Laktoseintoleranz ist eine Nahrungsmittel-Unverträglichkeit, genauer gesagt eine Zuckerverwertungsstörung – nicht zu verwechseln mit einer Milchallergie. Foto: dream@do/stock.adobe.com

Laktoseintoleranz: Wie vermeidet man, dass Milch auf den Magen schlägt?

Die Kugel Eis im Schwimmbad, der Frozen Joghurt im Garten oder der Latte Macchiato im Straßencafé – viele Sommerleckereien enthalten Laktose. Doch manche klagen nach dem Verzehr von Milch und Co. über Verdauungsprobleme. Die Ursache kann eine Laktoseintoleranz sein.

Was genau das ist und welche Symptome auftreten, weiß Solveig Haw, Ärztin und Gesundheitsexpertin der DKV Deutsche Krankenversicherung. Sie erklärt außerdem auf Vital-Region.de, wie die Diagnose gestellt wird und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.

Was ist Laktoseintoleranz?

Bei dieser reagiert das Immunsystem auf das in Milch und Milchprodukten enthaltene Eiweiß und bildet Antikörper dagegen. Bei Menschen mit einer Laktoseintoleranz macht hingegen die Verdauung des Milchzuckers, also der Laktose, Probleme.

Normalerweise spaltet das Enzym Laktase den in Milchprodukten enthaltenen Zucker im Dünndarm auf. „Bei Menschen mit Laktoseintoleranz ist das Enzym nur in geringer Menge vorhanden oder fehlt ganz“, so Solveig Haw. „Dadurch kann der Körper die Laktose nur teilweise oder gar nicht abbauen.“ Die Folge: Die Bakterien im Dickdarm zersetzen den unverdauten Milchzucker in kurzkettige Fettsäuren und Darmgase, die zu Völlegefühl, Blähungen, Krämpfen und Durchfall führen können. Wie ausgeprägt die Symptome auftreten, ist von individuellen Faktoren wie der Darmflora, der Leistungsfähigkeit des Dickdarms oder der Ernährung abhängig.

Ursachen: primäre und sekundäre Laktoseintoleranz

Ursache für Laktoseintoleranz kann ein angeborener Enzymmangel sein, deutlich häufiger entwickelt sich die Unverträglichkeit jedoch erst in der Jugend oder sogar im Erwachsenenalter. „Bei einer sogenannten primären Laktoseintoleranz produziert der Körper zu wenig oder überhaupt keine Laktase, während bei der sekundären Form eine andere Erkrankung die Ursache der Unverträglichkeit ist – etwa eine chronische Dünndarmentzündung wie Morbus Crohn, Zöliakie oder Diabetes“, so die Gesundheitsexpertin.

Außerdem sind hier die Symptome meist schwerwiegender und können sogar zu Mangelzuständen führen. „Um dem entgegenzuwirken, ist eine Behandlung der ursächlichen Erkrankung notwendig“, so Solveig Haw.

Diagnose durch Atemtest

Wer befürchtet, laktoseintolerant zu sein, sollte zunächst ein Ernährungs- und Symptomtagebuch führen: „Dadurch können Betroffene besser nachvollziehen, welche Beschwerden wann und bei welchen Lebensmitteln auftreten. Außerdem hilft es dem Arzt, eine Diagnose zu stellen.“

Um eine Laktoseintoleranz zu bestätigen, führt der Arzt dann meist einen sogenannten H2-Atemtest durch. „Nachdem Betroffene ein Gemisch aus Wasser und Laktose getrunken haben, wird über mehrere Stunden hinweg der Wasserstoffgehalt in der Atemluft gemessen“, so Haw. „Ist der Wasserstoffwert deutlich erhöht, liegt eine Unverträglichkeit vor.“

Laktosearme Ernährung oft ausreichend

Eine medikamentöse Behandlung von Laktoseintoleranz ist nicht möglich. Auch die Wirkung von speziellen Enzympräparaten ist wissenschaftlich nicht ausreichend belegt. „Um ihre Beschwerden zu lindern, sollten Betroffene ihre Ernährungsweise anpassen und auf laktosehaltige Nahrung verzichten beziehungsweise deren Konsum einschränken“, rät die DKV-Gesundheitsexpertin.

