
Die Zahnbürste ist kein Alleskönner. Sie reinigt nur rund 60 % der Zahnoberflächen. Die restlichen 40 % liegen zwischen den Zähnen und brauchen Interdentalbürsten. Foto: Dan Race/stock.adobe.com
Wissenslücken bei der Mundhygiene: Woran gute Zahnpflege häufig scheitert
Eine aktuelle repräsentative Umfrage des Mundhygienespezialisten TePe wirft ein Schlaglicht auf die tatsächlichen Zahnpflege-Gewohnheiten der deutschen Bevölkerung und auf deutliche Defizite in der täglichen Mundhygiene. Besonders die Reinigung der Zahnzwischenräume bleibt oft auf der Strecke – mit Folgen für die Mund- und Allgemeingesundheit.
Die Zahnbürste ist kein Alleskönner
Mehr als die Hälfte der Befragten (über 50 %) überschätzt die Leistung der Zahnbürste und geht davon aus, dass sie 70 % bis 80 % der Zahnoberflächen reinigt. Tatsächlich erreicht sie nur rund 60 %; dies schätzt nur jeder achte Befragte richtig ein (13 %).
Die restlichen rund 40 % der Zahnoberflächen befinden sich zwischen den Zähnen: Und genau hier setzen Interdentalbürsten an: Sie erreichen die Zahnzwischenräume und können dabei auch Vertiefungen der Zahnoberflächen effektiv mitreinigen. So werden in Verbindung mit der Zahnbürste alle fünf Seiten eines Zahns gründlich von bakterieller Plaque befreit.
Von „vergessen“ bis „keine Lust“: Darum werden Zahnzwischenräume vernachlässigt
Für die Mehrheit der Befragten (74 %) zählt die Mundgesundheit zu den Hauptmotiven für die Zahnzwischenraumreinigung; darauf folgen ein rundum sauberes Gefühl im Mund (62 %), Selbstfürsorge (51 %), Wohlbefinden (47 %) und die Zahnarzt-Empfehlung (39 %).
Dennoch bleibt die tägliche Anwendung aus: 57 % der Befragten reinigen die Zahnzwischenräume nicht täglich – und das aus einer Vielzahl von Gründen: 37 % vergessen die Interdentalreinigung, 33 % reinigen die Zahnzwischenräume nur, wenn sie das Gefühl haben, dass sich etwas zwischen den Zähnen befindet, und 27 % haben schlichtweg keine Lust. 22 % halten die Reinigung für überflüssig, 17 % finden sie zu kompliziert und 15 % fehlt die Zeit. Dabei sollte die Reinigung der Zahnzwischenräume aus zahnmedizinischer Sicht ein fester Bestandteil der täglichen Zahnpflege sein.
Viel Luft nach oben bei der Zahnzwischenraumpflege
Tatsächlich offenbart sich bei der so wichtigen Zahnzwischenraumreinigung reichlich ungenutztes Potenzial im Hinblick auf Aufklärung und Durchführung. Gerade einmal 11 % der Befragten fühlt sich sehr gut und 31 % gut über die Zahnzwischenraumreinigung informiert, wobei die Zahnarztpraxis für 52 % die Hauptinformationsquelle ist.
Zahnseide (28 %) und Interdentalbürsten (26 %) werden von den Befragten als gründlichste Hilfsmittel zur Zahnzwischenraumreinigung wahrgenommen. Dennoch: Nur jeder Vierte (26 %) nutzt tatsächlich Interdentalbürsten, obwohl sie die Zahnzwischenräume nachweislich besonders gründlich reinigen. Zahnseide kann dann das Mittel der Wahl sein, wenn selbst die kleinste Interdentalbürste noch zu groß für den Zahnzwischenraum ist.
Hinzu kommt: Nur 40 % derjenigen, die Interdentalbürsten verwenden, nutzen sie in der zahnärztlich empfohlenen Häufigkeit von einmal täglich. Und fast die Hälfte (46 %) der Verwender setzt auf nur eine einzige Bürstengröße, obwohl die Zahnzwischenräume meist unterschiedlich groß sind und sich im Laufe der Zeit verändern können. Dies ist aber individuell verschieden, meist sind zwei bis drei verschiedene Größen notwendig.
Oft unterschätzter Zusammenhang zwischen Mund- und Allgemeingesundheit
Der Zusammenhang zwischen Mundhygiene und Allgemeingesundheit ist vielen bekannt: Die Mehrheit der Befragten (68 %) nimmt einen starken Einfluss der Mundgesundheit auf die Allgemeingesundheit an. Erkrankungen wie Zahnfleischentzündungen (78 %), Karies (69 %) und Parodontitis (67 %) werden am häufigsten mit einer schlechten Reinigung der Zahnzwischenräume in Verbindung gebracht.
