
Jedes Jahr sterben in Deutschland Menschen an einer Kohlenmonoxidvergiftung. Ein Grund dafür sind häufig nicht gewartete Gasthermen, die zum Beispiel im Bad das Wasser erhitzen. In Marl starb im August 2024 eine 13-Jährige (Symbolbild) an einer CO-Vergiftung im Bad. Zwei Schwestern des Opfers im Alter von zehn Monaten und zwei Jahren wurden mit einer CO-Vergiftung ins Krankenhaus gebracht. Bildrechte/Foto: Initiative zur Prävention von Kohlenmonoxid-Vergiftungen
Für Kinder und Schwangere besonders gefährlich: Tod durch Vergiftung mit Kohlenmonoxid
Mit der Umstellung auf die Winterzeit am 27. Oktober und dem Beginn der Heizperiode steigt die Gefahr von Kohlenmonoxidvergiftungen. Das Risiko ist besonders für Kinder und Schwangere hoch. Schon geringe Mengen des unsichtbaren, geruchlosen und hochgiftigen Gases in der Raumluft können schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. In den vergangenen zehn Jahren wurden durchschnittlich 3500 Patienten jährlich mit einer Kohlenmonoxid-Vergiftung in Deutschlands Krankenhäuser eingeliefert.
Erhöhtes Risiko für Kinder und Jugendliche
Kinder sind aufgrund ihres noch nicht ausgereiften Stoffwechsels besonders anfällig für Kohlenmonoxidvergiftungen. Bereits geringe CO-Konzentrationen verdrängen den Sauerstoff im Blut, was zu Symptomen wie Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit führen kann. In schweren Fällen drohen Bewusstlosigkeit und bleibende Schäden am Nervensystem.
Auch Teenager sind häufig betroffen: In Marl starb im letzten August eine 13-Jährige an einer CO-Vergiftung im Bad. Zwei Schwestern des Opfers im Alter von zehn Monaten und zwei Jahren wurden mit einer CO-Vergiftung ins Krankenhaus gebracht.
Schwangere: Gefährliche Auswirkungen auf das ungeborene Kind
Schwangere Frauen sind nicht nur selbst einer erhöhten Gefahr ausgesetzt, sondern tragen auch ein erhebliches Risiko für das ungeborene Kind. Kohlenmonoxid gelangt über die Plazenta in den Blutkreislauf des Fötus und beeinträchtigt dessen Sauerstoffversorgung. Dies kann zu Entwicklungsstörungen, Wachstumsverzögerungen und im schlimmsten Fall zur Fehl- oder Frühgeburt führen.
Besonders tückisch: Erste Anzeichen einer Vergiftung wie Übelkeit oder Schwindel werden oft als Schwangerschaftssymptome fehlinterpretiert.
Wintermonate erhöhen die Gefahr
Bei der Nutzung von Öfen, Ölheizungen, Kaminen und gasbetriebenen Heizgeräten, die fossile Brennstoffe verbrennen, kann sich ohne ausreichende Belüftung oder durch defekte Geräte Kohlenmonoxid bilden, was zu schweren Gesundheitsschäden und sogar zu Todesfällen führen kann. Die Zeitumstellung auf die Winterzeit ist daher der ideale Anlass, um Vorsorgemaßnahmen zu ergreifen. „Viele Menschen unterschätzen die Gefahr von Kohlenmonoxidvergiftungen gerade jetzt, wenn die Heizperiode beginnt“, erklärt Anne Wentzel, Vorsitzende der Initiative zur Prävention von Kohlenmonoxid-Vergiftungen und ergänzt: „Überall dort, wo mit fossilen Brennstoffen wie Öl, Gas oder Holz geheizt wird, sollten CO-Warnmelder zur Standardausrüstung gehören. Das gilt umso mehr, wenn Kinder oder Schwangere im Haushalt leben.“

Prävention: CO-Warnmelder und regelmäßige Wartung
