
Bei der Periduralanästhesie (PDA) wird ein Lokalanästhetikum in den Periduralraum des Rückenmarks injiziert. Ziel ist die vorübergehende Blockade von sensorischen, motorischen und sympathischen Nervenfasern. So werden die Wehenschmerzen von gebärenden Frauen gelindert, ohne das Bewusstsein zu trüben. Foto: Firma V/stock.adobe.com
Periduralanästhesie (PDA) zur Linderung der Wehen: Das sollten Gebärende wissen
Etwa jede fünfte Schwangere in Deutschland entscheidet sich für eine Periduralanästhesie (PDA). In anderen westlichen Ländern ist der Anteil deutlich höher. Diese Form der Narkose lindert die Wehen und erleichtert die Geburt. Trotzdem gibt es viele Vorbehalte gegen die PDA, die bei näherer Betrachtung oft nicht mehr haltbar sind.
Was stimmt und was nicht? Darüber klärt das Magazin „Apotheken Umschau ELTERN“ auf.
Grundsätzlich zählt der Wunsch der Schwangeren
Die Periduralanästhesie (PDA) ist ein Verfahren der Regionalanästhesie, bei dem ein Lokalanästhetikum in den Periduralraum (epiduraler Raum) des Rückenmarks injiziert wird. Ziel ist die reversible Blockade von sensorischen, motorischen und sympathischen Nervenfasern. Es werden häufig Lokalanästhetika wie Bupivacain, Ropivacain oder Lidocain verwendet. Die PDA lindert heftige Wehenschmerzen, wirkt aber nur gezielt im Unterleib – die Gebärende bleibt dabei bei Bewusstsein. Unter langen Geburten etwa, wenn die Wehen kein Ende nehmen wollen, ermöglicht sie eine Verschnaufpause.
Trotzdem kursieren immer noch viele Vorbehalte oder sogar Falschinformationen zur PDA. Zum Beispiel, dass sie nur bei vaginalen Geburten möglich sei. Dieser Mythos ist weitverbreitet, aber falsch. Was sich viele Schwangere fragen: Kann eine PDA zu jedem Zeitpunkt während der Geburt gelegt werden? Das klappt meistens – grundsätzlich zählt der Wunsch der Schwangeren. Außer Blutgerinnungsstörungen gibt es kaum Gründe, die PDA abzulehnen, sagte Dr. Susanne Greve, Anästhesistin an der Medizinischen Hochschule Hannover.
Schmerzlinderung, aber keine Gefühllosigkeit
Eine Einschränkung gibt es allerdings mit Blick auf das Timing: In der späten Austreibungsphase, wenn also der Muttermund vollständig geöffnet ist, ist es meist nicht mehr möglich, eine PDA zu legen, weil Frauen in dieser Phase nicht mehr still sitzen können und eine PDA normalerweise im Sitzen gelegt wird. Davor geht es jederzeit – und tut auch nicht weh, beruhigt Susanne Greve in der „Apotheken Umschau ELTERN“: „Eine PDA wird unter örtlicher Betäubung gelegt. Diese kann immer auf die Bedürfnisse der Schwangeren angepasst, die Dosis kann bei Bedarf erhöht werden.“
Die Latenzzeit (Eintritt der Wirkung) liegt je nach Substanz und Dosierung bei 10 bis 20 Minuten. Die Wirkdauer ist variabel, beträgt bei einer Einzeldosis zwischen 2 und 4 Stunden und kann durch eine weitere Dosis verlängert werden.
Ein Cochrane Review (Anim-Somuah et al., 2018) mit 15.752 Frauen zeigte, das eine PDA zu einer signifikant besseren Schmerzreduktion als andere Verfahren führt. Ein MASTER Trial (2000 Patienten, NEJM 2000) hatte zwei klare Ergebnisse erbracht: Eine PDA reduziert den postoperativen Schmerz signifikant im Vergleich zu einer alleinigen Allgemeinanästhesie und reduziert pulmonale Komplikationen (postoperative Lungenerkrankungen) um 40 %. In einer POISE-2 Subanalyse (JAMA 2014) wird beschrieben, dass eine epidurale Anästhesie wie die PDA das Risiko postoperativer Myokardinfarkte (akuter Herzinfarkte) bei Risikopatienten um etwa 20 % senkt.
PDA führt nur sehr selten zu Komplikationen
Viele Frauen befürchten, dass bei einer PDA die Beine taub werden. Das ist bei einer entsprechenden Dosierung nicht der Fall. Laut Greve werden heutzutage für eine PDA zur vaginalen Geburt Medikamente in niedriger Konzentration benutzt. Sie sorgen für Schmerzlinderung, verursachen aber keine völlige Gefühllosigkeit. Schwangere spüren die Wehen also noch. Studien haben gezeigt, dass eine vaginale Geburt bei Frauen, die eine PDA bekommen, nicht häufiger in einem Kaiserschnitt endete als bei Frauen ohne PDA.
So sicher ist die PDA: Laut der Studie von Moen et al. (2004, Anesthesiology) treten bei 1,2 Millionen Periduralanästhesien schwerwiegende neurologische Komplikationen nur in einem von 23.500 Fällen auf. Epiduralhämatome gibt es nur in einem von 150.000 Fällen und Infektionen in einem von 145.000 Fällen. Die Wahrscheinlichkeit einer auftretenden Komplikation ist also sehr gering. Die Schmerzlinderung bei einer Geburt kann dagegen für die Frau von entscheidender Bedeutung sein und sich psychisch positiv auswirken. pm/tok