2024 wurden in den USA Vogelgrippe-Ausbrüche in mehreren Bundesstaaten mit Influenza A(H5N1) in Geflügelbetrieben und Milchkuhherden sowie H5N1-Infektionsfälle bei Menschen nachgewiesen. Das Risikio einer Vogelgrippe-Infektion für Menschen ist in Deutschland bislang noch gering. Foto: Happy Photo Stock – KI-generiert/stock.adobe.com

Vogelgrippe-Todesfälle in den USA noch kein Alarmsignal für Deutschland – Impfstoff ist bereit für Versuche am Menschen

Die Vogelgrippe, auch bekannt als aviäre Influenza, ist eine Virusinfektion, die hauptsächlich Vögel betrifft, aber auch auf Menschen übertragbar sein kann. In den USA wurden 2024 bereits Todesfälle im Zusammenhang mit bestimmten Stämmen des Vogelgrippevirus gemeldet, was die Besorgnis über die potenzielle Gefährlichkeit dieser Krankheit weltweit, einschließlich Deutschland, verstärkt.

Etwas beunruhigende Vogelgrippe-Meldungen aus den USA

„Aviäre Influenzaviren können nicht so leicht von Tieren auf den Menschen übertragen werden. Wenn eine solche Infektion jedoch stattfindet, kann die Krankheit bisweilen sehr schwer verlaufen. Es gibt derzeit weltweit keine Hinweise für eine fortgesetzte Mensch-zu-Mensch-Übertragung mit aviären Influenzaviren“, hat das Robert-Koch-Institut (RKI) am 27. November 2024 vermeldet. Aber: Im Juni 2024 berichtete die Weltgesundheitsorganisation WHO von einem Fall in Mexiko, bei dem auch erstmals eine Infektion mit Influenza A(H5N2) nachgewiesen wurde. „Nach bisherigen Erfahrungen scheint es in erster Linie bei engem Kontakt mit erkrankten oder verendeten Vögeln sowie deren Produkten oder Ausscheidungen zur Übertragung der Viren auf den Menschen zu kommen“, so das RKI. Und: „In Deutschland, wo ebenfalls für Vögel hochpathogene H5-Viren zirkulieren, sind bislang keine Erkrankungen beim Menschen mit aviären Influenzaviren bekannt geworden.“

Etwas anders ist die Lage in den USA: „Im Jahr 2024 wurden in den USA Ausbrüche in mehreren Bundesstaaten mit Influenza A(H5N1) in Geflügelbetrieben und erstmals auch in Milchkuhherden berichtet. In diesem Kontext werden auch H5N1-Infektionsfälle bei Menschen nachgewiesen, die engen beruflichen Kontakt zu infizierten Milchkühen bzw. Geflügel hatten und bisher mild erkrankt sind“, meldet das RKI.

Eher geringes Risiko für die Menschen in Deutschland

In Deutschland gibt es immer wieder Ausbrüche von Vogelgrippe, insbesondere in der Wildvogelpopulation. Die Gefährlichkeit für den Menschen hängt stark vom spezifischen Virusstamm ab. Einige Stämme, wie H5N1 oder H7N9, haben in der Vergangenheit schwere Erkrankungen und Todesfälle bei Menschen verursacht. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt in der Regel durch direkten Kontakt mit infizierten Vögeln oder deren Ausscheidungen.

Die deutsche Gesundheitsbehörde beobachtet die Situation genau und hat Maßnahmen zur Überwachung und Kontrolle von Ausbrüchen implementiert. Dennoch bleibt das Risiko für die Allgemeinbevölkerung in Deutschland im Moment als gering einzustufen, solange keine signifikante Übertragung zwischen Menschen stattfindet.

Menschen in Deutschland können auf die Bedrohung durch die Vogelgrippe reagieren, indem sie sich über die aktuellen Entwicklungen informieren und präventive Maßnahmen ergreifen:

  • Vermeidung von Kontakt: Menschen sollten den Kontakt zu Wildvögeln und deren Lebensräumen vermeiden, insbesondere in Gebieten, in denen Ausbrüche gemeldet wurden.
  • Hygienemaßnahmen: Regelmäßiges Händewaschen und das Vermeiden von Berührungen mit potenziell kontaminierten Oberflächen können helfen, das Risiko einer Infektion zu verringern.
  • Beobachtung von Symptomen: Bei grippeähnlichen Symptomen nach Kontakt mit Vögeln oder in betroffenen Gebieten sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden.

Saisonale Grippeimpfung hilft nicht gegen Vogelgrippe

Es gibt spezifische Impfstoffe gegen bestimmte Stämme der Vogelgrippe, die jedoch hauptsächlich für Geflügel und nicht für Menschen entwickelt wurden. In einigen Fällen, wie bei einem Ausbruch, können angepasste Impfstoffe für Menschen entwickelt werden, um eine breitere Immunität zu gewährleisten. Aktuell gibt es keinen allgemein verfügbaren Impfstoff für die Vogelgrippe für die breite Bevölkerung in Deutschland. Die Forschung in diesem Bereich ist jedoch aktiv, und im Falle eines ernsthaften Ausbruchs könnten Impfstoffe schnell entwickelt und bereitgestellt werden.

