
Das Robert Koch-Institut (RKI) meldet in diesem Jahr so hohe Keuchhusten-Fallzahlen wie noch nie, nämlich fast das Siebenfache der Fälle aus dem Vorjahr 2023. Für Schwangere ist jetzt eine Keuchhustenimpfung besonders wichtig, weil sie danach schützende Antikörper auf das Kind übertragen. Foto: HENADZY/stock.adobe.com
Keuchhustenfälle schießen in die Höhe – Impfschutz nicht nur für Schwangere besonders wichtig
Die Zahl der dem Robert Koch-Institut gemeldeten Keuchhusten-Fälle ist in diesem Jahr besonders hoch – auch gegenüber der Zeit vor der Coronapandemie. Die Altersgruppe der Säuglinge im Alter von unter einem Jahr ist am stärksten betroffen, was die Wichtigkeit der Pertussis-Impfung von Schwangeren und ihrem Umfeld betont.
Rekordverdächtiges Keuchhusten-Jahr
Mit knapp 23.000 laborbestätigten Keuchhusten-Erkrankungsfällen samt Angaben von Symptomen meldet das Robert Koch-Institut (RKI) in diesem Jahr so hohe Fallzahlen wie noch nie. Zum Vergleich: Im Vorjahr wurden laut RKI beispielsweise nur 3428 Fälle registriert. Eine grafische Übersicht der gemeldeten Pertussis-Krankheitsfälle in Deutschland (Meldepflicht gemäß IfSG) stellt die Nationale Lenkungsgruppe (NaLI) auf der Website übersichtlich zur Verfügung.
Mit Blick auf das aktuelle Keuchhusten-Monitoring sagte der Direktor der Infektiologie der Berliner Charité Leif Erik Sander gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, dass es natürliche Schwankungen gäbe und es alle paar Jahre zu einer stärkeren Saison komme. Dieses Jahr läge aber deutlich außerhalb der normalen Schwankungen. Mögliche Erklärungsansätze für die hohen Zahlen seien laut Sander Nachholeffekte der Corona-Pandemie, ebenso sei eine vermehrte Testung auf Keuchhusten möglich.
Impfung der Mutter in der Schwangerschaft schützt das Baby
Keuchhusten ist eine weitverbreitete bakterielle Infektionskrankheit. Sie wird durch Tröpfchen übertragen und ist hoch ansteckend. Insbesondere bei Säuglingen kann Keuchhusten mit schwerwiegenden Komplikationen einhergehen. Dazu gehören lebensbedrohliche Atemaussetzer, sowie problematische Ohren- und Lungenentzündungen, Funktionsstörungen des Gehirns und Lungenhochdruck.
„Für Schwangere ist eine Keuchhustenimpfung sehr wichtig, weil sie danach schützende Antikörper auf das Kind übertragen. Säuglinge können erst ab dem zweiten Lebensmonat gegen Keuchhusten geimpft werden und es entsteht erst nach mindestens zwei Impfungen ein ausreichender Schutz. Eine Impfung während der Schwangerschaft schließt diese zeitliche Schutzlücke“, berichtet Dr. Cornelia Hösemann vom Vorstand des Berufsverbands der Frauenärzte e.V. (BVF). Es ist wichtig und empfohlen, die Keuchhustenimpfung in jeder Schwangerschaft zu wiederholen, unabhängig davon, wie lange die letzte Pertussis-Impfung zurückliegt.
Keine Änderungen bei Altersverteilung und Erkrankungsverlauf
Trotz des insgesamt starken Anstiegs der Fallzahlen im aktuellen Jahr erscheinen die Altersverteilung und die Schwere der Erkrankung vergleichbar mit den präpandemischen Jahren. Auch in diesem Jahr ist – wie vor der COVID-19-Pandemie – die Altersgruppe der Säuglinge im Alter von unter einem Jahr am stärksten betroffen – bisher 121,7 übermittelte Fällen pro 100.000 Einwohner.
Die Mehrheit der 2024 übermittelten Personen mit Keuchhusten (Pertussis) war zum Zeitpunkt der Erkrankung ungeimpft oder hatte keine von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlene Auffrischimpfung erhalten. Bei 81 Prozent der Säuglinge wurde eine Pertussis-Impfung der Mutter in der Schwangerschaft verneint.
Hohe Inzidenzen betonen Wichtigkeit des Impfschutzes
Das RKI empfiehlt im Epidemiologischen Bulletin 48/2024, ausstehende Pertussis-Impfungen entsprechend der STIKO-Empfehlungen schnellstmöglich nachzuholen, dazu sollte jeder Arztkontakt genutzt werden. Für Schwangere sowie für die zukünftigen Kontaktpersonen des Babys ist ein Impfschutz gegen Keuchhusten (Pertussis) sehr wichtig, um die Säuglinge nach der Geburt vor einer Ansteckung zu schützen. Schwangere sollten sich zu Beginn des 3. Schwangerschaftsdrittels – ab der 28. Schwangerschaftswoche – bis spätestens vier Wochen vor der Geburt impfen lassen, oder bei erhöhter Wahrscheinlichkeit für eine Frühgeburt bereits im 2. Schwangerschaftsdrittel.
Auch enge Haushaltskontaktpersonen der Säuglinge wie Eltern, Geschwister und Großeltern sollten ihren Impfschutz auffrischen lassen, wenn ihre letzte Keuchhustenimpfung länger als zehn Jahre zurückliegt, ebenso wie medizinisches Personal. Neben der Impfung ist es wichtig, die allgemeinen Hygieneregeln zu beachten. Dazu gehört zum Beispiel, dass man in die Armbeuge hustet oder niest und regelmäßig die Hände wäscht.
Auf www.schwanger-mit-dir.de sowie dem dazugehörigen Instagram-Kanal @schwangermitdir informiert der BVF Frauen mit Kinderwunsch, Schwangere und deren Angehörige rund um das Thema Schwangerschaftsvorsorge. Dort sind auch alle Informationen zum Thema „Impfschutz für werdende Mütter und Familien“ zusammengestellt, um durch Vermeidung von Infektionsrisiken die bestmöglichen Voraussetzungen für eine gesunde Schwangerschaft zu schaffen: Schwanger mit dir – Bester Schutz für Dich und Dein Kind pm