Der beste Schutz gegen eine CO-Vergiftung ist die Installation von CO-Warnmeldern in Schlaf- und Wohnräumen. Sie alarmieren frühzeitig bei einer erhöhten CO-Konzentration. Auch die regelmäßige Wartung von Gasthermen, Öfen, Kaminen und Schornsteinen ist unerlässlich, um das Risiko zu minimieren. „Die Risiken einer Kohlenmonoxidvergiftung sind insbesondere für Kinder und Schwangere gravierend“, warnt Dr. Hella Körner-Göbel von der Bundesvereinigung der Arbeitsgemeinschaften der Notärzte Deutschlands e.V. (BAND). „Deshalb ist die Zeitumstellung ein perfekter Anlass, um CO-Warnmelder zu installieren und Heizungen überprüfen zu lassen. Das schützt nicht nur die eigene Gesundheit, sondern kann auch Leben retten.“
Tipps für den richtigen Schutz
Um sich vor Kohlenmonoxidvergiftungen zu schützen, empfehlen die Experten Folgendes:
- Installieren Sie Kohlenmonoxidmelder vor allem in der Nähe der Gefahrenquelle und am besten auch in Aufenthaltsräumen und Schlafzimmern in allen Stockwerken Ihrer Wohnung.
- Sorgen Sie für eine regelmäßige Wartung von Heizungsanlagen, Öfen und Schornsteinen.
- Achten Sie auf eine ausreichende Belüftung der Wohnräume, insbesondere bei der Verwendung von Gasgeräten.
- Informieren Sie sich über die Symptome einer Kohlenmonoxidvergiftung.
Hinweise zur richtigen Montage und Bedienung von CO-Meldern finden Sie hier.
Info
Die Initiative zur Prävention von Kohlenmonoxid-Vergiftungen wurde 2018 gegründet. Zu den Mitgliedern gehören der Bundesverband der Ärztlichen Leiter Rettungsdienst (ÄLRD), die Bundesarbeitsgemeinschaft Notärzte (BAND), der Deutsche Feuerwehrverband (DFV), der Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks (ZIV), der BHE Bundesverband Sicherheitstechnik, das Deutsche Pelletinstitut (DEPI), der Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband e.V. (DEPV) sowie verschiedene Hersteller von Kohlenmonoxid-Meldern.
Was macht Kohlenmonoxid (CO) so gefährlich?
Das Gas ist farb-, geruch- und geschmacklos. Etwa 300 bis 400 Menschen pro Jahr verlieren in Deutschland ihr Leben, weil sie Opfer einer Kohlenmonoxidvergiftung wurden. Wenn Kohle, Gas oder Benzin nicht vollständig verbrennen, kann sich Kohlenmonoxid bilden.
Schon mehrfach gab es Tote und Verletzte, weil jemand einen noch glühenden Holzkohlengrill vom Balkon ins Zimmer gestellt oder in einer geschlossenen Garage gegrillt hat. Wer einen offenen Kamin in der Wohnung hat, muss ebenfalls mit einer unsauberen Verbrennung und Kohlenmonoxid-Bildung rechnen. Sind dann auch noch die Abzüge defekt oder der Kamin verstopft, kann sich das Gas im Wohnraum ansammeln. Manchmal sogar bei geöffneten Fenstern. Auch an Stromaggregaten, die meist mit Diesel oder Benzin betrieben werden, entstehen giftige Abgase wie Kohlenmonoxid. Ein solches Aggregat, das die Versorgung mit Energie unabhängig vom Stromnetz sicherstellt, sollte also nicht in geschlossenen oder schlecht belüfteten Räumen genutzt werden.
Das Einatmen von CO führt zu einem extremen Sauerstoffmangel im Körper. Aus Kopfschmerzen und Übelkeit folgen Herzrasen, Halluzinatonen und Krämpfe. Die Kohlenmonoxid-Opfer werden zunehmend apathisch und leiden unter Atemnot. Je länger die Menschen große Mengen CO einatmen, desto eher tritt der Tod ein. Gefährlich wird es, wenn die Menschen im Schlaf überrascht werden und dann nicht mehr die Kraft finden, sich aus dem Raum zu bewegen, um frische Luft, zum Beispiel durch ein geöffnetes Fenster, einzuatmen.
