Nach Angaben des Deutschen Bundesverbands der HNO-Ärzte ist hierzulande in der Altersgruppe ab dem 65. Lebensjahr ungefähr jeder Zweite von Alterschwerhörigkeit betroffen. Hörprobleme haben auch psychische Folgen, können einsam und depressiv machen. Foto: Janina_PLD/stock.adobe.com

Lesertelefon-Aktion zum Welttag des Hörens: Was tun, wenn Schwerhörigkeit in die Einsamkeit führt?

Wenn altersbedingt oder durch eine Erkrankung die Fähigkeit zu Hören abnimmt, beginnen Betroffene häufig, sich zurückzuziehen. Sie meiden Situationen, in denen sie schlecht verstehen, was um sie herum gesprochen wird. Treffen mit Freunden und Familie, Ausflüge in Gruppen, die Teilnahme an Veranstaltungen – all das wird zunehmend zur Belastung, der Betroffene aus dem Weg gehen. Und das ist dann der Weg in die Einsamkeit.

Das bestätigen Forschungsergebnisse, die auf einen Zusammenhang zwischen Hörverlust und Einsamkeit hinweisen. Besonders schwierig wird die gesellschaftliche Teilhabe, wenn die Hörschädigung so schwer ist, dass herkömmliche Hörgeräte den Verlust nicht mehr ausgleichen können. Doch selbst in solch schweren Fällen von Hörverlust gibt es Hilfe in Form von Cochlea-Implantaten. Anlässlich des diesjährigen Welttags des Hörens informieren dazu Experten für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde sowie für Hörgeräte-Akustik in der Vital-Region-Telefonaktion SPRECHZEIT.

Altersbedingte Schwerhörigkeit ist weit verbreitet

Der Verlust der Hörfähigkeit kann unterschiedliche Ursachen haben. Neben einer übermäßigen Lärmbelastung oder einer Erkrankung ist es jedoch in den meisten Fällen das Alter, denn bereits ab dem 50. Lebensjahr geht die natürliche Leistungsfähigkeit des Gehörs zurück. Nach Angaben des Deutschen Bundesverbands der HNO-Ärzte ist hierzulande etwa jeder siebte Erwachsene von Altersschwerhörigkeit betroffen, in der Altersgruppe ab dem 65. Lebensjahr ungefähr jeder zweite. 

Je nach Schweregrad der Presbyakusis – so der medizinische Fachbegriff – kann die Lebensqualität der Betroffenen deutlich eingeschränkt sein. Nach Angaben des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) kann Schwerhörigkeit zu einem Rückzug aus dem sozialen Leben führen und das Risiko für Depressionen erhöhen. Studien deuten demnach darauf hin, dass auch die geistige Leistungsfähigkeit durch eine Schwerhörigkeit beeinträchtigt werden kann.

Die Art der Schwerhörigkeit ist entscheidend

Wenn es um die Behandlungsmöglichkeiten geht, steht die Frage im Mittelpunkt, um welche Form der Schwerhörigkeit es sich handelt. Bei der so genannten Schallleitungs-Schwerhörigkeit wird der Schall über das Trommelfell und das Mittelohr nicht ausreichend stark an das Innenohr weitergeleitet. Die Folge: Das Gehörte wird immer leiser wahrgenommen. Diese Form der Schwerhörigkeit kann zum Beispiel durch ein Hörgerät ausgeglichen werden, das den Schall verstärkt. Handelt es sich jedoch um eine Schallempfindungs-Serhörigkeit, ist die Umwandlung der Schallwellen in elektrische Nervenimpulse im Innenohr gestört. Das Gehörte wird dann zwar noch relativ gut ans Innenohr übertragen, aber es fehlen bei der Umwandlung ganze Frequenzbereiche, so dass sich kein vollständiges Klangbild mehr ergibt. Aufs Sehen übertragen würde diese Störung blinden oder undeutlichen Flecken im Sehfeld entsprechen, während andere Teile noch deutlicher zu erkennen sind.

Ein Cochlea-Implantat umgeht die Schwachstelle

Die Umwandlung von Schallwellen in elektrische Impulse geschieht im Innenohr – genauer gesagt in der Hörschnecke, medizinisch Cochlea genannt. Von hier aus gehen die umgewandelten Signale über den Hörnerv ins Gehirn, wo sie als Gehörtes interpretiert werden. Wenn die Cochlea diese Aufgabe durch eine Schädigung nicht mehr erfüllen kann, hilft es nicht, die Lautstärke mittels eines Hörgeräts zu erhöhen. Vielmehr besteht die Lösung darin, ein Implantat in die Cochlea einzusetzen, das ihre Aufgabe übernimmt. 

Das Implantat benötigt jedoch Signale, die es umwandeln kann. Diese kommen von einem externen Soundprozessor hinter dem Ohr, der Schallwellen aufnimmt, umwandelt und direkt an das Implantat sendet. Indem das System den geschädigten Teil des Innenohrs umgeht, kann es ein vollständigeres Klangbild erzeugen und so die Fähigkeit verbessern, Gespräche zu verstehen.

Welttag des Hörens: Experten am Lesertelefon 

Vor allem bei lauter Umgebung kann ich Gesprächen nicht mehr folgen – was kann ich tun? Liegt es an der Einstellung, wenn ich trotz Hörgerät nur undeutlich höre? Für wen kommt ein Cochlea-Implantat infrage? Ist für ein Cochlea-Implantat eine Operation erforderlich? Kann ich mit einem Implantat wieder alles klar und deutlich hören? Wie funktioniert das System im Alltag, zum Beispiel beim Telefonieren? Wer übernimmt die Kosten für ein Cochlea-Implantat? Alle Fragen rund um die Versorgung von Menschen mit schwerem Hörverlust beantworten diese Experten in der Lesertelefon-Aktion SPRECHZEIT:

  • Andrea Breinhild-Olsen; Klinische Linguistin, M.A., Audiotherapeutin (DSB), Leitung Hörrehabilitation am Hörzentrum Südwestfalen, Hagen
  • Peter Eberhardt; Hörakustikmeister, Pädakustiker, iffland.hören, Stuttgart
  • Sascha Kelz; Audiologe, Hörakustikmeister, CI-Akustiker; Dreiklang Hörsysteme, Wuppertal
  • Dr. med. Oliver Niclaus; Oberarzt an der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie, Asklepios Nord-Heidberg, Hamburg

Diese Experten können Vital-Region-Leser am Donnerstag, 6. März 2025 von 16 bis 19 Uhr befragen. Der Anruf unter Telefon 0800 – 2 811 811 ist aus allen deutschen Netzen gebührenfrei.    pm