Viele Sportler setzen bei Höchstleistungen auf Willenskraft. Hendrik Höfken, Mentaltrainer und ehemaliger Profitänzer (lateinamerikanische Tänze), setzt dagegen auf Intuition. Diese arbeite effizient im Hintergrund und mache durch automatisierte Reaktionen in Hochdrucksituationen erfolgreich. Foto: David – KI-Generiert/stock.adobe.com

Bloß nicht durch Willenskraft verkrampfen: Wie Intuition im Spitzensport den Erfolg bestimmt

Im Wettkampfsport entscheidet oft ein Moment über Sieg oder Niederlage. Erfolgreiche Sportler verlassen sich hierbei auf ihre Intuition – ein automatisierter Prozess, der blitzschnell komplexe Entscheidungen trifft. Intuition basiert auf gespeicherten Erfahrungen und hilft Athleten, unter Druck zu performen.

Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten

Neurowissenschaftler bestätigen, dass diese Fähigkeit im limbischen System verankert ist, einem Bereich des Gehirns, der Emotionen und Überlebensinstinkte steuert. Sie ist unbewusst, energieeffizient und bleibt selbst bei mentaler Erschöpfung aktiv.

Hendrik Höfken, Mentaltrainer und Experte, ergänzt: „Intuitiv zu handeln bedeutet, im richtigen Moment loszulassen und auf sich selbst zu vertrauen.“ Diese Fähigkeit nennt man Kompetenzüberzeugung – das Vertrauen, dass die eigenen Fähigkeiten für das gesteckte Ziel ausreichen. Es geht nicht darum, objektiv „gut genug“ zu sein, sondern darum, dieses „gut genug“ selbst wahrzunehmen.

Die Grenzen der Willenskraft

Willenskraft wird oft überschätzt. Während sie auf bewusster Kontrolle basiert und hohe Energie kostet, arbeitet Intuition effizient im Hintergrund. Eine bewusste Übersteuerung der Bewegungen – wie das übermäßige Konzentrieren auf Details – führt dazu, dass eigentlich automatisierte Muster gehemmt werden. Diese willentliche Steuerung verschlechtert die Leistung, anstatt sie zu verbessern. Viele Sportler fallen in diese Falle, weil sie glauben, durch noch mehr Fokus ihre Leistung zu steigern. Tatsächlich ist es jedoch die intuitive, automatisierte Reaktion, die in Hochdrucksituationen erfolgreich macht.

Psychologische Studien wie der Artikel „Wettkampfbezogene Emotionen im Sport – ein Scoping-Review“ zeigen, dass Emotionen auf physischer, kognitiver und behavioraler Ebene die Leistung beeinflussen. Die Förderung intuitiver Fähigkeiten erlaubt es, emotionale Stressoren besser zu bewältigen und das volle Leistungspotenzial auszuschöpfen.

Sportler in Hochdrucksituationen: Intuition schlägt Willenskraft, erklärt Mentaltrainer Hendrik Höfken. Foto: Hendrik Hofken

Intuition als Stresspuffer

Bewusste Kontrolle erhöht das Stressniveau und führt langfristig zu negativen Auswirkungen auf die psychische Gesundheit. Dazu zählen Schlafstörungen und Burnout. Intuition kann hier als natürlicher Stresspuffer wirken. Wenn Athleten intuitive Prozesse fördern, senken sie nicht nur die mentale Belastung, sondern bleiben auch in Wettkämpfen leistungsfähig. Studien wie „Stressmanagement: Wie es gelingt, positiv mit psychischen Belastungen umzugehen” betonen, dass Techniken wie Achtsamkeitstraining oder progressive Muskelentspannung dazu beitragen, intuitive Fähigkeiten zu stärken und Stress abzubauen.

So stärken Sie Ihre Intuition

Intuition lässt sich gezielt trainieren. Hier einige bewährte Methoden:

  • Visualisierung: Mentale Bilder von Wettkampfsituationen schärfen die intuitive Entscheidungsfindung.
  • Achtsamkeit: Übungen wie Meditation fördern die Wahrnehmung innerer Signale und helfen, Stress zu reduzieren.
  • Erfahrung: Wiederholte Szenarien prägen automatisierte Muster, auf die das Gehirn in entscheidenden Momenten zugreift.

Höfken betont, dass Athleten eine gute Wahrnehmung ihrer Leistungsentwicklung benötigen, um sich selbst „gut sein zu lassen“. Dieses Vertrauen erlaubt es, loszulassen und intuitive Prozesse zu nutzen. Nur so gelingt es, den „Flow-Zustand“ zu erreichen, in dem Spitzenleistungen fast mühelos wirken.

Intuition ist für Höfken der Schlüssel zu mentaler Stärke und sportlichem Erfolg. Sie erlaubt es, in Hochdrucksituationen souverän zu handeln, ohne mentale Ressourcen zu erschöpfen. Der bewusste Versuch, Entscheidungen zu kontrollieren, wirkt dagegen kontraproduktiv. Wer die eigene Intuition stärkt, schützt nicht nur seine psychische Gesundheit, sondern steigert auch nachhaltig die Leistungsfähigkeit. pm

Info

Hendrik Höfken ist ein erfahrener Tänzer und Mentaltrainer, der in den lateinamerikanischen Tänzen zu den Top-Profis Deutschlands zählte. Mit Engagements beim ZDF und der RTL-Show „Let’s Dance“ erlangte er deutschlandweite Bekanntheit. Heute begleitet er als ganzheitlicher Coach Sportler, Teams und Privatpersonen dabei, ihr volles Potenzial zu entfalten. Mehr dazu unter http://www.hendrikhoefken.de und https://www.instagram.com/hendrikhoefken/