn, organisiert sein Leben mit allen Arztterminen. Oder die Tochter wechselt mit der Mutter, die sie in der Kindheit umsorgt hat und auch später immer für sie da war, die Rolle. Nun im Alter ist es umgekehrt. Die Tochter kümmert sich um alles und kämpft darum, dass die Mutter nicht vergisst, wer sie ist. Die jüngere Frau springt im kompletten Alltag ein, obwohl sie auch für ihre eigene Familie da sein muss. Der Sohn kümmert sich so oft wie möglich um den Vater, der viele Kilometer entfernt mittlerweile alleine im eigenen Haus lebt und alleine nicht mehr klarkommt. Ein Spagat auch für das Berufsleben des Pflegenden.

Solche pflegenden Angehörige bezeichnet die AOK als „größten Pflegedienst“ Deutschlands. Ihre Bedeutung werde künftig weiter wachsen, weil einerseits Pflegeaufgaben in einer alternden Gesellschaft zunähmen und andererseits ein Fachkräftemangel professionelle Einrichtungen treffe. Ziel sei es, Angehörigen dabei zu helfen, zu pflegen ohne dabei selbst krank zu werden. 

Ein Frühstück im TurmQuartier als Dankeschön

Es sind solche Menschen und viele, viele andere, deren Leistungen das PZ-Medienhaus und die AOK Nordschwarzwald würdigen möchten. Sie werden allzu oft übersehen. Oder ihr segensreiches Tun wird für selbstverständlich genommen. Dabei ist ihre Rolle nicht hoch genug wertzuschätzen – für die betroffenen Angehörigen, für die Familien, aber auch für das Pflegesystem in Deutschland insgesamt, betonen der regionale AOK-Chef Claus Bannert und Pressesprecher Harald Brandl.

Als Dankeschön gibt es für Pflegende nun ein großes Frühstück am Samstag, 22. Juni, ab 9.30 Uhr im Forum des TurmQuartiers der Sparkasse Pforzheim Calw. Anmelden können sich pflegende Angehörige ab sofort bei der „Pforzheimer Zeitung per E-Mail an helden-des-alltags@pz-news.de.

Pflegende Ehegatten, Töchter, Söhne, Nichten, Neffen, Freundinnen oder Freunde können sich formlos und unentgeltlich auf diesem Weg melden. 100 Teilnehmer können bei dieser Veranstaltung in Pforzheim dabei sein. Dort werden sie nicht nur in ungezwungener Runde verköstigt, sondern sie haben auch die Möglichkeit, über die Moderatoren Claus Bannert und PZ-Redakteur Alexander Heilemann anzusprechen, wo es in ihrem ganz persönlichen Pflegealltag klemmt. Wo Informationen fehlen, wo Unterstützung schwer zu organisieren ist, wo sich Lücken auftun. „Wir wollen Ihnen vor allem zuhören und wollen ganz konkret wissen: Was würde Ihnen helfen“, formuliert Bannert das Ziel der Veranstaltungsidee.

Claus Bannert, Geschäftsführer der AOK Nordschwarzwald. Foto: Meyer (PZ-Archiv)

Harald Brandl, Pressesprecher der AOK Nordschwarzwald

Harald Brandl, Pressesprecher der AOK Nordschwarzwald. Foto: Meyer (PZ-Archivfoto)

Wo bleiben die politischen Lösungen?

Es ärgert den AOK-Geschäftsführer im Nordschwarzwald, der in seiner früheren Funktion in Calw Kurse für pflegende Angehörige angeboten hat, dass heute politisch und gesellschaftlich immer noch vor allem über längst bekannte Probleme geredet wird. „Es muss da doch irgendwann Lösungen geben“, sagt er zum Anstoß für die Pflege-Initiative mit der „Pforzheimer Zeitung“. Er meint damit pragmatische Lösungen, die zu dem passen, was Betroffene erleben. In diesem Sinn will das Frühstück am 22. Juni Auftakt sein für etwas, das zu einem Netzwerk werden soll. Zu einer Werkstatt, in der Experten und Betroffene gemeinsam an Ideen gegen verschiedene Probleme für die Pflege zu Hause tüfteln.

Die ersten Anstöße dazu könnte das Frühstück mit den Helden des Alltags ebenfalls liefern. Viele, die für PZ oder AOK den Vormittag begleiten, haben ihre eigenen Erfahrungen damit, was die Pflege von Angehörigen bedeutet. Das verspricht Gespräche unter vielen Menschen, die wissen, wovon sie reden. Aber natürlich sollen es sich die pflegenden Angehörigen an diesem Vormittag auch einfach gutgehen lassen. Und sich mit Menschen austauschen, die in ähnlichen Lebenssituationen stecken. Alexander Heilemann