„Eine Panikattacke kann jeden treffen. Deshalb ist es empfehlenswert, einige wirksame SOS-Tipps für den Notfall parat zu haben“, sagt Dr. med. Steffen Häfner, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Foto: Pixel-Shot/stock.adobe.com

Panikattacke: Vier Selbsthilfe-Tipps vom Psychotherapeuten

Herzrasen, Atemnot, Todesangst – wenn im Alltag plötzlich heftige Symptome auftreten, handelt es sich oftmals um eine Panikattacke. Obwohl die Auslöser keine Bedrohung für das Leben darstellen, geht das Nervensystem von einer ernsten Gefahr aus und reagiert mit Angst. Ein wichtiger Schutzmechanismus des Körpers wird in solchen Situationen zur Qual.

„Eine Panikattacke kann jeden treffen. Deshalb ist es empfehlenswert, einige wirksame SOS-Tipps für den Notfall parat zu haben“, erklärt Dr. med. Steffen Häfner, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und ärztlicher Direktor der Klinik am schönen Moos.

Tipp 1: Kontrolliert atmen

Ein Schlüssel zur Bewältigung eines Anfalls liegt in der Atmung. „Bei einer einsetzenden Attacke empfiehlt sich die 4-7-8-Methode. Betroffene atmen langsam durch die Nase ein und zählen dabei bis vier. Dann halten sie den Atem an und zählen bis sieben. Zum Schluss zählen sie bis acht und atmen währenddessen ruhig durch den Mund aus“, rät Dr. Häfner.

Diese Technik entfaltet durch Wiederholungen ihre Wirkung: So beruhigt sich das Nervensystem und kehrt bestenfalls in den Normalzustand zurück.

Tipp 2: Negative Gedanken stoppen

Jede Panikattacke geht vorüber, es besteht keine Lebensgefahr. Doch die Sinne signalisieren etwas anderes. Der Experte weiß, wie Betroffene die aufkommende Angst im Keim ersticken: „Zunächst ist es wichtig, sich selbst die Furcht einzugestehen. Dagegen anzukämpfen, verschlimmert die Situation nur. Stattdessen sorgt beispielsweise die Konzentration auf harmlose Gegenstände im Raum für Ablenkung. Sind andere Personen anwesend, hilft eine aufmunternde Unterhaltung.

Auch die Stopp-Methode aus der kognitiven Verhaltenstherapie wirkt bei vielen Patienten. Dabei stellen sie sich ein rotes Stoppschild vor oder sagen laut Stopp, was den Gedankenfluss unterbricht.“ Auf diese Weise kommt die Psyche zur Ruhe und die Angst lässt nach.

Tipp 3: Anspannung durch Bewegung lösen

Symptome wie Zittern, Schwitzen und Herzklopfen entstehen durch plötzlich auftretende Stressreaktionen, die große Mengen an Energie freisetzen. „Diese Kraft staut sich auf, weil sie in der konkreten Situation keinen Zweck erfüllt. Hier hilft Bewegung. Dazu eignen sich beispielsweise auf der Stelle laufen oder Hampelmänner. Um in der Öffentlichkeit nicht aufzufallen, funktioniert es auch, ganz bewusst die Fäuste und Zehen zu ballen, zu halten und wieder loszulassen. So kehrt langsam die Entspannung zurück“, erläutert der erfahrene Psychotherapeut.

Tipp 4: Vorsorge ist besser als Nachsorge

Alkohol, Nikotin und Koffein begünstigen Angstzustände. Wer unter Attacken leidet, sollte möglichst auf den Konsum dieser Stoffe verzichten. Darüber hinaus stellen ausreichend Schlaf und Erholung die Basis für eine erfolgreiche Vorbeugung dar.

„Allgemein tritt Stress als häufiger Auslöser auf. Deswegen sollten Menschen, die zu Panikattacken neigen, psychische Belastungen vermeiden. Leider fällt das auf der Arbeit und in der Familie meist nicht leicht, weshalb Anfälle in einigen Fällen vermehrt auftreten. In diesem Zusammenhang empfiehlt es sich, zunächst den Hausarzt aufzusuchen. Dieser leitet weitere Schritte ein und überweist gegebenenfalls an einen Facharzt weiter. Glücklicherweise sind Angststörungen heutzutage effektiv behandelbar und die Chancen, sie dauerhaft zu überwinden, stehen gut“, weiß Dr. Häfner. 

Weitere Informationen unter www.klinik-a-s-moos.de 

Info

Die Klinik am schönen Moos in Bad Saulgau ist eine Rehabilitationsfachklinik für Psychosomatische Medizin, Psychiatrie und Psychotherapie. Seit ihrer Gründung im Jahr 1990 behandeln hier spezialisierte Therapeuten und Ärzte in Einzel- und Gruppentherapien ein breites Spektrum von psychischen und psychosomatischen Erkrankungen. Dazu zählen beispielsweise Depressionen, Angststörungen, Burn-out, Belastungs- und Anpassungsstörungen, Post-Covid-Symptomatiken sowie die Psychosomatik der zweiten Lebenshälfte.    pm