Ende 2024 standen rund 6400 Patienten auf den Wartelisten für eine Niere. Transplantiert wurden aber nur knapp 2100. Es fehlt in Deutschland an Organspenden. Foto: Tom/stock.adobe.com

Weltnierentag: Langes Warten und banges Hoffen auf eine Nierentransplantation

Pro Jahr kann nur einem geringen Teil aller Patienten, die dringend auf ein neues Organ angewiesen sind, mit einer Nierentransplantation geholfen werden. Ihre eigenen Nieren funktionieren nicht mehr ausreichend oder werden in absehbarer Zeit versagen. Dann heißt es warten, hoffen und die Dialyse nutzen, die oft physisch und psychisch belastend ist.

Über 6000 Patienten auf der Warteliste, über 2000 Nieren transplantiert

Ende 2024 waren 6397 Patienten auf den Wartelisten für eine Niere bei den deutschen Transplantationszentren registriert. Und das ist lediglich die Spitze des Eisbergs: Viele potenzielle Kandidaten für eine Nierenübertragung schaffen es offensichtlich gar nicht erst auf die Warteliste. So könnte Expertenschätzungen zufolge von den bundesweit knapp 100.000 Dialysepatienten etwa ein Drittel ebenfalls von einer Transplantation profitieren. Die Dialyse ist eine künstliche Blutwäsche, mit deren Hilfe die Wartezeit bis zu einer möglichen Nierentransplantation überbrückt werden kann.

Insgesamt fanden im vergangenen Jahr 1443 Nierenübertragungen nach postmortaler Spende statt. Hinzu kommen 632 Nierentransplantationen nach Lebendspende. Damit diese Zahlen weiter steigen, erinnert der Weltnierentag am 13. März an die Notwendigkeit von Organspenden, mit denen Menschen ein langes Leiden erspart und ein neues Leben geschenkt wird.

Das Warten auf das neue Organ kann Jahre andauern

„Die Patientinnen und Patienten warten hierzulande mitunter 10 Jahre und länger auf eine neue Niere. Die Wartezeit und die damit verbundene Dialyse, die bei der Hämodialyse mindestens drei Mal pro Woche für jeweils 4 bis 5 Stunden erforderlich ist, sind sowohl körperlich als auch seelisch hoch belastend. Die Lebensqualität ist sehr eingeschränkt und mit großen Ängsten und Sorgen verbunden, da sich der Gesundheitszustand aufgrund der langen Wartezeit zunehmend verschlechtert“, sagt Stefan Mroncz vom Bundesverband Niere e.V.

Und, so erklärt der 41-Jährige, der seit 22 Jahren nierentransplantiert, weiter: „Durch eine Nierentransplantation fällt die gesamte Belastung weg. Dieses Geschenk eines neuen Lebens ist hoch emotional sowie mit hoher Wertschätzung und Dankbarkeit gegenüber den Spendern und Spenderfamilien verbunden.“

Danke sagen für das lebensrettende Organ

In Deutschland ist die postmortale Organspende ein anonymer Prozess. Zwischen den Empfängern der Spenderorgane und den Angehörigen der Organspender darf kein Kontakt vermittelt werden. Bei vielen Transplantierten besteht jedoch der Wunsch, sich bei der Spenderfamilie für das empfangene Organ zu bedanken. Schließlich ist das Geschenk eines lebensrettenden Organs für viele von unschätzbarem Wert. Es gibt jedoch die Möglichkeit, diesen Dank in Worte zu fassen und einen anonymen Brief zu schreiben. Und für Angehörige kann das Lesen eines Dankesbriefes ein besonderes und sehr emotionales Ereignis sein. Es wird als Bestätigung aufgefasst, das Richtige getan zu haben.

Die gesetzlichen Rahmenbedingungen in Deutschland erlauben die Weiterleitung solcher Briefe zwischen dem Organempfänger und der Familie des Spenders. Die Voraussetzung ist, dass beide Seiten ihr Einverständnis dafür erteilt haben. Koordiniert wird der Briefaustausch durch die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Transplantationszentren.

Um ihren Dank und ihre Wertschätzung auszudrücken, gehen Transplantierte manchmal sehr individuelle Wege. So bedankte sich eine Nierenempfängerin künstlerisch und ohne große Worte für das Glück, mit dem Geschenk einer Niere ein neues Leben beginnen zu können. Das Bild konnte in dieser anonymen Form, genauso wie ein Brief, an die Spenderfamilie übermittelt werden.

Wie wichtig diese Dankesbriefe für beide Seiten sind, zeigt sich auf dem von der DSO verantworteten Webportal www.dankesbriefe-organspende.de. Informationen zu den Dankesbriefen finden Sie hier. pm

Empfänger von Nieren möchten sich oft bei der Spenderfamilie für das geschenkte neue Leben bedanken. Das ist in Deutschland nur anonym möglich, aber die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) koordiniert diesen Austausch von Briefen oder auch Zeichnungen, wie dieses Werk einer Nierenempfängerin zeigt. Bildrechte/Fotograf: DSO Deutsche Stiftung Organtransplantation

Volkskrankheit CKD: Nierenscreenings bei Risikogruppen können Leben retten

Die Anzahl der Patienten unter Dialyse reduzieren, Herz-Kreislauf-Erkrankungen vermeiden und rund 9,4 Milliarden Euro im deutschen Gesundheitswesen einsparen – das wäre laut einer aktuellen Studie innerhalb von 10 Jahren möglich. Dabei geht es um die chronische Nierenkrankheit (chronic kidney disease, CKD). In Deutschland leben geschätzt 9 Millionen Menschen mit ihr. Allerdings wissen nur rund 10 % der Betroffenen von der Erkrankung, da sie im Frühstadium häufig symptomlos verläuft.

Diabetes mellitus und Bluthochdruck sind in Industrienationen die Hauptursachen der CKD. Die Erkrankung ist mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen und vorzeitigen Tod assoziiert. Medizinische Leitlinien und Fachgesellschaften empfehlen daher Tests für Risikogruppen wie Menschen mit Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Bluthochdruck, um die CKD frühzeitig aufzudecken, zu behandeln und ihren Verlauf bis zur Dialyse hinauszuzögern. Diese Vorsorgeuntersuchungen finden in hausärztlichen Praxen allerdings nicht umfassend statt – auch dann, wenn bereits Risikofaktoren bestehen.

Durch die Häufigkeit, mit der sie auftritt, lässt sich die CKD zu den Volkskrankheiten in Deutschland zählen. Sie bringt schwerwiegende Folgen für Patienten und das Gesundheitssystem mit sich. So ist die Lebenserwartung drastisch verkürzt und Betroffene haben ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

In fortgeschrittenen Stadien sind Nierenersatztherapien wie eine Dialyse oder Transplantation nötig, die mit großen körperlichen, sozialen und finanziellen Belastungen für die Betroffenen und ihre Angehörigen verbunden sind.  Durch gezielte Screenings von Risikogruppen und den frühzeitigen Einsatz einer von medizinischen Fachgesellschaften empfohlenen CKD-Therapie ließen sich in Deutschland innerhalb von 10 Jahren 9,4 Milliarden Euro einsparen.

Gleichzeitig könnte dieses Vorgehen das Auftreten vieler Folgeerkrankungen reduzieren, zum Beispiel Herzinfarkte um fast die Hälfte oder Schlaganfälle um mehr als ein Drittel. Des Weiteren wäre es möglich, die Zahl der nicht diagnostizierten Patienten um etwa zwei Drittel und die Dialysetherapie um etwa ein Drittel zu verringern.