Die normale Grippeimpfung schützt übrigens nicht vor der Vogelgrippe. Die saisonale Grippeimpfung ist speziell auf die Influenza-Viren ausgerichtet, die typischerweise bei Menschen zirkulieren. Die Vogelgrippe ist ein anderes Virus, und daher ist eine spezifische Impfung erforderlich, um einen Schutz zu gewährleisten.

Vogelgrippe-Impfstoff bereit für klinische Versuche

DIOSynVax, ein Biotechnologieunternehmen mit Spezialisierung auf die klinische Phase, das bei der Entwicklung innovativer, breit schützender Impfstoffe mitwirkt und auf der Sicherheit seiner First-in-Human-Impfstoffstudie gegen Coronaviren aufbaut, stellt ein neues Portfolio an präpandemischen Impfstoffen gegen Vogelgrippe, suprasaisonale und universelle Influenza vor. Der Vogelgrippe-Impfstoff des Unternehmens hat nun seine Wirksamkeit und Sicherheit in Tiermodellen wie Frettchen nachgewiesen und ist bereit für Versuche am Menschen. Der einzigartige Impfstoff ist so konzipiert, dass er robuste, breit schützende Immunreaktionen gegen eine Reihe von hochgradig gefährlichen Viren auslöst, wie sie bei weltweit auftretenden Vogelgrippe-Fällen beim Menschen auftreten können, die die öffentliche und globale Gesundheit bedrohen.

„Da die Zahl der Vogelgrippe-Infektionen weltweit steigt und der erste gemeldete Todesfall in Verbindung mit dem Virus in den USA aufgetreten ist, bereiten sich Länder weltweit auf einen möglichen Ausbruch der Vogelgrippe beim Menschen vor“, so DIOSynVax in einer Pressemitteilung. Die „Digital Immune Optimized Synthetic Vaccine“-Technologie (DIOSynVax) des Unternehmens ist strategisch so positioniert, dass sie mithilfe von KI die Entwicklung von sichereren und wirksameren Impfstoffen für die Bedrohungen von heute und intelligentere für die von morgen beschleunigt. Nach umfangreichen Sicherheits- und Wirksamkeitsstudien an Tieren (Vishwanath et al., Nature Biomedical Engineering 2023) wurde die erste klinische Phase-1-Studie mit diesem revolutionären, digital entwickelten Impfstoff-Antigen an den klinischen Forschungseinrichtungen des NIHR in Southampton und Cambridge durchgeführt, an der gesunde Probanden teilnahmen. Der Impfstoff wurde mit einem nadelfreien Gerät in die Haut verabreicht, und die Ergebnisse zeigten, dass der Impfstoff sicher und gut verträglich war.

Kommt der universelle Grippeimpfstoff?

Dr. Rebecca Kinsley, Chief Operating Officer bei DIOSynVax, kommentiert die Bedeutung der Studienergebnisse wie folgt: „Während wir uns nun auf unsere Grippeimpfstoffe konzentrieren, bestätigt diese Studie das starke Sicherheitsprofil unseres Digital-Immune-Optimised Synthetic-Antigens und die Fähigkeit, breite Immunantworten zu induzieren. Dies ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Entwicklung von präpandemischen Impfstoffen für die suprasaisonale Grippe, für die Vogelgrippe und schließlich für einen universellen Grippeimpfstoff.“

Professor Jonathan Heeney, Chief Scientific Officer bei DIOSynVax, fügt an: „Die Ergebnisse dieser klinischen Studie, bei der unsere Technologie eingesetzt wurde, bilden die Grundlage für die Entwicklung unseres Grippeimpfstoffs. Die Technologie bietet mehrere Vorteile, darunter verbesserte Sicherheit, weniger erforderliche Impfungen und die Möglichkeit, neue Virusstämme zu erkennen, sobald sie auftauchen. Wir freuen uns darauf, unsere mRNA-basierten Influenza-Kandidaten voranzubringen und in den kommenden Monaten den Konzeptnachweis zu beschleunigen.“

Virologe setzt auf mRNA-Impfstoffe

Schon vor zwei Jahren hat der Virologe Stephan Ludwig, Direktor des Instituts für Virologie an der Universitätsklinik Münster, in der Wochenzeitung „DIE ZEIT“ dargelegt, dass die Gefahr einer Übertragung des Vogelgrippevirus H5N1 auf den Menschen steige: „Die Verbreitung von H5N1 ist nicht mehr geografisch begrenzt, sondern wirklich global.“ Dadurch werde eine Anpassung des Virus wahrscheinlicher. Auch bei Corona „war es die schiere Menge an Viren, die so rasch zu so vielen Varianten geführt hat. Die Spielwiese für H5N1 ist auf jeden Fall sehr viel größer geworden“, so Ludwig Anfang 2023 in „DIE ZEIT“.

Auf das Vogelgrippevirus, so warnte der Virologe, sei das menschliche Immunsystem schlecht vorbereitet: „Sollte sich H5N1 irgendwann einmal so rasend verbreiten können wie Corona, dann gerieten wir in eine Katastrophe.“ Seine Hoffnung: mRNA-Impfstoffe könnten, wie in der Corona-Pandemie, deutlich schneller verfügbar sein.   pm/tok