„Speichel ist ein echtes Multitalent in unserem Mund. Er macht elementare Funktionen wie Sprechen, Schlucken oder Essen überhaupt erst möglich“, sagt Bundeszahnärztekammer-Präsdident Prof. Dr. Christoph Benz. Foto: Volodymyr/stock.adobe.com

„Superkraft Spucke“: Gesundheit beginnt im Mund mit dem Multitalent Speichel

Er kann Zähne vor Säureangriffen schützen und Krankheitserreger abwehren, die über den Mund in den Körper gelangen. Dabei wird er kaum beachtet oder wertgeschätzt. Viele Menschen wissen nicht, wie entscheidend Speichel für die Mund- und Allgemeingesundheit ist.

Ausreichender Speichelfluss, eine gesunde Mundflora und regelmäßige zahnmedizinische Prophylaxe sind wichtig für die Mundgesundheit. Die erstaunlichen Eigenschaften des Speichels sind jedoch den meisten Menschen unbekannt. Viele ekeln sich sogar, wenn sie an Spucke denken. Die Bundeszahnärztekammer will mit dem Imageproblem des Speichels aufräumen, seine Rolle für unsere Gesundheit verdeutlichen und Tipps zur Stärkung der „Superkraft Spucke“ vermitteln.

Multitalent Spucke

„Speichel ist ein echtes Multitalent in unserem Mund“, betont Prof. Dr. Christoph Benz, Präsident der Bundeszahnärztekammer. „Er macht elementare Funktionen wie Sprechen, Schlucken oder Essen überhaupt erst möglich.“ Zudem fördert er dank seines hohen Gehalts an Kalzium und Phosphaten die Remineralisierung des Zahnschmelzes. Nach dem Essen neutralisiert Speichel schädliche Säuren in der Mundhöhle und baut die wertvollen Mineralstoffe rasch wieder in die Zähne ein. 

Speichel besteht zum größten Teil aus Wasser und beinhaltet in geringer Menge bestimmte immunologisch und nicht immunologisch wirkende Proteine und Enzyme. Durch seinen neutralen pH-Wert, der zwischen 6,5 und 7,0 liegt, schützt er die Zähne vor dem Säureangriff aus der Nahrung und den Abbauprodukten kariogen wirkender Bakterien. Oder, wie es Dr. Stefan Ruhl, der renommierte und einer der weltweit führenden Experten auf dem Gebiet der Speichelforschung, formulierte: „Speichel ist vermutlich der wichtigste Zahnerhalter.“

Ohne Spucke läuft’s nicht

Die Mundhöhle als Haupteintrittspforte in den Körper ist einer Vielzahl von Einflüssen und Risiken aus der Außenwelt ausgesetzt ist. Unser Immunsystem wäre ohne den Baustein Speichel schlechter aufgestellt. Er enthält Abwehrstoffe wie Antikörper, Enzyme oder Lactoferrin, die Mikroorganismen bekämpfen und Wunden im Mund heilen. Die Liste seiner Top-Eigenschaften lässt sich noch erweitern: Speichel lässt uns beim Essen Aromen erschmecken und sorgt dafür, dass wir Nahrung schlucken können.

Wie wichtig Speichelfluss für unser Wohlbefinden ist, wird oft erst klar, wenn uns die Spucke auf Dauer wegbleibt. Menschen, die zum Beispiel aufgrund von Krebs- oder chronischen Erkrankungen an Mundtrockenheit leiden, sind in ihrer Lebensqualität erheblich eingeschränkt. Dr. Christian Rath, Geschäftsführer des Vereins für Zahnhygiene (VfZ), führt aus: „Trockene Münder können richtig weh tun. Die Schleimhaut wird empfindlich, es kommt zu Schwierigkeiten beim Sprechen, Essen und sogar beim Schlafen. Oft wird, resultierend aus diesem Leidensdruck, die Zahnpflege vernachlässigt, weil das Putzen unangenehm ist.“

Das können Sie selbst für mehr Speichelfluss tun:

  • Regelmäßig über den Tag verteilt Wasser trinken, mindestens 2 Liter täglich
  • vermeiden Sie süße, zuckerhaltige und saure Getränke
  • putzen Sie mit einer fluoridhaltigen, milden Zahnpasta
  • kauen Sie zuckerfreien Kaugummi, um den Speichelfluss anzuregen
  • lassen Sie regelmäßig, zweimal jährlich professionelle Zahnreinigungen durchführen
  • bei Mundtrockenheit sollten sich Betroffene zahnärztlich oder ärztlich beraten lassen
  • in schweren Fällen helfen auch Speichelersatzmittel oder spezielle Medikamente

Auch eine Superkraft braucht manchmal Hilfe

Bei allen Stärken hat Speichel aber auch eine Schwäche: Einige seiner Bestandteile lagern sich auf der Zahnoberfläche an. Dieser Biofilm schützt einerseits den Zahnschmelz, bietet aber andererseits Andockfläche für bakteriellen Zahnbelag, auch als Plaque bekannt. Entfernt man diese nicht regelmäßig, drohen Karies und Parodontitis (Entzündung des Zahnhalteapparats). 

Daher ist eine regelmäßige häusliche Mundhygiene mit fluoridhaltiger Zahnpasta enorm wichtig, da sie dazu beiträgt, dass das „Ökosystem Mundhöhle“ im Gleichgewicht gehalten werden kann. Klinische Langzeitstudien konnten dabei zeigen, dass der frühe Beginn des Zähneputzens mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta im Kleinkindalter zu einer signifikant besseren Zahngesundheit in späteren Lebensjahren führt. 

Der Bundesverband der Zahnärztinnen und Zahnärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BZÖG) hebt in diesem Kontext die Bedeutung der Individual- und Gruppenprophylaxe hervor. „Beide tragen dazu bei, das Mikrobiom der Mundhöhle effektiv in einem (zahn)gesunden Gleichgewicht zu halten und den Wundersaft Speichel in seinen vielfältigen Schutzfunktionen zu unterstützen.“ Die aufsuchenden und niedrigschwelligen Angebote der Gruppenprophylaxe bringen Kindern schon früh das Thema Mundhygiene nahe. Davon profitieren besonders junge Menschen aus Familien mit einem schlechteren Zugang zum Gesundheitswesen.

Info

Auf Instagram, tagderzahngesundheit.de und X informiert die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) bis zum 25. September über die diesjährigen Schwerpunktthemen zum Tag der Zahngesundheit, der seit 1991 jedes Jahr am 25. September stattfindet. Er wird getragen vom Aktionskreis zum Tag der Zahngesundheit, dem neben dem Verein für Zahnhygiene, der Bundeszahnärztekammer, dem GKV Spitzenverband, dem BZÖG rund 30 Organisationen aus Gesundheitswesen und Politik angehören. Ziel des gemeinsamen Aktionstages ist es, eine breite Öffentlichkeit für die Zahn- und Mundgesundheit zu sensibilisieren und das Wissen darüber in der Bevölkerung zu vergrößern.      pm/tok