Nein, das Kühlen der Füße im Kühlschrank zählt nicht zu den Tipps, mit denen man hitzebedingten Gesundheitsrisiken begegnen kann. Vor allem ältere Menschen und Kinder sollten vernünftig mit der Hitze umgehen und vor allem viel trinken. Foto: StockPhotoPro/stock.adobe.com
Rekordhitze droht: So verringern Sie mögliche Gesundheitsrisiken
Deutschland als Gewächshaus? Zumindest ist die Luft in Deutschland derzeit nicht nur gefühlt so schwül, als würde man sich in einem Glashaus mit exotischen Regenwaldpflanzen aufhalten. Doch die Tage mit Regen und Unwettern sind gezählt. Die Folgetage vor allem im Süden werden sehr heiß. Und damit steigen die Gesundheitsrisiken für jeden.
Deutschland wird „Freiluftbackofen“
„Kommende Woche mutiert Deutschland zu einem riesigen Freiluftbackofen. Die nächste Hitzewelle bringt speziell dem Süden Deutschlands Temperaturen im Rekordbereich für das letzte Augustdrittel. Viel trinken ist ein heißer Tipp, damit der Kreislauf nicht kollabiert“, sagt Diplom-Meteorologe, Wetterredakteur und Moderator Georg Haas. Da auch die Nächte nicht dramatisch abkühlen, gibt es nur wenig Erholung von der lähmenden Hitze.
Wie Wetter.com meldet, scheint am Samstag im Osten und Süden die Sonne bei schweißtreibenden 36 Grad. Der Sonntag ist in weiten Teilen ein Sonnentag mit bis zu 34 Grad im Süden. An den Folgetagen wird es im Süden Deutschlands sehr heiß, möglicherweise mit Rekordwerten für das letzte Augustdrittel. Die Dauerhafte und teils extreme Hitze hält auch dem Mittelmeerraum die Treue. Vor allem in der Türkei und in Spanien steigt die Temperatur die nächsten Tage regional auf 40 bis 45 Grad. Das müssen vor allem Urlauber beachten, die jetzt dort ihre Sommerferien antreten wollen.
Erhöhtes Risiko für Millionen von Menschen
Schon Anfang Juli hatte Landesgesundheitsminister Manne Lucha verkündet, dass der Südwesten „Schwerpunkt der aktuellen Hitzewelle sein“ wird – mit Temperaturen von bis zu 35 Grad. Er warnte in diesem Zusammenhang vor gesundheitlichen Risiken und rief dazu auf, die üblichen Hitze-Schutzmaßnahmen zu befolgen. „Ein erhöhtes Gesundheitsrisiko besteht für Säuglinge und kleine Kinder, Menschen mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen sowie vor allem für ältere und pflegebedürftige Menschen. Gerade im Alter und bei Pflegebedürftigkeit lässt das Durstgefühl oft nach. Ältere Menschen trinken dann weniger. Dadurch wird die Möglichkeit der Wärmeabgabe über das Schwitzen vermindert“, sagte Lucha.
Mit diesen Tipps beugen Sie einem gefährlichen Flüssigkeitsverlust vor. „Man darf nicht vergessen, dass unser Körper die Flüssigkeit benötigt, um lebenswichtige Funktionen aufrecht zu erhalten. Im Falle eines Flüssigkeitsmangels klagen die Patienten häufig über Kopfschmerzen, Schwindel, Kreislaufprobleme, Müdigkeit und allgemeines Unwohlsein. Aber auch eine Bewusstseinstrübung kann eine ernstzunehmende Folge der Hitze sein“, so Dr. Tobias Strapatsas, Chefarzt der Zentralen Notaufnahme im Asklepios Klinikum Harburg.
