Deutschland ist jeder Zweite über 65 Jahre von Hörminderungen betroffen. Immer mehr junge Menschen bekommen früh Hörprobleme. Foto: Creative Cat Studio/stock.adobe.com
Welttag des Hörens: Schwerhörigkeit rechtzeitig erkennen – moderne Hörgeräte sind interaktiv
Am 3. März ist der Welttag des Hörens. Wie wichtig es ist, auf die Hörgesundheit aufmerksam zu machen, zeigen die Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Geschätzt sind weltweit etwa 1,5 Milliarden Menschen von Schwerhörigkeit betroffen. Allein in Deutschland zeigen Studien, dass jeder Zweite über 65 Jahre von Hörminderungen betroffen ist.
Aber es sind auch Jugendliche, die ihrem Gehör Schaden zufügen, wenn sie stundenlang In-Ears oder Kopfhörer tragen und dabei zu laut Musik oder Hörspielen lauschen. Regelmäßige Club-Besuche mit extremer Schallberieselung können ebenfalls negative Folgen haben. Die Haarzellen im Ohr, die die Schallwellen über den Hörnerv and Gehirn weiterleiten, können irreparabel geschädigt werden, wenn sie zu lange und zu oft lauten Geräuschen ausgesetzt sind.
Warum eine rechtzeitige Behandlung wichtig ist
Das Ohr stellt in bestimmten Bereichen seine Arbeit ein, wenn es über eine gewisse Zeit nicht gefordert wird. Bei bestehender Schwerhörigkeit, die nicht durch ein Hörgerät ausgeglichen wird, erhalten die für bestimmte Frequenzen und Lautstärken zuständigen Nervenzellen der Hörbahn und Hörrinde im Gehirn keine Impulse mehr. Sie schalten ihre Verbindung zu benachbarten Zellen ab, da sie nicht mehr benötigt werden. Diesen Vorgang bezeichnet man als Hörbahn-Degeneration.
Fehlen zunehmend Frequenzen, muss man auf wichtige Unterscheidungsmerkmale verzichten, wie zum Beispiel feine, hohe Obertöne. „Es wird immer schwieriger, sogenannten Nutzschall aus den Umgebungsgeräuschen herauszufiltern“, sagt Dr. Erbe.
Was ist Schwerhörigkeit und wie wird sie festgestellt?
Schwerhörigkeit, medizinisch als Hypakusis bekannt, ist eine Beeinträchtigung des Hörvermögens. Dies kann von leichten Einschränkungen bis hin zum vollständigen Hörverlust reichen. Die Diagnose erfolgt durch spezielle Hörtests, welche die individuelle Hörschwelle in Frequenzen und Dezibel messen. Dr. Cornelius Erbe, Arzt und Leiter Versorgungsmanagement der Krankenasse hkk empfiehlt bei Hörminderung regelmäßige Hörtests: „Besonders bei Personen über 50 Jahre, um eine frühzeitige Diagnose und Behandlung zu ermöglichen.“
Diverse Arten von Schwerhörigkeit und ihre Ursachen
In der Medizin werden hauptsächlich drei Arten von Schwerhörigkeit unterschieden: Schallempfindungs-, Schallleitungs- und Schallwahrnehmungsschwerhörigkeit. Jede Form hat spezifische Ursachen und erfordert eine individuelle Behandlungsstrategie.
Bei letzterer beispielsweise tritt das Problem erst im Gehirn auf. Die Schallwellen werden vom Ohr zwar richtig aufgenommen und weitergeleitet, doch das Gehirn kann die Töne nicht korrekt identifizieren und zuordnen.
Moderne Hörgerätetechnologie mit Zusatzfunktionen
Die Zeit der klobigen Hörgeräte, die hinter dem Ohr sitzen und in einem orthopädischen Beige oder grau daherkommen, ist vorbei. Heute gibt es Hilfsmittel, die aussehen wie kleine Earpods. Sie sind bunt, verschwinden fast vollständig im Gehörgang und haben zahlreiche Zusatzfunktionen. Zum Beispiel lassen sie sich mit dem Handy koppeln und können Anrufe übertragen oder auch den Ton des Fernsehers.
Per App kann man bei unterschiedlichen Hörumgebungen einfach umstellen. Die Mikrofone der Hörgeräte lassen sich je nach Geräteklasse sogar einzeln ansteuern, um zum Beispiel nur in eine Richtung zu hören.
Bewusstsein und Akzeptanz fördern
Trotz des wachsenden Bewusstseins für Schwerhörigkeit gibt es immer noch ein Stigma rund um das Tragen von Hörgeräten. Dr. Erbe: „Dies gilt es abzubauen und die Akzeptanz von Hörhilfen als normale und notwendige medizinische Geräte zu fördern. Die Früherkennung und rechtzeitige Behandlung von Hörminderungen können entscheidend dazu beitragen, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.“ pm/tok