„In den meisten Fällen ist es nicht notwendig, komplett auf milchzuckerhaltige Lebensmittel zu verzichten. Eine laktosearme Ernährung reicht häufig aus, um beschwerdefrei zu bleiben.“ Wie diese konkret aussieht, kann sehr unterschiedlich sein. Um den passenden Ernährungsplan für die individuellen Bedürfnisse zu erstellen, sollten Betroffene sich von einem Arzt oder Ernährungsexperten beraten lassen.

Laktose kommt in vielen Lebensmitteln vor

Vorbeugen lässt sich einer Milchzucker-Unverträglichkeit nicht. Im Gegensatz zu einer Milcheiweiß-Allergie ist sie jedoch nicht lebensbedrohlich. „Wer darunter leidet, sollte den Konsum von laktosehaltigen Produkten reduzieren oder sogar komplett darauf verzichten“, rät KKH-Ernährungswissenschaftlerin Dr. Anja Luci. „Anders als beispielsweise Sahne, Schmand oder Quark enthalten eine Reihe von Milcherzeugnissen wie Hartkäse oder Butter nur wenig Milchzucker, sind daher besser bekömmlich. Betroffene checken am besten selbst die jeweiligen Inhaltsstoffe und testen, ob sie bestimmte laktosearme Lebensmittel vertragen.“

Wichtig ist es, beim Lebensmitteleinkauf genau hinzuschauen. Denn Laktose kommt in etlichen Lebensmitteln vor, die das auf den ersten Blick nicht vermuten lassen. Suppen, Saucen, Fleisch- und Wurstwaren zählen ebenso dazu wie Brot, Backwaren, Gewürz- und Kräutermischungen, Tütensuppen und Pizzen, Schokolade und Speiseeis. Auch Medikamente können Milchzucker enthalten.

Milchersatz boomt, hat aber wenig Nähr- und oft viel Zusatzstoffe

Alternativen zu Kuh-, Schaf- oder auch Ziegenmilch sind laktosefreie pflanzliche Getränke. „Ob aus Hafer, Mandeln, Soja oder Reis, aus Kokos, Pistazien oder Erbsen: Pflanzendrinks sind nicht mehr nur bei Veganern beliebt, sondern bei der breiten Bevölkerung, gelten als nachhaltig und stehen für bewusste Ernährung“, sagt Expertin Luci.

Stellt sich die Frage, ob Milchersatzgetränke so gesund sind wie herkömmliche Milch. „Außer für Menschen mit Laktoseintoleranz oder einer Allergie auf Milcheiweiß haben sie keinen klaren Gesundheitsvorteil, im Gegenteil“, so Expertin Luci. „Kuhmilch ist reich an Vitaminen und Mineralien wie B12 und Calcium. Die meisten veganen Drinks enthalten hingegen viel Wasser und liefern kaum Nährstoffe. Teils werden allerdings künstlich Vitamine und Calcium hinzugesetzt. Ferner haben sie häufig einen hohen natürlichen Zuckergehalt, und nicht selten wird industriell sogar noch Zucker zugesetzt.“ Einige Milchalternativen enthalten zudem Stabilisatoren, Emulgatoren und Aromen, was sie zu hochverarbeiteten Produkten macht.

Für Säuglinge und Kinder sind Sojadrinks jedoch ungeeignet. Denn ihr Nährstoff- und Energiegehalt ist wesentlich geringer als in Mutter- oder Kuhmilch. Zudem enthält Soja hormonähnlich wirkende Isoflavone. Auch Allergiker sollten Pflanzendrinks mit Inhaltsstoffen meiden, die sie nicht vertragen.     pm