Die üblichen und vorgeschriebenen Rauchmelder reagieren nicht auf Kohlenmonoxid. Es gibt jedoch CO-Melder, die bei manchen Kaminsituationen auch vom Schornsteinfeger angeordnet werden. Generell gilt: Ein CO-Melder kann Leben retten, denn wer noch die Kraft hat, sich ins Freie zu retten, hat sehr gute Chancen, die Vergiftung zu behandeln. Das geschieht vor allem mit der Gabe von hochdosiertem Sauerstoff.
Druckkammern werden zu Lebensrettern
Lebensgefährlich durch CO Verletzte können in speziellen Druckkammern gerettet werden. Diese sind allerdings rar gesät. Nach einem Fall einer CO-Vergiftung in Pforzheim wurden zum Beispiel drei Verletzte aus einer Familie in drei Kliniken gefahren – zu Druckkammern in Ludwigsburg, Straßburg im Elsass und Murnau in Bayern.
In den Druckkammern fühlen sich die Körper so an, als wären sie unter Wasser in mehreren Metern Tiefe. Das physikalische Prinzip: Je höher der Druck, desto mehr Gas löst sich in einer Flüssigkeit. Und so atmen die Patienten in der Druckkammer über Schläuche reinen Sauerstoff ein. Der Überdruck löst den Sauerstoff in Blut, Zell- und Lymphflüssigkeit besser auf, die Organe werden wieder mit Sauerstoff versorgt. Die Behandlung einer CO-Vergiftung kann mehrere Tage dauern.
Lebensgefahr durch Taube im Abgasrohr und sechs tote Teenager durch Stromgenerator
Der Tod durch Kohlenmonoxid kommt schleichend, geruchlos und unsichtbar. Ursachen gibt es viele, oft wären die tödlichen Unfälle zu verhindern gewesen, wenn die CO-Opfer sich der Gefahr bewusst gewesen wären oder CO-Melder in den Wohnräumen installiert hätten. Was alles möglich sein kann, zeigen diese Beispiele.
November 2023: Als der Rettungsdienst zu einem Einsatz an die Pforzheimer Straße in Mühlacker gerufen wurde, schlugen die Kohlenmonoxid-Melder an den Jacken der Rettungssanitäter an. Sogleich wurde die Feuerwehr Mühlacker alarmiert. Einsatzkräfte betraten nach eigenen CO-Messungen mit Atemschutz eine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus und fanden im Bad eine leblose 47-jährige Frau. Offenbar ist die Frau an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung gestorben. Als Grund für das Austreten des gefährlichen, aber geruchlosen Gases steht ein Defekt an einer mit Gas betriebenen Heizungsanlage im Raum. Mehr dazu unter „Kohlenmonoxid-Vergiftung: Frau in Mühlacker leblos in Wohnung aufgefunden“.
Januar 2022: Zwei tote Kinder – ein fünf Jahre altes Mädchen und ein vierjähriger Junge – sind in einem Haus in Karlstein am Main in Unterfranken entdeckt worden. Ihr 49 Jahre alter Vater wurde verletzt und kam in ein Krankenhaus. Erste Vermutungen legten damals eine Kohlenmonoxid-Vergiftung vor – durch eine defekte Heizung. Mehr dazu unter „Zwei Kinder tot in Unterfranken entdeckt“.
