
Ein Glas oder ein Becher Rotwein ist für viele Weihnachtsmarktbesucher ein Muss. Das alkoholische Mischgetränk ist in der Winterzeit besonders beliebt. Es hebt oft auch rasch die Stimmung, weil der Alkohol relativ zügig ins Blut gelangt. Foto: drubig-photo/stock.adobe.com
Spaßfaktor mit Promille-Garantie: Macht Glühwein wirklich schneller betrunken?
Der Genuss von Glühwein ist oft mit sozialen Anlässen und festlichen Aktivitäten verbunden, was bei manchen Menschen eine saisonale emotionale Bindung zu diesem alkoholischen Mischgetränk fördert. Insbesondere in der Winter- und Weihnachtszeit ist Glühwein – und oft damit verbunden auch eine gesellige Runde – leicht verfügbar, was den Konsum fördert. Und schnell geschieht es, dass Weihnachtsmarktbesucher mehr trinken, als sie eigentlich beabsichtigen. Aber macht Glühwein wirklich schneller betrunken?
Die beschleunigende Wirkung von Wärme und Zucker
Dr. Ursula Marschall, Leitende Medizinerin der BARMER, hat sich dem Thema des erhitzten aromatisierten Rotweins angenommen: „In der Vorweihnachtszeit gehört Glühwein zu den besonders beliebten alkoholischen Getränken. Allerdings wärmt er nicht nur den Körper, sondern steigt auch mitunter bemerkenswert schnell zu Kopfe. Aber macht Glühwein tatsächlich schneller betrunken als zum Beispiel „normaler“ Wein? Auch wenn eine pauschale Antwort hierzu nicht möglich ist, wird dies oftmals der Fall sein.“
Neben der Statur des Glühweintrinkenden, den vorangegangenen Mahlzeiten und Alkohol-Trinkgewohnten gibt es da laut Ursula Marschall noch andere Punkte zu beachten: „Zunächst einmal steckt in Glühwein häufig auch Zucker, was ihn vergleichsweise süß macht. Dadurch nimmt man den Alkohol weniger stark wahr und neigt zu größerem Konsum. Der Zucker führt in Kombination mit der Wärme dazu, dass der Alkohol besonders schnell in die Blutbahn gelangt. Je früher dies geschieht, desto eher setzt auch der Rausch ein.“
Da die Basis für den klassischen Rotwein in der Regel ein trockener oder halbtrockener Rotwein ist, sollte man die Version mit dem trockenen Rotwein als Basis bevorzugen – dieser könnte zu etwas weniger Kopfschmerzen am Tag danach führen. Wird der Rotwein durch das Erhitzen stark reduziert, ist der Alkoholgehalt höher und das Schädelweh danach wahrscheinlich auch.
Eventuell können Glühweintrinker auch auf diverse Inhaltsstoffe empfindlich reagieren. Zu den häufigsten Gewürzen gehören Zimtstangen, Nelken, Sternanis und manchmal auch Muskatnuss. Oft werden Orangenscheiben und Zitronenscheiben hinzugefügt, um dem Glühwein eine frische Note zu verleihen. Um die Süße zu regulieren, wird Zucker oder Honig hinzugefügt. Natürlich hat wohl jeder Betreiber eines Gühweinstands noch seine eigene Extrazutat, wie Vanille, Ingwer oder Apfelstücke.
Der Dünndarm zieht den warmen Alkohol vor
Und was beschleunigt das winterliche Rauschgefühl noch? BARMER-Medizinerin Ursula Marschall erklärt: „Nun ist es so, dass der Alkohol vor allem über den Dünndarm aufgenommen wird. Da dieser kalte Speisen und Getränke nicht gut verträgt, müssen diese länger im Magen bleiben und angewärmt werden. Warmer Glühwein hingegen kann sofort in den Dünndarm fließen und damit schneller in die Blutbahn gelangen.“
Eindeutige Aussagen über Promillewerte sind wegen individueller Unterschiede nicht möglich. Näherungswerte aber sind bei Männern 0,3 Promille durch einen Glühwein, bei Frauen 0,45 Promille. Ein Glühwein mit Schuss erzeugt bei Männern 0,5 Promille, bei Frauen 0,6 Promille. Um nach einer Glühweinfete am Weihnachtsmarktstand wieder fahrtüchtig zu werden, müsste man ganz schön lange draußen in der Kälte ausharren. Pro Stunde baut der Körper rund 0,1 Promille ab. Und da taugen auch keine Tricks wie schlafen oder Kaffee trinken zur Beschleunigung des Promille-Abbaus. pm/tok