Die Hautkrebsfälle in Deutschland nehmen rasant zu. Regelmäßige Hautscreens werden daher immer wichtiger. Die IG BAU frodert daher für alle „Draußen-Jobber“ eine Sonnenmilch-Flatrate. Foto: InsideCreativeHouse/stock.adobe.com

Hautkrebs-Fälle rasant gestiegen – IG Bau fordert Sonnenmilch-Flatrate

Im Jahr 2022 waren 13,7 % mehr Versicherte wegen Hautkrebs in Behandlung als noch vor zehn Jahren. Das zeigt die Analyse von ambulanten Abrechnungsdaten von rund 833.000 Versicherten der hkk Krankenkasse. Beim bösartigen und lebensbedrohlichen schwarzen Hautkrebs nahmen die Erkrankungen im selben Zeitraum sogar um rund 18 % zu.

Deutlicher Anstieg von Hautkrebsfällen

Insgesamt waren 1,7 % aller hkk-Versicherten im Jahr 2022 von Hautkrebs betroffen. Davon hatten 0,4 % ein malignes Melanom (schwarzen Hautkrebs) und 1,3 % hellen Hautkrebs. Am bösartigen schwarzen Hautkrebs erkrankten in den vergangenen zehn Jahren rund 18 % mehr hkk-Versicherte. Beim hellen Hautkrebs (Basalzell- und Stachelzellkarzinom) stiegen die Erkrankungen im selben Zeitraum um 14 %.

„Die meisten malignen Melanome werden so früh erkannt, dass sie durch eine Operation entfernt werden können und die Patientin oder der Patient geheilt ist“ so der hkk-Präventionsexperte Dr. Wolfgang Ritter. „Dies ist immerhin bei zwei Drittel aller Melanome der Fall. Maligne Melanome können sich in ihrem Aussehen allerdings sehr voneinander unterscheiden. Daher ist es wichtig, Hautveränderungen zu beobachten und bei Auffälligkeiten frühzeitig einen Hautarzt aufzusuchen.“

Erkrankungsrisiko bei Männern und Frauen unterschiedlich

Beide Hautkrebserkrankungen treten überwiegend im Alter auf. Während bei Männern im Alter von 45 bis 49 Jahren nur 0,9 % erkrankten, waren es bei den 70- bis 74-Jährigen 7,3 % und im Alter von 80 bis 84 bereits 15,4 %. Bei den Frauen waren es 1,3 % (45-49 Jahre), 6 % (70-74 Jahre) und 9,8 % (80-84 Jahre). „Wann Männer und Frauen durchschnittlich an Hautkrebs erkranken, ist unterschiedlich. In unseren Daten sehen wir, dass bis zu einem Alter von 64 Jahren das Risiko bei Frauen etwas höher ist, danach sind Männer stärker betroffen“, erklärt Ritter.

Warum das Risiko unterschiedlich verteilt ist, ist noch unzureichend erforscht. „Neben unterschiedlichen Verhaltensweisen beim Sonnenbaden wird beispielsweise auch die unterschiedliche Inanspruchnahme des Hautkrebsscreenings diskutiert.“

Hautkrebs vorbeugen – auch bei der Arbeit

Das Sonnenlicht hat viele gesundheitsfördernde Effekte auf unseren Körper, da es wichtige Abwehrkräfte aktiviert. Allerdings gilt die übermäßige UV-Strahlung der Sonne als größter Risikofaktor für die Entstehung von Hautkrebs. Der sicherste Schutz, unabhängig von allen anderen Risiken für die Entstehung von Hautkrebs, besteht somit darin, übermäßige Sonneneinwirkung im gesamten Lebensverlauf zu vermeiden.

Dies gilt nicht nur für Sonnenanbeter, sondern auch für Beschäftigte, die viel im Freien arbeiten. „Hier sind Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam gefordert, geeignete Schutzmaßnahmen umzusetzen“, so Dr. Ritter. „Hautkrebs ist immer erst eine späte Folge. Um rechtzeitig vorzubeugen, sollten Beschäftigte möglichst wenig UV-Strahlung ausgesetzt sein.“

Helfen können dabei eine Reihe von einfachen Maßnahmen wie die Einrichtung von schattigen Pausenbereichen mit Sonnensegeln oder so angepasste Arbeitszeiten, dass die Mittagssonne möglichst vermieden wird. Auch das Vorhalten geeigneter Arbeitskleidung mit UV-Schutz durch den Arbeitgeber hilft. Durch das Tragen von langärmeliger UV-Schutzkleidung inklusive Kopfbedeckung und einer Sonnenbrille werden Beschäftigte vor starker UV-Strahlung geschützt. „Unbedeckte Körperstellen sollten regelmäßig mit geeigneten Sonnenschutzmitteln eingecremt werden“, rät Ritter.

