2025 gab es bis zum 5. Mai schon 16 gemeldete Ausbrüche von Magen-Darm-Erkrankungen auf Kreuzfahrtschiffen, 14 davon hatten Noroviren ausgelöst. Das lässt nichts Gutes ahnen, denn im gesamten Vorjahr gab es nur 18 gemeldete Ausbrüche. Foto: yang – KI-generiert/stock.adobe.com

Auffällig viele Norovirus-Infektionen auf Kreuzfahrtschiffen: So schützen sich Reisende

Norovirus-Ausbrüche sorgen auf Kreuzfahrtschiffen weltweit für Unruhe: Bis Anfang Mai wurden bereits 14 Ausbrüche der hoch ansteckenden Magen-Darm-Erkrankung auf Kreuzfahrten registriert – fast so viele wie im gesamten Vorjahr. Das CRM Centrum für Reisemedizin rät Kreuzfahrt-Reisenden mit gezielten Hygienemaßnahmen zur Vorbeugung.

Ideale Viren-Bedingungen an Bord

„Wer sich auf eine Kreuzfahrt begibt, sollte sich bewusst sein, dass Noroviren unter den Bedingungen an Bord ideale Voraussetzungen für eine rasche Verbreitung finden – wie überall, wo viele Menschen auf engerem Raum zusammenkommen“, betont Prof. Dr. med. Tomas Jelinek, wissenschaftlicher Leiter des CRM Centrum für Reisemedizin. „Eine gute Händehygiene ist der wichtigste Schutz – gerade nach dem Toilettengang und vor dem Essen.“

Laut dem Vessel Sanitation Program der US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) wurden in diesem Jahr bis zum Meldedatum 5. Mai bereits 16 Ausbrüche von Magen-Darm-Erkrankungen auf Kreuzfahrtschiffen gemeldet, davon 14 durch Noroviren. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2024 waren es 18 Ausbrüche. Den bislang größten Ausbruch 2025 verzeichnete die Queen Mary 2 mit 266 erkrankten Passagieren auf einer Karibik-Kreuzfahrt. Auch auf der Eurodam kam es bereits zu zwei Ausbrüchen mit jeweils rund 150 Betroffenen.

Kein Impfstoff gegen hochansteckende Noroviren

Ein zugelassener Impfstoff gegen Noroviren existiert bislang nicht. „Es laufen zwar mehrere klinische Studien, aber bis zur Verfügbarkeit eines wirksamen Impfstoffs bleibt Prävention entscheidend“, so Jelinek. Noroviren sind weltweit verbreitet, hoch ansteckend und benötigen nur eine geringe Infektionsdosis. Die Übertragung erfolgt meist fäkal-oral, kann aber auch über die Luft stattfinden.

„Bei Noroviren reicht es aus, winzigste Mengen zu verschlucken, um krank zu werden. Tröpfchen, die beim Erbrechen entstehen, sind ebenfalls hochansteckend. Im Magen-Darm-Trakt finden die Viren ideale Bedingungen, um sich explosionsartig zu vermehren“, erklärt Apotheker Dr. Holger Isensee von der Pregizer Apotheke in Pforzheim. Und, so Isensee weiter: „Mit Ausbruch der Krankheit bis 48 Stunden nach dem Ende der Beschwerden ist man für andere Menschen hochansteckend. Der Kranke sollte möglichst eine eigene Toilette benutzen.“

Heftige Beschwerden, die aber oft nur drei Tage andauern

Die hohen Zahlen der Infizierten auf Kreuzfahrtschiffen zeigt an: Noroviren kann man sich schnell einfangen. Aber was passiert nach der Infektion? „Der Körper reagiert mit heftigen Gegenmaßnahmen: Innerhalb von wenigen Stunden bis etwa nach einem Tag nach einem Kontakt kommt es zu starkem, schwallartigem Erbrechen und oft zu ausgeprägten Durchfällen. Bauchschmerzen, Übelkeit sowie Kopf- und Gliederschmerzen begleiten das Krankheitsgeschehen. Manche Kranke entwickeln auch leichtes Fieber. So schnell wie die Beschwerden gekommen sind, so verschwinden sie nach ein bis drei Tagen auch wieder“, erklärt Dr. Holger Isensee. Aber: „Bei Kleinkindern und Senioren kann der Flüssigkeitsverlust so ausgeprägt sein, dass ein kurzer Krankenhausaufenthalt mit einer Infusionstherapie erforderlich wird.“

