
H5N1-Alarm in Deutschland: Die Vogelgrippe wird plötzlich wieder zum Gesundheitsthema, obwohl für die allgemeine Bevölkerung in Deutschland kein beachtenswertes Risiko besteht. Foto: michaswelt – KI-generiert/stock.adobe.com
Vogelgrippe in Baden-Württemberg: Wie nahe kommt uns das H5N1-Virus wirklich?
15.000 Vögel mussten jüngst in einem Geflügelbetrieb in Öllingen (Alb-Donau-Kreis) nördlich von Ulm gekeult werden, nachdem das hochansteckende Vogelgrippe-Virus H5N1 nachgewiesen wurde. Während 2024 in den USA nur sehr wenige Menschen durch ein Infektion mit dem neuen Genotyp des H5N1-Virus (D1.1) wochenlang beatmet werden mussten oder gar starben, blieb Deutschland laut Robert Koch-Institut (RKI) bislang von solchen Todesfällen verschont.
Vogelgrippe – wie gefährlich ist das für uns?
In den USA wurde 2024 der Genotyp D1.1 auch erstmals in Kuhmilch nachgewiesen. Dieser Fund warf damals Fragen zur Gefährdungslage, möglichen Schutzmaßnahmen und Impfstrategien auf. Für die allgemeine Bevölkerung in Deutschland ist das Risiko einer Ansteckung weiterhin gering. Das betonen Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die EU-Seuchenschutzbehörde ECDC regelmäßig.
Infektionen beim Menschen treten weltweit nur vereinzelt auf – meistens nach engem Kontakt zu infizierten Vögeln oder stark kontaminierten Umgebungen. Eine andauernde Übertragung von Mensch zu Mensch wurde bislang nicht beobachtet.
Wie steckt man sich an?
H5N1 zirkuliert in erster Linie bei Vögeln. Menschen infizieren sich meist durch direkten Kontakt mit erkranktem oder verendetem Geflügel, mit Sekreten/Kot oder durch Aerosole in stark kontaminierten Ställen und Schlachthöfen. Auch indirekter Kontakt – etwa über verschmutzte Kleidung, Schuhe oder Gerätschaften – kann das Risiko erhöhen. Für Spaziergänge im Park oder das Beobachten von Zugvögeln gilt: Abstand halten, tote Tiere nicht anfassen, Hunde anleinen. Für Haushalte: Rohes Geflügel grundsätzlich getrennt verarbeiten und gut durchgaren.
Welche Symptome fallen bei Menschen auf?
Die Beschwerden reichen von milder Erkältungssymptomatik (Fieber, Husten, Halsschmerzen, Bindehautentzündung) bis zu schweren Verläufen mit beidseitiger Lungenentzündung, Atemnot und Organbeteiligung. Typisch ist der rasche Verlauf bei schweren Fällen.
Wer nach engem Geflügelkontakt grippeähnlich erkrankt, sollte sich umgehend bei einem Arzt melden – in Deutschland sind Verdachts- und Krankheitsfälle meldepflichtig.
Was hilft bei einer Infektion?
Influenza ist ein viraler Infekt, gegen den es keine Wunderpille gibt. Bei bestätigter oder stark vermuteter Infektion mit H5-Viren empfehlen Fachleitlinien eine frühe antivirale Therapie, vor allem mit Neuraminidasehemmern (zum Beispiel Oseltamivir), plus unterstützende Maßnahmen (Sauerstoff, Flüssigkeit, frühzeitige Klinikeinweisung bei drohender Verschlechterung). Entscheidend ist der Zeitfaktor: je früher gehandelt wird, desto besser.
Können sich Menschen über Geflügelprodukte infizieren?
Ausbrüche in Hausgeflügelbeständen sind in Zeiten des Vogelzugs nicht ungewöhnlich, aber die Dichte der Nachweise bei Wildvögeln macht die Lage angespannt. Für Verbraucher gilt: Geflügelprodukte sind sicher, wenn sie hygienisch verarbeitet und durchgegart werden. Für Geflügelhalter im Land gelten verstärkte Biosicherheitsmaßnahmen und zusätzliche Pflichten.