Oktober 2019: Ein 26-jähriger Mann hat in seiner Wohnung in Mühlacker eine lebensgefährliche Kohlenmonoxid-Vergiftung erlitten. Grund dafür war offenbar eine Shisha-Pfeife, die er mit seiner Ehefrau geraucht hat. Die Wasserpfeife stellten sie in der Küche ab. Nach einiger Zeit wurde die Frau wieder wach, da ihr neben ihr liegender Mann einen Krampfanfall hatte. Bei der anschließenden ärztlichen Versorgung des Mannes schlugen plötzlich die Kohlenstoffmonoxid-Warner des Rettungsteams an, weswegen sämtliche Personen umgehend die Wohnung verließen und die Feuerwehr hinzugezogen wurde. Auch die anderen Hausbewohner mussten vorsorglich ihre Wohnungen verlassen. Mehr dazu unter „Lebensgefährlich verletzt durch Wasserpfeife: 26-Jähriger erleidet Kohlenmonoxid-Vergiftung nach Shisha-Konsum“.
März 2019: Eine von einem Kaminkehrer aus einem Abgasrohr gefischte tote Taube war die Ursache für eine Kohlenmonoxid-Vergiftung im Wohnhaus Gymnasiumstraße 85 in Pforzheim gewesen sein. Ihr fielen drei Menschen zum Opfer, die, so Feuerwehr-Einsatzleiter Guido Lobermann, bei in akuter Lebensgefahr schwebten. Alle drei Schwerverletzten – eine 47-jährige und eine 22-jährige Frau sowie ein 39-jähriger Mann – mussten in Druckkammern gebracht werden. Der Rest der 23 dort gemeldeten Bewohner wurde evakuiert. Vorsichtshalber wurde vom Rettungsdienst auch der Blutsauerstoffgehalt der ins Haus geeilten Polizisten untersucht. Mehr dazu unter „CO-Vergiftung wegen toter Taube im Abgasrohr? Drei Personen in Lebensgefahr“.
Februar 2018: Eine in Esslingen tot in ihrer Wohnung gefundene, vierköpfige Familie ist an einer Kohlenmonoxidvergiftung gestorben. Das farb- und geruchslose Gas ist wohl an der Heizungsanlage des Hauses ausgetreten. Die beiden 29 Jahre alten Eltern und ihre drei und vier Jahre alten Kinder wurden von Angehörigen am Montagmittag durch ein Fenster leblos entdeckt. Mehr dazu unter „Obduktion: Vierköpfige Familie an einer Kohlenmonoxidvergiftung gestorben“.
Dezember 2017: Um bei den niedrigen Temperaturen nicht frieren zu müssen, stellten zwei Männer in Pforzheim in einem für die Übernachtung genutzten Industriebau ein benzinbetriebenes Notstromaggregat auf, um damit ein Heizgerät zu betreiben. Ein 32-Jähriger erwachte am nächsten Morgen sichtlich benommen. Später fand er im Erdgeschoss seinen Kollegen leblos auf dem Boden liegend vor. Der 49-jährige Arbeiter war wohl in der Nacht nach unten gegangen, um das Gerät zu kontrollieren oder auszustellen. Dabei atmete er das Kohlenmonoxid ein und verstarb neben dem Notstromaggregat. Mehr dazu unter „Tod durch Kohlenmonoxid: Arbeiter durch Abgas von Stromaggregat vergiftet“.
Januar 2017: Die sechs tot in einer Gartenlaube im unterfränkischen Arnstein gefundenen Teenager sind an einer Kohlenmonoxidvergiftung gestorben. Sie hatten in dem Häuschen eine Party gefeiert. Der Vater eines Geschwisterpaares auf der Party hatte am Sonntagmorgen die Leichen seiner Tochter, seines Sohnes und der vier weiteren Gäste in dem Häuschen gefunden. Schuld war ein im Technikraum des Häuschens aufgestellter Stromgenerator, der nicht für Innenräume geeignet war. Der Vater des Geschwisterpaares hatte zudem eine wackelige Abgasableitung gebastelt, die im Laufe des Abends zusammengebrochen war. Deshalb konnte sich das tödliche Gas unbemerkt in der Hütte verteilen. Mehr dazu unter „Teenager in Gartenlaube starben an Kohlenmonoxidvergiftung“. pm/tok