Diana Träris von der Elternberatung und Dr. Kai Siedler (von links), Chefarzt Kinder- und Jugendmedizin, sowie Pflegerin Pia Kürzl (rechts) freuen sich, Jason und seine Mama wiederzusehen. Als Erinnerung haben Sie den beiden ein Foto von Jason direkt nach der Geburt überreicht, auf dem er gerade so groß ist wie die Hand des Chefarztes. Foto: Alexandra Jahnke
Wie ein Wunder: Wenn sich 360 Gramm schwere Helden ins Leben kämpfen
Mit nur 360 Gramm hat der kleine Jason am 16. September 2022 das Licht der Welt erblickt. Für seine Mutter Nadja war es zunächst ein Schock, ihren 27 Zentimeter kleinen Sohn erstmals zu sehen – versorgt mit Infusionsleitungen, Beatmungsschlauch und Überwachungskabeln. Sie stellte sich nur eine Frage: Wird mein Sohn das schaffen?
Kaiserschnitt wegen hohem Blutdruck der Mutter
Bei einem Kontrolltermin hat der Frauenarzt festgestellt, dass die werdende Mama Nadja einen viel zu hohen Blutdruck hat. Er schickte die Schwangere direkt ins Helios Klinikum Pforzheim. Die blutdrucksenkenden Medikamente zeigten keine ausreichende Wirkung, deshalb mussten sich die Spezialisten der Geburtsmedizin für einen sofortigen Kaiserschnitt entscheiden, um kein Risiko für Mutter und Kind einzugehen. So hat Jason in der 24+1-Schwangerschaftswoche, also fast vier Monate vor dem errechneten Geburtstermin, der am 5. Januar gewesen wäre, das Licht der Welt erblickt.
Nach der Erstversorgung durch die Frühgeborenen-Experten wurde Jason sofort auf die Kinderintensivstation des Helios Klinikum Pforzheim verlegt. Im sogenannten Perinatalzentrum Level 1 erhalten Frühgeborene oder schwerstkranke Neugeborene die benötigte Versorgung und werden durch die Pflegekräfte sowie von Neonatologen, Neuropädiater, Kinderkardiologen und -chirurgen überwacht. Auch für das erfahrene Team aus Ärzten und Pflegern war Jason mit seinem geringen Geburtsgewicht von nur 360 Gramm kein alltäglicher Patient. Vom ersten Tag an wurde er vom gesamten Team ins Herz geschlossen.
16 Wochen lang um Jasons Überleben bemüht
Jasons Mutter Nadja war indes die ersten Tage nach der Entbindung auf der Wöchnerinnenstation und konnte ihren Sohn jederzeit besuchen. „Ich hatte Angst um Jason, wusste nicht, ob er überleben wird. Doch während ich mich gefragt habe – schafft er das? – war ich immer voller Hoffnung und habe gebetet“, erinnert sich Nadja.
Auf der Kinderintensivstation haben sich die speziell ausgebildeten pädiatrischen Intensivpfleger gemeinsam mit der Elternberatung und den Ärzten 16 Wochen einfühlsam um Jason gekümmert. Er hat Tag für Tag zugenommen und wurde immer kräftiger. „Das gesamte Team war immer für mich da und war auch sofort bei Jason, wenn beispielsweise die Überwachungsmonitore angeschlagen haben oder wir Unterstützung gebraucht haben. Ich wusste ihn deshalb in den besten Händen, konnte beruhigt mit leichtem Herzen nach Hause gehen, immer in dem Wissen, dass ich jederzeit anrufen kann, wenn mir danach ist“, erzählt Nadja.
Auch Frühgeborene brauchen Zuneigung
Für die frisch gebackene Mama war es ein Spagat einerseits für Jason im Krankenhaus und andererseits für seine drei Geschwister zu Hause da zu sein: „Gleich morgens habe ich auf Station angerufen. Wie war die Nacht? Hat Jason sein Essen vertragen? Geht es ihm gut? Dann habe ich mich um meine drei Kinder gekümmert, dabei hatte ich zum Glück die Unterstützung von meiner Familie. Jeden Tag bin ich zu Jason ins Klinikum gefahren und habe mir die Zeit genommen, mit ihm zu kuscheln und ihm Mut zuzusprechen.“
„Frühgeborene benötigen genau diese Zuneigung sowie körperliche Nähe von ihren Eltern. Auch wenn wir Mitarbeiter der Kinderintensiv- und Kinder-IMC-Station ein eingespieltes Team aus Ärzten, Pflegekräften und der Elternberatung sind, funktioniert es nicht ohne die Eltern. Das hat sich bei Jason wieder einmal bestätigt. Ich konnte jeden Tag Fortschritte beobachten – das sind die Geschichten, die es ausmachen und der Grund, warum ich mir keinen schöneren Beruf vorstellen könnte“, sagt Diana Träris von der Elternberatung.
Entwicklung verläuft gut
Etwa an seinem eigentlich errechneten Geburtstermin durfte Jason schließlich Anfang Januar nach Hause. „Jason war unser „Vorzeigefrühchen“. Er hat sich tapfer ins Leben gekämpft, zunehmend selbstständig geatmet, getrunken und sich wunderbar entwickelt. Um auch nach der Entlassung das gesunde Heranwachsen von den Frühgeborenen im Blick zu behalten, erfolgen regelmäßige Nachsorgetermin in unserer Entwicklungsneurologischen Ambulanz. Inzwischen sitzt Jason, greift, spielt und versucht sich zu drehen – so wie man es in seinem Alter machen soll“, freut sich Dr. Kai Siedler, Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin. In der Klinik für Geburtshilfe erblicken pro Jahr um die 1600 Babys das Licht der Welt.
Heute wiegt Jason knapp acht Kilogramm. Seine Geschwister kümmern sich liebevoll um ihn, wechseln Windeln oder bringen ihn ins Bett. „Wir sind alle glücklich und dankbar, lachen viel und genießen die Zeit mit unserem kleinen Wunder. Für mich wären alle, die sich um Jason während dem Krankenhausaufenthalt gekümmert haben, tolle Eltern. Sie erhalten von mir die Note 1“, ist Nadja dankbar. pm