Eine Sommer-Flatrate für Wasser und Sonnencreme auf dem Bau – das fordert die IG BAU Nordbaden für Menschen, die in praller Hitze im Freien arbeiten müssen. Foto: Medienzunft Berlin/stock.adobe.com

IG BAU fordert Sonnenmilch-Flatrate

Eine Sommer-Flatrate für Wasser und Sonnencreme auf dem Bau – das fordert die IG BAU Nordbaden. Denn: Bauarbeiter, Fassadenreiniger oder Garten- und Landschaftsbauer in Pforzheim sollen gesund durch den Sommer kommen und im Job keine Sonnenschutz-Kompromisse machen. „Wer unter freiem Himmel arbeitet, hat ein enormes UV-Risiko. Gefährlich ist längst nicht nur der akute Sonnenbrand. Die Haut vergisst nichts. Sie sammelt die Sonnenstunden – Jahr für Jahr: Die ständige Einstrahlung lässt die Haut früher altern und kann zu Hautkrebs führen“, sagt Wolfgang Kreis.

Der Bezirksvorsitzende der IG BAU warnt davor, „die Sonne auf die leichte Schulter zu nehmen“. Kreis fordert die Betriebe auf, beim Arbeitsschutz in den Sommermodus zu schalten: „Sonnencreme und Wasser muss es für die, die draußen arbeiten, kostenlos geben. Es geht um eine Flatrate für Sonnenmilch und Wasser – bezahlt vom Chef. Wichtig dabei: Das ist kein Goodie, kein freiwilliger Service vom Betrieb. Nein, Durstlöschen ist Sache vom Chef. Genauso wie der Schutz vor intensiver Sonne.“

Spender für Sonnencreme statt Desinfektionsmittel

Was mit der Handdesinfektion in der Corona-Pandemie geklappt habe, müsse jetzt auch beim Sonnenschutz am Open-Air-Arbeitsplatz zu schaffen sein: „Aus Desinfektionsmittel-Spendern sollten Sonnenmilch-Spender werden. Und die muss es auf allen Baustellen geben. Überall, wo unter praller Sonne gearbeitet wird, sollte es Gratis-Sonnencreme zum Einreiben geben – aus der Tube, aus der Flasche oder am besten eben gleich aus dem Spender. Das ist gut investiertes Geld der Unternehmen in den Arbeitsschutz“, sagt Wolfgang Kreis.

Vorbild beim Umrüsten der Spender von Hygiene auf Sonnenschutz seien die Niederlande. Dort gebe es in diesem Sommer an öffentlichen Plätzen bereits kostenlose Sonnencreme aus umfunktionierten Desinfektionsspendern.

Hoher Lichtschutzfaktor und ständig trinken

Die IG BAU Nordbaden rät allen „Draußen-Jobbern“, auch selbst auf eine Sonnencreme mit möglichst hohem Lichtschutzfaktor zu achten. „Gerade wer einen hellen Hauttyp hat, sollte zu einem Lichtschutzfaktor von mindestens 30, besser aber 50 greifen. Auch regelmäßiges Wassertrinken ist ein Muss. Sonnenmilch und Wasserflasche gehören genauso zum Job wie Mörtel und Maurerkelle“, so IG BAU-Bezirksvorsitzender Kreis.

Die Faustregel beim Wassertrinken sei einfach: An heißen Arbeitstagen alle 15 bis 20 Minuten ein volles Wasserglas – mindestens aber zweieinhalb Liter Flüssigkeit am Tag, so die Empfehlung der IG BAU. „Mineralwasser oder kalte Tees gratis – das gehört zu jedem Sommerprogramm beim Arbeitsschutz“, erklärt Wolfgang Kreis. Und der Gewerkschafter bringt es noch einmal deutlich auf den Punkt: „Arbeitgeber sind bei Hitzearbeit dazu verpflichtet, Wasser oder andere nicht alkoholische Getränke zur Verfügung zu stellen.“ Das sei in der Arbeitsstättenverordnung klar geregelt.

Körperteile mit Kleidung bedecken

Heikel werde es vor allem in der Mittagszeit. Dann sei besondere Vorsicht geboten. „Diese Faustregel hilft: Wenn der eigene Schatten kleiner ist als die Körpergröße, dann ist die Gesundheitsgefahr besonders hoch. Zwischen 12 und 14 Uhr sollte der Großteil der Arbeiten in den Schatten verlegt werden. Dann ist maximaler Schutz angesagt“, so Wolfgang Kreis. Grundsätzlich sei bei Arbeiten zwischen 11 und 16 Uhr besondere Vorsicht geboten. Wichtig sei außerdem, möglichst viele Teile des Körpers mit Kleidung zu bedecken. Dazu ein Praxis-Tipp des IG BAU-Bezirksvorsitzenden: „Ein am Helm fixierter Nackenschutz ist eine Kleinigkeit, die aber viel bringt.“

Für alle, die unter freiem Himmel arbeiten, hat die Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG BAU) Tipps zum Schutz vor UV-Strahlung online gestellt: www.bgbau.de/uv-schutz                pm