Männerschnupfen? „Infektionserkrankungen bei Männern sind häufiger und oftmals schwerer“, sagt Martina Prelog, Professorin für den Bereich der pädiatrischen Rheumatologie und speziellen Immunologie an der Universitätsklinik Würzburg. Foto: Ralf Geithe/stock.adobe.com

Leiden bei Männerschnupfen? Frauen haben das bessere Immunsystem

Gibt es den berühmten Männerschnupfen wirklich? Eines steht jedenfalls fest: Das Immunsystem von Männern und Frauen funktioniert unterschiedlich.

Das ist das Thema der neuen Folge von „The Sex Gap“, ein Podcast von „gesundheit-hören“ und der „Apotheken Umschau“ zur gendersensiblen Medizin. Podcast-Host Kari Kungel geht der Frage nach, ob Männer und Frauen auf Viren und Krankheiten gleich reagieren – oder es einen „Sex Gap“, also eine vom Geschlecht abhängige Kluft zwischen dem Erleben und den Folgen von Krankheiten oder der Einnahme von Medikamenten gibt.

Das X-Chromosom und die Immunabwehr

Männer leiden oft sehr – und nach der offiziellen Definition aus dem Oxford English Dictionary „übertreiben“ sie die Schwere der Symptome. Doch was ist dran an Männerschnupfen – und woher kommt der Mythos? Im Podcast „The Sex Gap – Der Podcast zu geschlechtergerechter Medizin“ geht Gesundheitsjournalistin Kungel mit Expert:innen der Frage auf den Grund, was mit Erregern im Körper passiert, warum Frauen häufiger Autoimmunerkrankungen haben als Männer und welche Rolle das X-Chromosom für die Immunabwehr spielt.

Und die ist gar nicht so klein. Frauen sind nämlich nicht nur im Vorteil, wenn es um Viren geht – so werden etwa nach einer Hepatitis-C-Infektion 40 % der Frauen das Virus spontan wieder los, aber nur 19 % der Männer. Auch auf Impfungen reagieren Frauen oft stärker und besser. „Infektionserkrankungen bei Männern sind häufiger und oftmals schwerer“, erklärt Martina Prelog, Professorin für den Bereich der pädiatrischen Rheumatologie und speziellen Immunologie an der Universitätsklinik Würzburg.

Beispiel Corona-Pandemie: Männer starben öfter

Schaut man sich die Daten aus der Corona-Pandemie an, fällt auf: Männer hatten häufig schwere Verläufe, zwei Drittel der verstorbenen Patienten waren laut RKI männlich. Auch andere Erreger, zum Beispiel für Tuberkulose oder Hepatitis-B, kommen bei Männern öfter vor und verlaufen oft schwerer. Doch woran liegt das – und was heißt das jetzt für den Männerschnupfen?

Kurz gesagt: Es liegt an der Genetik, am Lebensstil und an den Hormonen. Das stärkere Immunsystem von Frauen hat aber auch einen Nachteil, denn sie sind häufiger von Autoimmunerkrankungen betroffen, bei denen der Körper sich gegen sich selbst richtet. Das Immunsystem von Männern und Frauen unterscheidet sich also.

Leiden Männer wirklich stärker?

Heißt das nun, Männer leiden wirklich auch stärker an Erkältungen und Schnupfen? Männer, jetzt müsst ihr stark sein. Denn die These, dass Männer bei einer Erkältung kränker sind, ist nicht wissenschaftlich belegt. Immerhin steht fest: Das Immunsystem von Frauen ist stärker als das von Männern. Männer und Frauen scheinen sich zwar gleich krank zu fühlen, möglicherweise werden Frauen aber schneller wieder gesund.

Vielleicht ist der Männerschnupfen dann nicht unbedingt schlimmer als eine Erkältung bei Frauen. Aber er könnte länger dauern. 

Am Mann orientierte Medizin gefährdet Frauen

Geht eine Frau zum Arzt – so beginnt kein guter Witz, sondern es ist eher der Einstieg in medizinische Diskriminierung. Denn der Mann ist häufig „die Norm“ in der Medizin. Für Mädchen und Frauen ist das gefährlich: Symptome wie zum Beispiel von ADHS werden übersehen, Medikamente wie Schlafmittel zu hoch dosiert. Das kann Patientinnen in Lebensgefahr bringen.

Der Podcast „The Sex Gap“ ist unter anderem bei Apple Podcasts und Spotify sowie überall sonst, wo es Podcasts gibt, zu abonnieren: https://apple.co/3Xl2xqy; https://spoti.fi/3tzIsPB

Unter www.gesundheit-hören.de gibt es alle Folgen und weitere Podcasts aus dem Audioangebot der Apotheken Umschau.