Die Zunge ist ein wahres Bakterienreservoir und somit eine häufige Ursache für Mundgeruch und ein unterschätzter Risikofaktor für Karies, besonders bei Kindern. Doch mit der richtigen Reinigung kann man dem effektiv entgegenwirken. Foto: Pixel-Shot/stock.adobe.com

Zungenreinigung: Ein unterschätzter Schlüssel zur Kariesprävention bei Kindern

Die Zunge spielt eine weitaus größere Rolle für die Mundgesundheit, als vielen bisher bewusst war. So legt eine Übersichtsarbeit nahe, dass die Reinigung der Zunge einen entscheidenden Beitrag zur Kariesprävention leisten kann – insbesondere bei Kindern. Denn: Rund zwei Drittel aller Mikroorganismen im Mundraum befinden sich nicht etwa auf den Zähnen, sondern auf der Zunge.

Diese beherbergt sogenannte bakterielle Biofilme, die nachweislich mit der Entstehung von Karies und anderen oralen Erkrankungen wie Gingivitis oder Parodontitis in Verbindung stehen. Besonders Streptokokken – die Hauptverursacher von Karies – siedeln sich gerne auf der Zungenoberfläche an und können von dort aus die gesamte Mundflora negativ beeinflussen.

Studien zeigen klaren Zusammenhang

Die Autoren der Übersichtsarbeit nahmen mehrere randomisierte Studien mit Kindern im Alter von 9 bis 12 Jahren in den Blick – sowohl mit als auch ohne Karies. Dabei wurde deutlich: Kinder, die regelmäßig eine gezielte Zungenreinigung durchführten, wiesen signifikant weniger kariesverursachende Bakterien im Speichel sowie einen verbesserten Mundhygiene-Index auf.

„Die Zunge ist ein bakterieller Hotspot, der bisher oft übersehen wurde. Die gezielte Entfernung des bakteriellen Belags auf der Zunge kann die Anzahl schädlicher Mikroorganismen im gesamten Mundraum deutlich reduzieren“, heißt es in der Veröffentlichung.

Zungenhygiene als Goldstandard der Prävention

Die Ergebnisse sprechen eine klare Sprache: Die Kombination aus regelmäßiger Zungenreinigung, ausgewogener Ernährung und einem gesunden Lebensstil sollte künftig als fester Bestandteil der Kariesprophylaxe – insbesondere bei Kindern – betrachtet werden. Zungenreiniger kombiniert mit täglichen Hygieneroutinen können das Risiko für Karies und andere Mundkrankheiten erheblich senken.

Weitere Forschung notwendig, aber Empfehlung eindeutig

Zwar sind den Forschern zufolge weitere Langzeitstudien notwendig, um die genauen Zusammenhänge noch besser zu verstehen, doch die Richtung ist klar: Wer schon früh auf eine Reinigung der Zunge achtet, legt den Grundstein für eine gesunde Mundflora und schützt seine Zähne langfristig. Vor diesem Hintergrund appellieren die Forscher an Eltern, Zahnärzte und Bildungseinrichtungen, das Thema Zungenreinigung stärker in Aufklärungsarbeit und Präventionsprogramme zu integrieren.

Ebenfalls interessant: Für eine besonders schonende Verwendung von Zungenreinigern steht heute bereits ein sogenanntes Zungen- und Interdental-Gel bereit. Es wirkt nicht nur antibakteriell, sondern kommt auch vollkommen ohne Abrasivstoffe aus.

Info

Originialpublikation: Mosaico G, Pinna M, Grassi R, Orrù G, Scribante A, Maiorani C, Casu C, Nardi GM, Butera A. Oral Health and Caries Prevention: How Tongue Hygiene Helps Maintain Balance of Microbiota and Overall Health in Pediatric Patients. Children (Basel). 2024 Jul 3;11(7):816. doi: 10.3390/children11070816. PMID: 39062265; PMCID: PMC11276146.

Tipps für die richtige Zungenreinigung

Die Zunge ist ein wahres Bakterienreservoir. Zwischen den Papillen sammeln sich Essensreste, abgestorbene Zellen und Bakterien – eine häufige Ursache für Mundgeruch und ein unterschätzter Risikofaktor für Karies, besonders bei Kindern. Doch mit der richtigen Reinigung kann man dem effektiv entgegenwirken.

Warum Zungenreinigung wichtig ist

Die Zungenoberfläche ist rau und bietet Keimen ideale Bedingungen. Werden diese regelmäßig entfernt, kann das:

  • das Kariesrisiko senken,
  • Mundgeruch deutlich reduzieren,
  • und das allgemeine Mundgefühl verbessern.

Gerade bei Kindern, die noch in der Putzroutine lernen, ist das ein einfacher Zusatz, um die Mundgesundheit ganzheitlich zu fördern.

Methoden zur Zungenreinigung

1. Zungenschaber

  • Empfehlung Nr. 1 von Zahnärzten.
  • Aus Kunststoff oder Edelstahl erhältlich.
  • Wird von hinten nach vorn über die Zunge gezogen, um Beläge abzutragen.
  • Vorteil: Sehr effektiv, günstig (oft unter 5 Euro) und hygienisch.

2. Zungenbürste

  • Speziell geformte Bürsten mit feinen Borsten.
  • Können Beläge sanft lösen, gegebenenfalls in Kombination mit Zahnpasta oder Mundgel.
  • Für empfindliche Kinder gut geeignet.

3. Zahnbürste (als Notlösung)

  • Rückseite oder Borstenseite der Zahnbürste kann verwendet werden.
  • Weniger effektiv und oft unangenehmer durch Würgereiz.

Anleitung: Zunge richtig reinigen (für alle Altersgruppen)

  • Vorbereitung: Morgens nach dem Aufstehen reinigen – da ist die Zunge am stärksten belegt.
  • Werkzeug ansetzen: Zungenschaber/Bürste möglichst weit hinten ansetzen (aber nicht bis zum Würgereflex).
  • Sanft nach vorn ziehen: In mehreren Zügen, gegebenenfalls mit leichtem Druck. Immer nach außen, nie hin und her.
  • Reinigen und spülen: Das Werkzeug unter Wasser abspülen, zum Schluss den Mund mit Wasser ausspülen.

Besonderheiten bei Kindern und Jugendlichen

  • Ab etwa 3 bis 4 Jahren kann man mit der Zungenreinigung spielerisch starten, zum Beispiel mit kleinen Bürstchen oder durch Vorbildfunktion der Eltern.
  • Jugendliche profitieren besonders in der Pubertät, wenn hormonelle Veränderungen das bakterielle Milieu im Mund verändern und häufiger Mundgeruch auftreten kann.
  • Wichtig: Kinder sollten die Anwendung langsam lernen – keine Strafe oder Zwang, sondern als Teil der täglichen Zahnpflege.

Schnell, günstig, effektiv – die besten Tipps

  • Ein einfacher Zungenschaber aus der Drogerie (1 bis 3 Euro) reicht völlig aus.
  • Keine teuren Spezialprodukte nötig – die tägliche Anwendung ist entscheidender als das „High-End-Gerät“.
  • Zwei Mal pro Tag ist optimal, einmal täglich ist bereits sehr hilfreich.
  • Tipp für Eltern: Kindgerechte Farben und eigene Tools helfen bei der Motivation.

pm/tok