
Radfahren im Fitnessstudio und sich dabei mit Videobrille wie bei einer Straßenrundfahrt mit anderen Sportlern fühlen – Gamification macht das Training durch spielerische Elemente noch attraktiver. Bonuspunkte und Levels aktivieren das Belohnungssystem im Gehirn. Foto: MaMaKe – KI-generiert/stock.adobe.com
Gamification im Sporttraining: Spielerisch mit Punkten und Levels bessere Ergebnisse erzielen
Sport ist gesund. Wenn da nur nicht immer die Sache mit der Motivation oder dem ausbleibenden Spaß wäre. Durch den Einsatz spieltypischer Elemente wie Punkte, Level oder Belohnungen kann die Motivation gesteigert und der Trainingseffekt im Sport nachhaltig verbessert werden. Doch wie genau funktioniert Gamification? Welche Mechanismen greifen und warum ist spielerisches Training oft erfolgreicher?
Belohnung für Workouts und Wiederholungen
Unter dem Begriff Gamification wird die Anwendung spieltypischer Elemente in spielfremden Kontexten verstanden. Dazu gehören etwa Punkte, Ranglisten, Abzeichen oder Fortschrittsbalken. Das sind allesamt Mechanismen, die ursprünglich aus der Welt der Spielewelt stammen, mittlerweile aber in Bereichen wie Bildung, Marketing und Gesundheit eingesetzt werden. Ziel ist es, intrinsische Motivation zu fördern, Verhalten positiv zu beeinflussen und Lern- oder Trainingsprozesse effektiver zu gestalten.
Im sportlichen Bereich bedeutet Gamification konkret, dass Trainingseinheiten so gestaltet werden, dass sie Spielmechaniken wie etwa das Erreichen von Levels durch absolvierte Workouts, das Sammeln von Punkten für Wiederholungen oder virtuelle Wettkämpfe mit anderen Teilnehmenden enthalten.
Warum kann Gamification den Trainingseffekt steigern?
„Gamification spricht Grundmuster menschlicher Motivation an, die sie im Trainingseinsatz so wirkungsvoll machen“, erklärt Katharina Steinbach, Sportwissenschaftlerin der BARMER. Tatsächlich belegen zahlreiche Studien, dass durch den Einsatz von Elementen der Gamification sowohl die Trainingshäufigkeit als auch die Ausdauer signifikant gesteigert werden können. Die psychologische Grundlage dafür liefert das Konzept der Selbstbestimmungstheorie. „Sie beschreibt drei zentrale Bedürfnisse, die für Motivation entscheidend sind: Kompetenz, Autonomie und soziale Eingebundenheit“, sagt Steinbach.
Gamifizierte Trainingsformate bedienen diese Bedürfnisse auf unterschiedliche Weise:
- Kompetenz wird durch Fortschrittsanzeigen, Belohnungen und dem Feedback gefördert.
- Autonomie entsteht durch Auswahlmöglichkeiten und individuelle Zielsetzungen.
- Soziale Eingebundenheit wird über Ranglisten, Gruppenchallenges oder geteilte Erfolge verstärkt.
Darüber hinaus aktivieren spielerische Elemente das Belohnungssystem im Gehirn, inklusive der Dopamin-Ausschüttung. Das sorgt nicht nur für ein gutes Gefühl, sondern verstärkt auch das Verhalten, das zu diesem Gefühl geführt hat: das Training.
Anwendungsbeispiele aus der Praxis
Ein Klassiker unter den gamifizierten Anwendungen ist eine Fitness-App, bei der Nutzer beim Joggen virtuelle Zombies abhängen müssen. Das Narrativ verwandelt die Trainingsstrecke in eine immersive Geschichte und damit die Sporteinheit in ein Abenteuer. „Eine Schweizer-Studie aus dem Jahr 2014 hat gezeigt, dass Sportlerinnen und Sportler dadurch nicht nur länger, sondern auch häufiger laufen“, weiß die Sportwissenschaftlerin.
Ebenso setzen verschiedene Wearables, also elektronische Geräte wie Uhren oder Armbänder, die mit Sensoren ausgestattet sind um am Körper getragen werden, verstärkt auf Gamification-Elemente. Schrittziele, Tagesrekorde, Abzeichen für Meilensteine, all das motiviert zur Bewegung, ohne dass ein externer Trainer eingreifen muss. In Gruppenchallenges lässt sich zusätzlich der soziale Vergleich nutzen, was den Effekt nochmals verstärkt.
Im institutionellen Kontext experimentieren bereits Unternehmen mit gamifizierten Gesundheitssystemen, um Mitarbeitende zu mehr Bewegung zu animieren. „Im therapeutischen Setting zeigen sich erste Erfolge etwa bei Reha-Patientinnen und Patienten, die durch spielerische Feedbacksysteme motiviert werden, ihre Übungen konsequenter durchzuführen“, sagt Steinbach.
Spielerisch zu mehr Trainingserfolg
Gamification ist also kein Selbstzweck, sondern ein wirkungsvolles Mittel, um Motivation, Engagement und damit letztlich auch den Trainingseffekt zu steigern. Wichtig ist dabei eine kluge Integration spielerischer Elemente, die nicht ablenkt, sondern unterstützt. „Richtig eingesetzt, macht Gamification aus Training mehr als eine Pflicht. Sie macht es zur Kür“, so Steinbach. pm