Frauen sind ihr ganzes Leben stärkeren Hormonschwankungen ausgeliefert als Männer. Pubertät, Schwangerschaft, Stillen, Antibabypille: „All das verändert die Hormone und hat Einfluss auf die Insulinempfindlichkeit und die Anfälligkeit für bestimmte Störungen“, sagt Prof. Dr. Alexandra Kautzky-Willer. Foto: Pixel-Shot/stock.adobe.com
Warum Männer und Frauen bei Diabetes nicht gleichbehandelt werden sollten
Zwei Jahre länger als bei Männern dauert es im Schnitt, bis Frauen erfahren, dass sie Typ-2-Diabetes haben. Das ist aber nicht der einzige Unterschied: Frauen leiden häufiger an Nebenwirkungen von Arzneien und ihr Zyklus beeinflusst die Wirksamkeit der Insulintherapie. Die Geschlechter bei Diabetes gleich zu behandeln, kann sogar gefährlich sein. Sind Frauen im Nachteil?
Diese spannende Frage beantwortet die neue Ausgabe des Apothekenmagazins „Diabetes Ratgeber“.
Geschlechterspezifische Diabetestherapie
Die Risikofaktoren sind zwar für Männer und Frauen die gleichen, doch Studien belegen: Männer erkranken weltweit etwas häufiger an Typ-2-Diabetes, dafür ist die Krankheit bei Frauen ein größerer Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall. Zudem sind Frauen bei der Diagnose durchschnittlich etwas älter.
Das liegt an den Hormonen: Nach den Wechseljahren steigt das Risiko für Typ-2- Diabetes stark an. „Es gibt viele verschiedene Typen und Ausprägungen von Diabetes. Wesentlich sind aber die Sexualhormone“, sagt Prof. Dr. Alexandra Kautzky-Willer von der Universität Wien. „Ab der Pubertät beginnen die großen Unterschiede. Daher sollte auch die Diabetestherapie geschlechterspezifisch erfolgen“, so die Expertin für Gendermedizin.
Frauen sind ihr ganzes Leben stärkeren Hormonschwankungen ausgeliefert als Männer. Pubertät, Schwangerschaft, Stillen, die Einnahme einer Antibabypille: „All das verändert die Hormone und hat Einfluss auf die Insulinempfindlichkeit und die Anfälligkeit für bestimmte Störungen“, sagt Kautzky-Willer.
Insulintherapie dem Zyklus anpassen
Auch bei Typ-1-Diabetes sind die Unterschiede relevant. Dazu Kautzky-Willer im Interview: „Erstens werden Frauen oft später bei der Erstdiagnose erkannt und haben öfter schwere Ketoazidosen als Männer. Auch haben sie vermehrt psychische Probleme wie Essstörungen. Ab dem Moment, wo der weibliche Zyklus beginnt, schwankt zudem die Insulinempfindlichkeit. Viele Frauen spüren deutlich, dass die Insulintherapie ein wenig angepasst werden müsste. Leider wissen auch viele Ärzte nicht, dass das so ist.“ pm