
Obwohl in Deutschland rund neun Millionen Menschen mit einer chronische Nierenkrankheit (CKD) leben, hat nur einer von zehn Betroffenen eine Diagnose erhalten. So wird die Krankheit viel zu spät erkannt – mit all den negativen Folgen für die Patienten und das Gesundheitssystem. Foto: SewcreamStudio/stock.adobe.com
Volkskrankheit CKD: Nierenscreenings bei Risikogruppen können Leben retten und Kosten senken
Die Anzahl der Patienten unter Dialyse reduzieren, Herz-Kreislauf-Erkrankungen vermeiden und rund 9,4 Milliarden Euro im deutschen Gesundheitswesen einsparen – das wäre laut einer aktuellen Studie innerhalb von 10 Jahren möglich. Dabei geht es um die chronische Nierenkrankheit (chronic kidney disease, CKD). In Deutschland leben geschätzt 9 Millionen Menschen mit ihr. Allerdings wissen nur rund 10 % der Betroffenen von der Erkrankung, da sie im Frühstadium häufig symptomlos verläuft.
Diabetes mellitus und Bluthochdruck sind in Industrienationen die Hauptursachen der CKD. Die Erkrankung ist mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen und vorzeitigen Tod assoziiert. Medizinische Leitlinien und Fachgesellschaften empfehlen daher Tests für Risikogruppen wie Menschen mit Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Bluthochdruck, um die CKD frühzeitig aufzudecken, zu behandeln und ihren Verlauf bis zur Dialyse hinauszuzögern. Diese Vorsorgeuntersuchungen finden in hausärztlichen Praxen allerdings nicht umfassend statt – auch dann, wenn bereits Risikofaktoren bestehen.

Systematische Screenings retten Leben und sparen Geld
Durch die Häufigkeit, mit der sie auftritt, lässt sich die CKD zu den Volkskrankheiten in Deutschland zählen. Sie bringt schwerwiegende Folgen für Patienten und das Gesundheitssystem mit sich. So ist die Lebenserwartung drastisch verkürzt und Betroffene haben ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
In fortgeschrittenen Stadien sind Nierenersatztherapien wie eine Dialyse oder Transplantation nötig, die mit großen körperlichen, sozialen und finanziellen Belastungen für die Betroffenen und ihre Angehörigen verbunden sind.
Darüber hinaus verursacht die fortgeschrittene CKD erhebliche Kosten für das Gesundheitssystem: Rund 8,9 Milliarden Euro sind im Jahr 2022 angefallen.
Aktuelle Ergebnisse der IMPACT CKD-Studie, die auf dem Kongress der European Renal Association (ERA) in Stockholm vorgestellt wurden, zeigen, dass eine Veränderung in der gängigen Praxis viel bewirken könnte: Durch gezielte Screenings von Risikogruppen und den frühzeitigen Einsatz einer von medizinischen Fachgesellschaften empfohlenen CKD-Therapie ließen sich in Deutschland innerhalb von 10 Jahren 9,4 Milliarden Euro einsparen.
Gleichzeitig könnte dieses Vorgehen das Auftreten vieler Folgeerkrankungen reduzieren, zum Beispiel Herzinfarkte um fast die Hälfte oder Schlaganfälle um mehr als ein Drittel.
Des Weiteren wäre es möglich, die Zahl der nicht diagnostizierten Patienten um etwa zwei Drittel und die Dialysetherapie um etwa ein Drittel zu verringern.
Erhebliche Unterdiagnostik trotz kostengünstiger Testmöglichkeiten
Das in der Studie dargestellte Vorgehen entspricht den Empfehlungen der im April 2024 veröffentlichten Leitlinie der gemeinnützigen Organisation Kidney Disease: Improving Global Outcomes (KDIGO) zur CKD. Sie rät beispielsweise regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen von Risikogruppen mittels eines Blut- (eGFR) und eines Urintests (UACR) an.
Die Versorgungsrealität in deutschen hausärztlichen Praxen sieht allerdings anders aus. Die kürzlich veröffentlichten Daten der InspeCKD-Studie zeigen, dass auch Menschen mit einem hohen CKD-Risiko aktuell nicht systematisch gescreent werden: Weniger als die Hälfte der Risikopatienten (45,5 %) erhielt einen eGFR-Test und weniger als 1 % eine UACR-Messung. Aufgrund dieser unzureichenden CKD-Frühdiagnostik wird die Krankheit häufig erst in einem fortgeschrittenen Stadium erkannt und eine Therapie beziehungsweise eine Lebensstilanpassung nicht rechtzeitig ergriffen.
Zu den diagnostischen Kriterien für eine CKD gehören eine geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (estimated glomerular filtration rate; eGFR) < 60 mL/min/1,73 m und/oder ein Marker für eine Nierenschädigung, wie beispielsweise ein Albumin-Kreatinin-Quotient im Urin (urine albumin-creatinine ratio; UACR) von > 30 mg/g.
Screening in Check-up 50 integrieren
„Mit Blick auf die Prävalenz und die Unterdiagnostik der CKD bedarf es mehr gesundheitspolitischer Maßnahmen, um die Vorsorgesituation in Deutschland zu verbessern“, so Dr. Michael Seewald, medizinischer Direktor bei AstraZeneca. „Zum Beispiel bietet die Integration des gesamten CKD-Screenings, also eGFR und UACR, in den geplanten Check-up 50 im Rahmen des Gesetzesvorhabens zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine große Chance.“
Mit der Patientenorganisation Global Patient Alliance for Kidney Health hat AstraZeneca die Kampagne „Macht den Unterschied für mehr Nierengesundheit“ ins Leben gerufen. Die Initiative setzt sich für mehr Früherkennung, rechtzeitigere Diagnose und schnelleren Zugang zu modernen Therapien ein, um Patienten ein besseres und gesünderes Leben zu ermöglichen. Zudem möchte die Kampagne den Stellenwert der CKD auf der politischen Agenda weltweit erhöhen und umfassende sowie wirksame Strategien zum Krankheitsmanagement im Kampf gegen diese steigende gesundheitliche Herausforderung implementieren. Mehr dazu lesen Sie unter https://globalkidneyalliance.org/make-the-change-de/