Auf diese Ratschläge von Lucha gilt es sich jetzt wieder zu besinnen. Typische hitzebedingte Beschwerden sind beispielsweise Schwindel, Kopfschmerzen, Erschöpfung, Übelkeit und Erbrechen, erhöhter Puls und ein trockener Mund. Im Extremfall kann es zu lebensbedrohlichen Zuständen kommen. Kinder oder gesundheitlich geschwächte Personen dürfen daher niemals – auch nicht für kurze Zeit – in einem geparkten Fahrzeug zurückgelassen werden.
Das sollten Sie unbedingt beachten
Während die meisten Menschen die Sommerwärme voll genießen, sollten vor allem ältere Menschen und Kinder vernünftig mit der Hitze umgehen. Diese Tipps stammen von den Experten der Asklepios Kliniken und vom Gesundheitsministerium Baden-Württemberg:
- Tragen Sie leichte, nicht einengende, luftige und helle Baumwollkleidung in hellen Farben. Bei Sonneneinstrahlung sind auch eine helle Kopfbedeckung und Sonnenschutz angeraten.
- Halten Sie sich möglichst in kühlen Innenräumen oder im Schatten auf.
- Informieren Sie sich über klimatisierte Räume, die in Ihrer Umgebung für die Öffentlichkeit zugänglich sind, wie beispielsweise Bibliotheken.
- Vermeiden Sie ungewohnte körperliche Anstrengung.
- Tätigkeiten im Freien sollten auf die kühleren Morgen- und Abendstunden beschränkt werden.
- Nutzen Sie die Abkühlung der Nacht und der frühen Morgenstunden, um Räume zu lüften.
- Setzen Sie sich nicht der prallen Sonne aus (zum Beispiel bei der Arbeit im Garten).
- Gönnen Sie sich eine verlängerte Mittagspause, machen Sie Siesta.
- Nehmen Sie statt großer Mahlzeiten lieber mehrere kleine, leichte Mahlzeiten zu sich.
- Bevorzugen Sie leichte Kost wie Gemüse, Fisch oder Obst.
- Trinken Sie mehr als sonst, „immer über den Durst“, aber keinen Alkohol, nicht zu kühle Getränke – und möglichst nicht zu viele Softdrinks, denn die sind zucker- und kalorienreich. Geeignet sind Wasser, Saftschorlen, Suppen oder auch wasserreiche Früchte. Koffein ist nicht zu empfehlen.
- Trinken Sie nicht zu viel auf einmal, denn pro Stunde können Sie nur 0,5 bis 0,8 Liter Flüssigkeit aufnehmen und sinnvoll verwerten. Am besten trinken Sie über den Tag verteilt jede Stunde ein Glas Wasser, auch wenn Sie noch keinen Durst haben.
- Bei Hitze verbraucht der Körper mehr Natrium, Magnesium und Calcium. Deshalb ist es ratsam, dementsprechend angereicherte Mineralwässer zu trinken. Herz- und nierenkranke Menschen sollten allerdings aufpassen und ihren Arzt oder ihre Ärztin befragen, welche Wassersorten und Wassermengen für sie geeignet sind.
- Achten Sie auch insbesondere auf Angehörige und Mitbürgerinnen und Mitbürger, welche diese Empfehlungen nicht selbständig umsetzen können.
- Lassen Sie niemals Kinder oder Haustiere in einem geparkten Auto zurück.
Weitere Informationen und nützliche Tipps finden Sie zusammengestellt auf der Themenseite „Gesundheit und Hitze“ des Kompetenzzentrums Klimawandel und Gesundheit am Landesgesundheitsamt (LGA).
Alarmzeichen für Notaufnahmen
Für die Kliniken im Südwesten sind solche extremen Hitzewerte immer ein Alarmzeichen, denn an solchen heißen Tagen werden aller Voraussicht nach vermehrt Patienten wegen hitzebedingter Beschwerden die Notaufnahmen aufsuchen. Kopfschmerzen, Schwindel, Kreislaufprobleme sowie allgemeines Unwohlsein sind dann die typischen Symptome der Patienten, die sich in einer Notaufnahme vorstellen oder dorthin gebracht werden. Häufig ist Flüssigkeitsmangel Ursache für die Beschwerden.