Dass Erkrankungen im Mundraum aber auch mit bestimmten Allgemeinerkrankungen in Verbindung stehen können, darüber haben deutlich weniger Befragte Kenntnis: 24 % sehen den Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, noch weniger den Zusammenhang mit Diabetes (7 %) oder Alzheimer (5 %).
Anwender von Interdentalbürsten zeigen ein deutlich höheres Problembewusstsein: Signifikant mehr Nutzer und Nutzerinnen von Interdentalbürsten (31 %) als Nicht-Anwender und Nicht-Anwenderinnen (22 %) gehen davon aus, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigt werden können.
Mangelnde Zahnpflege fördert Mundgeruch
Auch Mundgeruch ist in diesem Kontext ein Thema: Für 78 % der Befragten zählt mangelnde Zahnpflege zu den Top-5-Ursachen, gefolgt von Rauchen (64 %), Magenproblemen (59 %), Zahnfleischentzündungen/Parodontitis (58 %) und Zungenbelag (54 %). Tatsächlich sind entzündliche Parodontalerkrankungen wie Gingivitis und Parodontitis, die auch durch mangelnde Zahnzwischenraumpflege entstehen, mit bis zu 19 % eine der häufigsten Ursachen für Mundgeruch. Und anders als oft angenommen, ist der Magen-Darm-Trakt in nur etwa 4 % der Fälle die Ursache.
Die professionelle Zahnreinigung: zwischen Routine und Ausnahme
Die professionelle Zahnreinigung (Prophylaxe) ist ein wichtiger Bestandteil der Vorsorge. Hauptmotive für die Inanspruchnahme sind Vorsorge für die Mundgesundheit (67 %), die Erhaltung der Allgemeingesundheit (44 %) und ein gutes Mundgefühl (42 %). Jedoch wird die Prophylaxe von den Befragten nicht regelmäßig oder häufig genug genutzt: Ein Drittel der Befragten (34 %) gibt an, einmal jährlich das Angebot wahrzunehmen, deutlich weniger, nämlich 28 %, gehen zweimal und häufiger im Jahr zur Zahnreinigung.
Aber: 17 % nehmen die professionelle Zahnreinigung nur alle zwei Jahre oder seltener in Anspruch und 18 % nie. Hindernisse sind dann vor allem die Kosten (39 %); 21 % der Befragten empfinden die Maßnahme an sich als unnötig. 15 % zweifeln am Nutzen.
Verwender von Interdentalbürsten geben signifikant häufiger als Nicht-Anwender an, zweimal im Jahr zur professionellen Zahnreinigung zu gehen (36 % vs. 20 %).
Gute Zahnreinigung: kleiner Aufwand, große Wirkung
Neue Zahnbürsten, Interdentalbürsten oder Zahnseide: Mundgesundheit und eine gründliche Zahnreinigung sind mit Kosten verbunden.
Monatliche Ausgaben für Zahnpflegeprodukte laut Umfrage:
- Unter 5 Euro: 28 %
- 5 bis max. 10 Euro: 37 %
- 10 bis max. 15 Euro: 16 %
- 15 bis max. 20 Euro: 7 %
- Über 20 Euro: 5 %
Wer aber die Zähne im Alltag gründlich pflegt – und das heißt, zweimal täglich Zähneputzen, eine tägliche Zahnzwischenraumreinigung sowie jährliche Besuche bei der professionellen Zahnreinigung – schützt die Gesundheit und schont langfristig sogar den Geldbeutel. „Zweimal täglich systematisch und gründlich mit Fluoridzahncreme Zähneputzen, dazu vorzugsweise abends die Zahnzwischenräume mit passenden Interdentalbürsten reinigen: Das ist die Basis für gute Mundhygiene“, erläutert Dr. Ralf Seltmann, Zahnmediziner und Senior Manager Clinical Affairs bei TePe D-A-CH GmbH.
Denn ungenügende Zahnpflege kann zu Karies, Zahnfleischerkrankungen, Parodontitis und unbehandelt sogar zu Zahnverlust führen. Dieser Verlust oder die starke Schädigung der Zähne bedeutet in der Regel Zahnersatz. Und das kann zu einer kostspieligen Angelegenheit mit Eigenleistungen von Tausenden Euros führen. Darüber hinaus steht die Zahngesundheit in Zusammenhang mit der Allgemeingesundheit: Wer also auf gründliche Zahnpflege setzt, leistet Vorsorge weit über die Zähne hinaus. pm