In Deutschland gibt es jährlich schätzungsweise mehrere Hunderttausend Norovirus-Infektionen. Die genaue Anzahl variiert von Jahr zu Jahr. Typische Symptome sind Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen und Fieber. Foto: New Africa/stock.adobe.com
Festzelt-Gaudi in Stuttgart endet mit Massen-Infektion: So ansteckend ist das Norovirus
Frühlingsfest-Spaß sieht anders aus. Für deutlich mehr als 800 Festzelt-Besucher endete die Gaudi im Zelt des „Göckelesmaier“ auf dem Stuttgarter Frühlingsfest mit Magen-Darm-Problemen wie Erbrechen, Übelkeit und Durchfall. Bei zwei Erkrankten sind Noroviren nachgewiesen worden.
Der Festzelt-Betreiber Karl Maier hat gegenüber der „Heilbronner Stimme“ erklärt, dass die Norovirus-Infektion auf Gäste zurückgehe. Infizierte Personen hätten am Samstag das Zelt besucht und andere Besucher angesteckt. Das Zelt darf geöffnet bleiben, weil es wohl bei der Hygiene und beim Essen keine Beanstandungen gegeben habe. Es seien auch nur symptomfreie Mitarbeiter im Einsatz. Die Symptome der Frühlingsfest-Gäste, so die Stadt Stuttgart, würden für eine virale Erkrankung sprechen.
Hoch ansteckendes Virus
Der Norovirus ist ein hoch ansteckendes Virus, das Magen-Darm-Infektionen verursacht. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie man sich mit dem Norovirus infizieren kann. Die häufigsten Übertragungswege sind direkter Kontakt mit infizierten Personen, kontaminierten Oberflächen (Türgriffe, Handläufe oder Armaturen) oder Lebensmitteln (rohe Lebensmittel wie Salate, Obst, tiefgekühlte Beeren, Krabben Muscheln) sowie kontaminiertem Wasser oder anderen Getränken.
Es dauert nur zwischen sechs Stunden und zwei Tagen, bis nach der Infektion die ersten Krankheitssymtome auftreten. Eine Infektion mit dem Norovirus verläuft in der Regel sehr schnell und heftig. Typische Symptome sind Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen und Fieber.
Extrem wichtig: Hygieneregeln beachten
Die Betroffenen sind nach den ersten Anzeichen einer Erkrankung hoch ansteckend. Und selbst zwei Tage nach dem Abklingen der Beschwerden lassen sich noch immer viele Erreger im Stuhl nachweisen. In Einzelfällen kann das auch deutlich länger der Fall sein. Das bedeutet: Betroffene sollten im besten Fall eine eigene Toilette bis zu zwei Tage nach dem Abklingen der Symptome benutzen und alle Hygieneregeln einhalten. Das heißt zum Beispiel auch, dass man nicht nur die Hände wäscht, sondern auch für einige Tage die Toilette stets sauber hält und keine infektiösen Reste von Erbrochenem oder Stuhl übersieht.
Da Noroviren gerne auch über kontaminierte Nahrungsmittel neue Opfer finden, sollten Betroffene nicht für andere kochen und servieren. Ein Vollwaschmittel und mindestens 60°C in der Waschmaschine genügen, um Viren aus Kleidung und Bettwäsche des Erkrankten zu entfernen. Es versteht sich von selbst, dass Norovirus-Erkrankte auch einige Tage nach der Infektion sich nicht mit Menschen treffen, für die eine Infektion schlimmere Folgen haben könnte, also kleinen Kindern, Senioren oder kranken Menschen zum Beispiel in Kliniken.
Maßnahmen des Infektionsschutzgesetzes
Hier greift auch das Infektionsschutzgesetz. Betroffene Kinder unter 6 Jahren dürfen Kitas vorübergehend nicht besuchen. Eltern müssen die Einrichtung über die Krankheit ihres Kindes informieren. Das Gesundheitsamt benennt den Zeitpunkt der Rückkehr. Das gilt auch für Menschen wie im Stuttgarter Fall, die beruflich mit bestimmten Lebensmitteln zu tun haben. Infizierte und Verdachtsfälle dürfen bei Erbrechen und Durchfall frühestens 2 Tage nach Abklingen der Beschwerden wieder arbeiten.
Schnelltests vorhaben, aber keine antivirale Therapie
Die Diagnose einer Norovirus-Infektion erfolgt in der Regel durch eine Stuhlprobe, die auf das Vorhandensein des Virus getestet wird. Es gibt jedoch auch Schnelltests, die eine schnelle Diagnose ermöglichen können. Die Therapie bei einer Norovirus-Infektion besteht vor allem aus symptomatischer Behandlung, da es keine spezifische antivirale Therapie gegen das Virus gibt. Wichtig ist es, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, um einer Dehydrierung vorzubeugen. Trinken sollte man schluckweise, zum Beispiel Fencheltee oder dünne Saftschorlen oder Elektrolytlösungen. Abzuraten ist von Wasser mit Kohlensäure, Limonaden und das immer noch bei Magen-Darm-Problemen verwendete Cola. Bei solchen Infekten sind auch Probiotika-Präparate eher sinnlos.
In Deutschland gibt es jährlich schätzungsweise mehrere Hunderttausend Norovirus-Infektionen. Die genaue Anzahl variiert von Jahr zu Jahr und hängt von verschiedenen Faktoren wie der Verbreitung des Virus und den Hygienebedingungen ab. Jeder kann an Noroviren erkranken. Besonders häufig trifft es Kinder unter fünf Jahren und Senioren über 70 Jahren. Beide Altersgruppen reagieren besonders empfindlich auf den Flüssigkeitsverlust als Folge von Erbrechen und Durchfall. Wenn die Symptome länger als zwei, drei Tage andauern und gar noch Fieber hinzukommt, ist eine ärztliche Behandlung angeraten.
Noroviren gehören zu den häufigsten Ursachen für akute Gastroenteritis weltweit. Sie sind extrem ansteckend und können sich schnell verbreiten, insbesondere in Gemeinschaftseinrichtungen wie Krankenhäusern, Pflegeheimen, Schulen und Kindergärten. tok