
Bei der Zahl der globalen Todesfälle in Folge von Hitze bei den über 65-Jährigen notierten die Wissenschaftler einen Anstieg um 167 Prozent gegenüber dem jährlichen Durchschnitt der 1990er. Warmes Küstenwasser fördert die Verbreitung von Bakterien der Gattung Vibrio. In Deutschland sind im Sommer 2024 zwei an der Ostsee urlaubende Menschen im Zusammenhang mit einer Vibrionen-Infektion gestorben. Foto: VisualProduction -KI-generiert/stock.adobe.com
Neue Rekorde: Klimakrise zerstört die Gesundheit der Menschen
Es sind erschreckende Ergebnisse: Noch nie zeigte sich so deutlich wie heute, dass die Klimakrise die Menschen in ihrer Gesundheit und Existenz bedroht. Ein Team aus 122 Wissenschaftlern weltweit macht in einem im Fachblatt „The Lancet“ erschienen Bericht deutlich: Alle Menschen – in jedem Land auf dieser Erde – sind betroffen. Die Klimakrise ist schon heute für viele tödlich.
„Wieder einmal brach das vergangene Jahr Rekorde in Sachen Klimakrise – mit extremen Hitzewellen, tödlichen Unwettern und zerstörerischen Waldbränden […]. Kein Individuum, keine Wirtschaft auf diesem Planeten ist immun gegenüber den gesundheitlichen Bedrohungen durch die Klimakrise“, so Dr. Marina Romanello vom University College London.
Extremwetterereignisse mit weitreichenden Folgen
10 von 15 Indikatoren, die anzeigen, wie stark die Klimakrise bereits Einfluss auf die menschliche Gesundheit hat, haben 2023 neue Rekordwerte erreicht. Das geht aus dem aktuellen Bericht des „Lancet Countdown on health and climate change“ hervor. So liegt etwa die Zahl der globalen Todesfälle in Folge von Hitze bei den über 65-Jährigen auf einem noch nie dagewesenen Niveau – die Wissenschaftler notierten einen Anstieg um 167 Prozent gegenüber dem jährlichen Durchschnitt der 1990er. Hitze schränkt Menschen in ihrem gesamten Tun ein – die Konsequenz ist unter anderem ein Minus von 512 Milliarden potenziellen Arbeitsstunden im Jahr 2023. Das entspricht Einkommensverlusten in Höhe von 835 Milliarden US-Dollar.
Dürreperioden treten weltweit immer frequentierter auf. Gleichzeitig kommen „extreme Niederschläge häufiger vor“, das „Risiko für Erdrutsche und Überschwemmungen steigt“, erklären die Wissenschaftler. All das hat Einfluss auf die Wasserversorgungs- und Ernährungssicherheit, auf sanitäre Anlagen, auf Infektionskrankheiten. So nimmt weltweit das Risiko für die Übertragung des Dengue-Virus durch die Gelbfiebermücke sowie die Asiatische Tigermücke zu. Und weil Küstengewässer immer wärmer werden, können sich auch Bakterien der Gattung Vibrio besser ausbreiten. „In Deutschland sind zwei Menschen im Zusammenhang mit einer Vibrionen-Infektion gestorben“, meldete das ZDF im vergangenen Sommer mit Blick auf die Ostsee. Insgesamt gab es 2023 global betrachtet 692.000 Vibrionen-Infektionen – ebenfalls ein Rekord.
Klimakrise: Die Politik versagt
Trotz allem „sehen wir, wie finanzielle Ressourcen weiterhin in genau jene Dinge investiert werden, die unserer Gesundheit schaden“, erläutert Dr. Marina Romanello. „Die Billionen an Dollar, die jährlich in die fossile Industrie gesteckt werden, einer neuen Verwendung zuführen: Das könnte die Möglichkeit eröffnen, einen fairen, gerechten Wandel einzuläuten, hin zu sauberen Energien und Energieeffizienz, hin zu einer gesünderen Zukunft – wovon letztlich die Weltwirtschaft profitieren würde.“ In einer Pressemitteilung kritisieren die Wissenschaftler die „anhaltenden Investitionen in fossile Brennstoffe, ein Allzeithoch bei den Treibhausgasemissionen und einen erschreckenden Baumverlust“. Gleichzeitig rüsten sich die Regierungen zu wenig für die Folgen: Nur 35 Prozent aller Länder haben etwa Frühwarnsysteme für hitzebezogene Krankheiten. Was nun passieren muss? „Veränderungen in fast allen menschlichen Systemen – inklusive der Energieversorgung, dem Transportwesen, der Ernährung, Landwirtschaft und dem Gesundheitswesen.“ Die Wissenschaftler stellen klar: „Eine gesunde Zukunft für alle Menschen bleibt in Reichweite, wenn heute gehandelt wird.“ pharma-fakten.de
Mehr dazu unter https://lancetcountdown.org/2024-visual-summary/