Eine Stuhlprobe ermöglicht eine sichere Diagnose einer Norovirus-Infektion, auch Schnelltests sind hilfreich. Die Therapie kann eigentlich nur gegen die Symptome vorgehen, beziehungsweise diese lindern. Es gibt eben noch keine spezifische antivirale Therapie gegen das Norovirus. Ganz wichtig: Um eine Dehydrierung zu vermeiden, sollten Infizierte viel Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Empfohlen wird schluckweises Trinken, zum Beispiel von Fencheltee, dünnen Saftschorlen oder Elektrolytlösungen. Getränke mit Kohlensäure wie Sprudel, Limonaden oder auch das fälschlicher Weise bei Magen-Darm-Problemen immer noch genutzte Cola sind nicht hilfreich.

Und das empfiehlt der Pforzheimer Apotheker als Gegenmaßnahmen im Infektionsfall: „Erste Maßnahme bei allen Magen-Darm-Infekten ist die Gabe probiotischer Bakterien. Dreimal täglich löst man einen Beutel in Wasser auf und trinkt dies. Dadurch behindert man die ungezügelte Vermehrung der Viren. Gegen Übelkeit und Erbrechen kommt der Wirkstoff Dimenhydrinat zum Einsatz. Ob in Form eines Dragees, Sirup, Zäpfchen oder löslicher Tablette: In der Apotheke werden Sie über die ideale Arzneiform beraten. Kopf- und Gliederschmerzen können durch die Wirkstoffe Ibuprofen oder Paracetamol gelindert werden. Besonders wichtig ist der Ersatz der Mineralstoffe, die man beim Erbrechen oder aufgrund des Durchfalls verloren hat. Mineralstoffbeutel, die man in Wasser auflöst, können diesen Verlust ausgleichen. Starke Durchfälle stoppt der Wirkstoff Loperamid.“

Das richtige Waschen der Hände senkt das Infektionsrisiko

Wer sich die Übertragungswege anschaut, erkennt schnell, welche Präventionsmaßnahme besonder wichtig ist. Das richtige und häufige Waschen der Hände kann dem direkten Kontakt mit infizierten Personen oder kontaminierten Oberflächen etwas von seiner Gefährlichkeit nehmen. Häufig kontaminierte, rohe Lebensmittel wie Salate, Obst, tiefgekühlte Beeren, aber auch Krabben und Muscheln sollte man mit Vorsicht genießen. Aber auch Trinkwasser und andere Getränke können Noroviren aufweisen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erinnert jährlich am 5. Mai – symbolisch gewählt wegen der fünf Finger jeder Hand – mit dem Welttag der Händehygiene an die Bedeutung des Händewaschens. „Gerade im Gesundheitswesen ist Händehygiene essenziell, aber auch Reisende sollten sie verinnerlichen, besonders auf Kreuzfahrten“, betont Jelinek. „Mit einfacher, aber konsequenter Händehygiene lässt sich das persönliche Infektionsrisiko deutlich senken – auf See wie an Land“, so der wissenschaftliche Leiter des CRM Centrum für Reisemedizin, Tomas Jelinek. pm/tok

Hände regelmäßig waschen

Die Hände sollten nicht nur gewaschen werden, wenn sie sichtbar schmutzig sind. Denn Krankheitserreger sind mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen. Ein Waschvorgang sollte mindestens 20 Sekunden dauern und alle Bereiche der Hand einbeziehen. Daher sollten Sie sich im Alltag regelmäßig die Hände waschen, insbesondere bei den folgenden Anlässen:

Immer nach…

  • dem nach Hause kommen
  • dem Besuch der Toilette
  • dem Wechseln von Windeln oder wenn Sie Ihrem Kind nach dem Toilettengang bei der Reinigung geholfen haben
  • dem Naseputzen, Husten oder Niesen
  • dem Kontakt mit Abfällen
  • dem Kontakt mit Tieren, Tierfutter oder tierischem Abfall

Immer vor…

  • den Mahlzeiten
  • dem Hantieren mit Medikamenten oder Kosmetika

Immer vor und nach…

  • der Zubereitung von Speisen sowie öfter zwischendurch, besonders wenn Sie rohes Fleisch verarbeitet haben
  • dem Kontakt mit Kranken
  • der Behandlung von Wunden
Quelle: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), infektionsschutz.de, https://www.infektionsschutz.de/download/3949-1626962684-Piktogramme_Hygienetipps_300dpi.png/, CC BY-SA 4.0