Im Notfall immer 112 anrufen!
Wenn es zu einem Hitzschlag oder Kollaps gekommen ist oder der Verdacht besteht, ist sofort der Rettungsdienst unter der Telefonnummer 112 zu verständigen. Bringen Sie die betroffene Person an einen kühlen Ort, lockern Sie die Kleidung, kühlen sie das Hitzeopfer mit feuchten Tüchern ab und reichen Sie Getränke, nicht zu kühl und nicht zu viel auf einmal.
Vor starker UV-Strahlung schützen
Das Landesgesundheitsministerium weist im Zusammenhang mit Hitzewellen auch auf die Gefahren hin, die von ultravioletter Strahlung ausgehen. „UV-Licht kann unterschiedliche Auswirkungen auf den Organismus haben. Setzt man sich wiederholt ungeschützt oder zu lange der Sonne aus, sind die körpereigenen Reparaturmechanismen überfordert“, warnte Minister Lucha.
UVA-Strahlen erzeugen freie Radikale, die als Auslöser des gefürchteten schwarzen Hautkrebses gelten und die Kollagenstruktur mit der Folge vorzeitiger Hautalterung schädigen. UVB-Strahlen verursachen Sonnenbrand und können die Hautzellen zu Basalzell- und Plattenepithelkarzinomen (so genannter heller Hautkrebs) entarten lassen. Auch das Auge ist durch starken Einfall von UV-Licht einer hohen Belastung ausgesetzt: Hornhaut- und Bindehautentzündung sowie eine Schädigung der Netzhaut und der Linse können die Folge sein.
Daher ist es ratsam, sich möglichst im Schatten aufzuhalten sowie Sonnenschutzmittel und Sonnenbrillen mit UV-Schutz zu verwenden.
Was bringt uns der Klimawandel noch?
Hitze wirkt sich in vielfältiger Weise auf den Körper aus. Überhitzung, Wasser- und Elektrolytverlust belasten vor allem das Gehirn, den Kreislauf und die Nieren. Bestehende Erkrankungen von Herz, Lunge und Nieren können sich verschlimmern und auch Frühgeburtsraten erhöhen sich bei Hitzewellen. Letztlich kann Hitze auch zum Tod führen, was die Sterblichkeit vor allem in Jahren mit sehr heißen Sommern deutlich erhöht.
Da Hitzewellen durch den Klimawandel bereits in den 2000er Jahren immer häufiger wurden und den Prognosemodellen zufolge weiter zunehmen werden, ist die gesundheitliche Gefährdung der Bevölkerung sehr hoch.
Bodennahes Ozon und versiegelte Städte
Zusätzlich zur hohen Temperatur können weitere Faktoren wie erhöhtes bodennahes Ozon, Pollenflug, Luftverschmutzung und intensive UV-Strahlung die Gesundheit während heißer Perioden beeinträchtigen. Ozon reizt beispielsweise die Augen und die Atemwege und kann wie Hitze ebenfalls zu Kopfschmerzen führen. UV-Strahlung schädigt Zellen in den Augen und der Haut, was ernsthafte Beschwerden wie Augenentzündungen, Linsentrübung, Sonnenallergie und Krebserkrankungen nach sich ziehen kann.
Das Auftreten von Hitzewellen an einem Ort ist vor allem beeinflusst durch die geographische Lage und den Versiegelungsgrad. Je dichter bebaut, desto mehr heizen sich Gebäude und Straßen tagsüber auf und kühlen nachts entsprechend weniger ab. Dieser Wärmeinseleffekt kann zu Temperaturunterschieden zwischen Stadt und Land von bis zu 10 Grad Celsius führen. In Baden-Württemberg sind also vor allem die größeren Städte betroffen, aber die Zunahme von Hitzebelastung durch den Klimawandel ist im ganzen Land spürbar. pm