Scharlach ruft typische Hautveränderungen hervor. Weitere Symptome sind Fieber, Halsschmerzen, Schüttelfrost und Erbrechen. Auch eine „Himbeer-Zunge“ (Foto) und eine Mandelentzündung sind Anzeichen von Scharlach. Foto: 89502687345/stock.adobe.com

Nachholeffekt der Corona-Pandemie: Viermal mehr Kinder mit Scharlach in Deutschland

Scharlach-Infektionen bei Kindern nehmen in Deutschland stark zu. So wurden 2023 viermal mehr Kinder mit Scharlach in Arztpraxen behandelt als im Vorjahr. Insgesamt waren hochgerechnet rund 439.500 Kinder im Alter von einem bis 14 Jahren betroffen – der höchste Stand der vergangenen fünf Jahre.

Das ist das Ergebnis einer aktuellen Sonderanalyse im Rahmen des DAK-Kinder- und Jugendreports. Mediziner sehen Nachholeffekte nach der Corona-Pandemie als Ursache.

Bakterielle Infektion im Blick behalten

Scharlach ist eine häufige bakterielle Infektionskrankheit bei Kindern, die durch Streptokokken verursacht wird. Die Bakterien werden durch kleinste Speicheltröpfchen übertragen. Die Keime setzen sich in den Schleimhäuten festen und lösen eine Entzündung aus. Dabei wird auch ein giftiges Stoffwechselprodukt freigesetzt, das typische Hautveränderungen hervorruft. Weitere Symptome: Fieber, Halsschmerzen, Schüttelfrost und Erbrechen. Auch eine „Himbeer-Zunge“ und eine Mandelentzündung sind Anzeichen von Scharlach. Dass diese Kinderkrankheit keine Kleinigkeit ist, erkennt man daran, dass Scharlach Jahre später zu Herzentzündungen führen kann. Besonders übel: Ohne Behandlung können Betroffene bis zu drei Wochen ansteckend sein. Mit Antibiotika besteht schon nach 24 Stunden keine Ansteckungsgefahr mehr.

Die hochansteckende Erkrankung tritt daher meist gehäuft in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten oder Schulen auf. Für die aktuelle DAK-Sonderanalyse im Rahmen des Kinder- und Jugendreports untersuchten Wissenschaftler von Vandage und der Universität Bielefeld Abrechnungsdaten von rund 800.000 Kindern und Jugendlichen bis einschließlich 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit versichert sind. Analysiert wurden die Jahre 2018 bis 2023. Der Fokus der Analyse liegt auf den 1- bis 14-Jährigen, da Scharlach hier am häufigsten auftritt.

„Der starke Anstieg bei Scharlach-Erkrankungen zeigt einmal mehr, dass die Nachwirkungen der Corona-Pandemie für Kinder noch nicht vorbei sind“, sagt DAK-Vorstandschef Andreas Storm. „Wir müssen die Entwicklung im Blick behalten. Wichtig ist eine Aufklärung der Eltern über Infektionskrankheiten wie Scharlach – und das Einhalten der einschlägigen Hygieneregeln.“ Eine Impfung gegen Scharlach gibt es nicht.

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Weitere Informationen
Auf verständliche Art schildert dieses DAK-Video,

Vor allem junge Kinder leiden unter Scharlach

Der DAK-Kinder- und Jugendreport zeigt, dass sich 2023 der Anteil der Kinder im Alter von 1 bis 14 Jahren, die aufgrund von Scharlach ärztlich behandelt wurden, im Vergleich zum Vorjahr vervierfacht hat. Konkret gab es einen Anstieg um 308 Prozent. Wurden 2022 noch 9,6 Fälle je 1000 Kinder von Ärzten dokumentiert, so waren es 2023 bereits 39,1 Fälle je 1000 Kinder. Die Diagnosehäufigkeit von Scharlach erreichte damit 2023 den höchsten Stand seit fünf Jahren.

Besonders betroffen waren 10- bis 14-jährige Schulkinder: In dieser Altersgruppe haben sich die Infektionen verfünffacht (plus 412 Prozent).

Stabile Versorgung mit oralem Penicillin

„Die Ergebnisse des Kinder- und Jugendreports spiegeln die Realität in den Praxen eindrucksvoll wider“, so Dr. Michael Hubmann, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt*innen e. V. (BVKJ). „Der starke Anstieg von Scharlach-Fällen bei Kindern ist auf Nachholeffekte nach der Pandemie zurückzuführen. Die pandemiebedingte ‚Infektvermeidung‘ hatte neben den schwierigen sozialen auch negative infektiologische Folgen. Das sehen wir am Beispiel Scharlach. Das kindliche Immunsystem braucht ‚physiologische‘ Infekte genau wie das ‚soziale Immunsystem‘. Von zentraler Bedeutung ist die Arzneimittelversorgung: Wir brauchen eine stabile Versorgung mit oralem Penicillin.“

Nachholeffekte nach der Pandemie

Die vom BVKJ thematisierten Nachholeffekte nach der Corona-Pandemie sind in der DAK-Sonderanalyse sichtbar. Während der COVID-19-Pandemie gingen die Scharlach-Diagnosen von Ärzten stark zurück – mit dem niedrigsten Stand 2021. Ab 2022 nahmen die Scharlach-Infektionen aber merklich zu. So wurden 2023 mit einem Plus von 97 Prozent knapp doppelt so viele Scharlach-Diagnosen in deutschen Praxen gestellt wie im letzten Vor-Pandemie-Jahr 2019.

Info

Die DAK-Gesundheit ist mit 5,5 Millionen Versicherten die drittgrößte Krankenkasse Deutschlands und engagiert sich besonders für Kinder- und Jugendgesundheit. Weitere Informationen zum Thema Scharlach gibt es unter: https://www.dak.de/scharlach