Laut Bundesinstitut für Risikobewertung liegt bisher nichts vor, was als Beleg dafür gelten kann, dass sich Menschen über Lebensmittel mit dem Vogelgrippe-Virus infiziert hätten und daran erkrankt wären. Da das Virus empfindlich gegenüber hohen Temperaturen sei, seien bei gut durcherhitzten Lebensmitteln gesundheitliche Beeinträchtigungen nicht zu erwarten. Geflügelfleisch soll also keine rote oder rosa Farbe mehr haben und es soll kein roter Fleischsaft austreten. Eier sollten vor dem Verzehr gekocht werden, bis Eiweiß und Eigelb fest sind, wie es vom Bundesinstitut für Risikobewertung in Berlin hieß.
Kann das Vogelgrippevirus von Mensch-zu-Mensch übertragen werden?
Die meisten Vogelgrippe-Infektionen bei Menschen stammen bislang aus dem asiatischen Raum. Aber dort sprang das Virus zumeist direkt von Vögeln über, beziehungsweise über den Kontakt mit kontaminierten Gegenständen oder durch Einatmen in stark verseuchten Räumen wie engen, schlecht belüfteten Ställen. Ausbrüche in Hausgeflügelbeständen sind in Zeiten des Vogelzugs nicht ungewöhnlich, aber die Dichte der Nachweise bei Wildvögeln macht die Lage angespannt. Für Verbraucher gilt: Geflügelprodukte sind sicher, wenn sie hygienisch verarbeitet und durchgegart werden. Für Geflügelhalter im Land gelten verstärkte Biosicherheitsmaßnahmen und zusätzliche Pflichten.
Isolierte Cluster mit engem, ungeschütztem Kontakt von Mensch zu Mensch sind zwar in der medizinischen Fachliteratur beschrieben, doch es gibt keine Hinweise auf eine „sustained transmission“, also auf eine anhaltende Weitergabe in der Bevölkerung. Das globale Lagebild 2025 ändert daran nichts: Die WHO bewertet das Risiko für die Allgemeinbevölkerung weiterhin als niedrig, für beruflich Exponierte als niedrig bis moderat.
Gibt es einen Impfschutz?
Ja. Aber man muss unterscheiden:
- Saisonale Grippeimpfung: Sie ist wichtig, schützt jedoch nicht gezielt gegen H5N1. Sie senkt das Risiko für saisonale Influenza, verhindert Doppelinfektionen und schützt besonders Ältere und Vorerkrankte vor schweren Verläufen.
- H5N1-Impfstoffe: In der EU sind prä-/pandemische H5N1-Impfstoffe zugelassen (zum Beispiel Adjupanrix, Aflunov, AstraZeneca). Sie dienen der Vorsorge und werden vorrangig für Risikogruppen und im Pandemiefall vorgehalten.
Was jetzt jeder tun kann
- Kontakt meiden: Keine toten oder kranken Wildvögel anfassen; Funde beim Veterinäramt melden.
- Hygiene hochfahren: Hände waschen, Küchenbretter/Geschirr nach Rohgeflügel heiß reinigen, Fleisch gut durchgaren.
- Wer beruflich exponiert ist, sollte Schutzkleidung, FFP-Maske und Augenschutz tragen und eine strikte Stall-/Zonentrennung einhalten.
Kann das Virus auch für andere Tiere gefährlich werden?
Das Virus H5N1 befällt seit Jahrzehnten verstärkt Vögel – zunächst in Asien, inzwischen nahezu weltweit. Auch Säugetiere erkrankten daran. So infizierten sich in den USA auch zahlreiche Rinder mit dem Virus. Untersuchungen von Milchviehbeständen in Deutschland durch die Bundesländer und das FLI ergaben allerdings bisher keine Hinweise auf H5N1-Infektionen von Milchkühen in Deutschland. tok