Alt und ausgeschlossen: Die Tatsache, dass jede 13. Person in der zweiten Lebenshälfte in Deutschland Altersdiskriminierung erlebt und berichtet, macht deutlich, dass politischer und gesellschaftlicher Handlungsbedarf besteht. Davon könnten nicht nur Ältere, sondern auch die Gesellschaft als Ganzes profitieren. Foto: Vera/stock.adobe.com

Jeder 13. Mensch zwischen 43 und 90 Jahren fühlt sich aufgrund des Alters diskriminiert

Aktuelle Befunde des Deutschen Alterssurveys zeigen, dass sich 7,7 Prozent der Menschen in der zweiten Lebenshälfte in Deutschland aufgrund ihres Alters benachteiligt fühlen – das entspricht jeder 13. Person. Zudem zeigen sich deutliche Unterschiede bei Betrachtung der Zusammenhänge mit Einkommen und Gesundheit, wie das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG) mitteilt.

Alt + arm = mehr Benachteiligung

Im Deutschen Alterssurvey wurde nach der wahrgenommenen Altersdiskriminierung in den letzten zwölf Monaten gefragt. Gefragt wurde auch nach Bereichen, in denen eine Benachteiligung erlebt wurde: Besonders häufig fühlten sich Menschen bei der medizinischen Versorgung (3,7 %) und bei der Arbeit beziehungsweise der Arbeitssuche (3,6 %) benachteiligt, gefolgt vom Alltag (3,0 %) und Geldangelegenheiten (2,3 %), seltener wurden Behördengänge (1,5 %) genannt. Fast die Hälfte der Personen, die eine Benachteiligung erlebt haben, nannten mehrere Lebensbereiche, in denen sie diese Erfahrungen machten.

In weiterführenden Analysen zeigte sich, dass einkommensarme Menschen sich deutlich häufiger benachteiligt fühlen als Menschen mit höheren Einkommen – sowohl bei der Arbeit oder Arbeitssuche als auch bei der medizinischen Versorgung und im Alltag. Gleiches gilt für Menschen, die gesundheitlich eingeschränkt sind. Das ist besonders problematisch, da gerade sie in erheblichen Maße auf eine gute medizinische Versorgung angewiesen sind.

Unterschätzte Altersdiskriminierung 

Svenja Spuling, Erstautorin der Studie, ordnet die Befunde ein: „Bei der Interpretation der Ergebnisse ist zu beachten, dass hier wahrgenommene Altersdiskriminierung analysiert wird. Die Aufmerksamkeit für negative Altersbilder und altersdiskriminierendes Verhalten ist gesamtgesellschaftlich jedoch vergleichsweise gering ausgeprägt. Eventuell besteht somit ein geringeres Problembewusstsein hinsichtlich altersdiskriminierenden Verhaltens: Eine ungerechtfertigte Benachteiligung aufgrund des eigenen Lebensalters wird vielleicht nicht als Diskriminierung wahrgenommen und somit in unserer Studie auch nicht genannt. Es ist also zu vermuten, dass wir mit 7,7 Prozent das Problem eher noch unterschätzen.“

Die Tatsache, dass jede 13. Person in der zweiten Lebenshälfte Altersdiskriminierung erlebt und berichtet, macht deutlich, dass politischer und gesellschaftlicher Handlungsbedarf besteht, gerade weil das Erleben von Altersdiskriminierung weitreichende Konsequenzen für das Wohlbefinden, die Gesundheit und Langlebigkeit der Betroffenen hat. Auf gesellschaftlicher Ebene liegen die Kosten vor allem im nicht genutzten Potenzial Älterer, zum Beispiel in der Arbeitswelt oder hinsichtlich des ehrenamtlichen Engagements.

Wie kann die Politik handeln?

Politische Maßnahmen könnten beispielsweise in der Bekämpfung negativer Altersstereotype, im Überdenken struktureller Gegebenheiten (wie zum Beispiel willkürliche Altersgrenzen) und in der Sensibilisierung des Personals in der Gesundheitsversorgung bestehen. Für komplexere, das heißt differenzierte und vielseitige Altersbilder setzt sich bereits das Programm Altersbilder des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ein. Auch Der Neunte Altersbericht der Bundesregierung befasst sich mit Ageismus und schlägt Gegenmaßnahmen vor, zum Beispiel pädagogische Bildungsformate zum Thema Alter gerade bei jüngeren Bevölkerungsgruppen, intergenerationale Programme, die den Kontakt zwischen älteren und jüngeren Menschen fördern, sowie gezielte Aufklärungskampagnen zur Bekämpfung von Ageismus.

Davon können nicht nur Ältere, sondern auch die Gesellschaft als Ganzes profitieren – am meisten jedoch bestimmte Risikogruppen wie armutsgefährdete oder gesundheitlich eingeschränkte Personen.

Info

Die detaillierten Ergebnisse sind nachzulesen in: Spuling, S.M., Weinhardt, M., Mavi, L. (2025). Wahrgenommene Altersdiskriminierung in der zweiten Lebenshälfte [DZA Aktuell 02/2025]. Berlin: Deutsches Zentrum für Altersfragen. doi.org/10.60922/2tdb-b513