Die Unterstützung für die verpflichtende Einführung von Fahrtauglichkeitstests zieht sich durch sämtliche Altersgruppen, jedoch ist die Zustimmung bei jüngeren Fahrern besonders ausgeprägt. So befürworten 94 % der Fahrer unter 40 Jahren derartige Tests. Foto: wsf-f/stock.adobe.com

Senioren-TÜV: So denken die Deutschen über eine Prüfung der Fahrtauglichkeit

Der 62. Verkehrsgerichtstag in Goslar hat darüber diskutiert, ob die Einführung einer Führerscheinprüfung für Senioren sinnvoll ist. Die Autoexperten von AutoScout24 haben die Ergebnisse einer Umfrage veröffentlicht, um zu zeigen, wie die Meinung zur Einführung einer derartigen Überprüfung im Alter in der Bundesrepublik ist.

Experten betonen immer wieder, dass erfahrene Fahrer zu sicheren Verkehrsteilnehmern gehören. Gleichzeitig ist jedoch klar, dass Autofahrer, deren Sehkraft oder kognitive Fähigkeiten im Alter nachlassen, immer wieder Unfälle mit schweren Verletzungen verursachen. In Deutschland befürworten daher 86 % der Autofahrer die Einführung regelmäßiger Fahrtauglichkeitstests ab einer bestimmten Altersgrenze.

Abnahme kognitiver Fähigkeiten

Gerade die Abnahme kognitiver Fähigkeiten kann ein Problem darstellen. Jakob Futorjanski, Mitgründer der Synaptikon GmbH, kennt sich mit der Entwicklung kognitiver Fähigkeiten über die Lebenszeit aus. Synaptikon entwickelt Interventionen zur Verbesserung der Gehirnleistung, wie zum Beispiel das CE-zertifizierte und in Deutschland verschreibbare (DiGA) Medizinprodukt „NeuroNation MED“. „Mit dem Alter nehmen kognitive Fähigkeiten ab, die für sicheres Autofahren erforderlich sind. Das zeigen Studien, wie zum Beispiel die Dortmunder Altersstudie. Demnach entstehen die meisten Autounfälle älterer Autofahrer unter anderem durch eine Abnahme der Fähigkeit, sich gleichzeitig auf mehrere Aspekte des Straßenverkehrs konzentrieren zu können“, sagt Futorjanski zum Zusammenhang von kognitiver Leistung und Fahrtauglichkeit im Alter. Seine Schlussfolgerung: „Eine regelmäßige Überprüfung der Fahrtauglichkeit ab 70 Jahren kann dazu beitragen, die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer zu erhöhen – auch die der Autofahrer.“

Für die Umfrage wurden Menschen aus verschiedenen Altersgruppen befragt. Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die Antworten zu der Frage, ob eine Fahrtauglichkeitsüberprüfung eingeführt werden soll. Die Angaben sind in Prozent.

  Alter der Befragten
 Total18-29 Jahre30-39 Jahre40-49 Jahre50-65 Jahre
Ja (insgesamt)86,194,294,387,977,9
Ja, und zwar regelmäßig schon…
vor dem 50. Lebensjahr5,614,71393
ab dem 60. Lebensjahr14,321,216,117,68,5
ab dem 70. Lebensjahr22,522,419,325,821,9
Nein, ich bin dagegen10,73,23,69,817,6

Mehr Informationen zur Untersuchung sowie eine ausführliche Darlegung der Methodik mit allen Quellen findet sich unter: autoscout24.de/informieren/ratgeber/studien-umfragen/fahrtauglichkeit-im-alter-umfrage

Jüngere stärker für Überprüfung – Ältere dagegen

Die Unterstützung für die verpflichtende Einführung von Fahrtauglichkeitstests zieht sich durch sämtliche Altersgruppen, jedoch ist die Zustimmung bei jüngeren Fahrern besonders ausgeprägt. Zum Beispiel befürworten 94 % der Fahrer unter 40 Jahren derartige Tests, während es bei den 40- bis 49-Jährigen 88 % sind.

Im Altersbereich von 50 bis 65 Jahren stimmen 78 % zu. Interessanterweise äußern gerade die Befragten zwischen 50 und 65 Jahren am häufigsten ihre Ablehnung gegenüber einer solchen Überprüfung. Ganze 18 % sind dagegen, eine Fahrtauglichkeitsprüfung für ältere Verkehrsteilnehmer einzuführen. Zum Vergleich: Insgesamt sagen nur 10 % aller Befragten, dass sie grundsätzlich gegen die Einführung einer solchen Prüfung sind.

Eine mögliche Erklärung dafür könnte sein, dass die Altersgruppe von 50 bis 65 Jahren sich selbst regelmäßig als kompetente Autofahrer im Verkehr erleben, weshalb diese Altersgruppe die Situation anders einschätzt als jüngere Autofahrer. Die 50- bis 65-Jährigen sehen daher in ihrer Altersspanne weniger Bedarf für eine Überprüfung.

Hälfte der Deutschen für Überprüfung zwischen 60 und 70

In jedem Fall bevorzugt die Mehrheit der Deutschen die Einführung einer Fahrtauglichkeitsprüfung zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr, unabhängig vom eigenen Alter. Die Altersgrenze von 70 Jahren findet dabei die höchste Zustimmung, da knapp ein Viertel der Autofahrer (23 %) ab diesem Zeitpunkt regelmäßige Fahrtauglichkeitstests durchführen möchte.

Insgesamt sprechen sich jedoch 50 % der Befragten für den Zeitraum zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr aus. Im Gegensatz dazu würden 17 % bereits vor dem 60. Geburtstag mit den Tests beginnen, während 8 % sogar dafür plädieren, Fahrer unter 50 Jahren zu testen.

Überprüfungen der Fahrtauglichkeit in Europa

Dänemark: Autofahrer ab dem 80. Lebensjahr müssen jedes Jahr einen Test ablegen.

Italien: Personen unter 50 Jahren müssen alle zehn Jahre eine Untersuchung durchführen lassen. Ab dem 50. Lebensjahr werden die Intervalle kürzer, und der Führerschein muss alle fünf Jahre verlängert werden. Ab dem 70. Lebensjahr ist dies alle drei Jahre erforderlich, und ab dem 80. Lebensjahr alle zwei Jahre.

Niederlande: Hier besteht eine ärztliche Bescheinigungspflicht, die ab dem 75. Lebensjahr eine Überprüfung der Fahrtüchtigkeit alle fünf Jahre vorsieht.

Portugal: Bereits ab dem 50. Lebensjahr ist hier eine Untersuchung verpflichtend, zunächst alle fünf Jahre. Ab dem 70. Lebensjahr beträgt das Intervall zwei Jahre.

Schweiz: Fahrer im Alter von 75 Jahren und älter sind alle zwei Jahre verpflichtet, sich einer medizinischen Überprüfung (Fahrtüchtigkeitsprüfung) bei ihrem Hausarzt zu unterziehen.

Spanien: Hier ist ein obligatorischer Gesundheitstest alle fünf Jahre ab dem 65. Lebensjahr vorgeschrieben.

Tschechien: Personen ab dem 60. Lebensjahr sind verpflichtet, sich alle fünf Jahre überprüfen zu lassen, und mit zunehmendem Alter werden die Intervalle kürzer.

Mehr Informationen zu dieser Datenauswertung und den Ergebnissen, sowie eine Darlegung der Methodik sind einzusehen unter: autoscout24.de/informieren/ratgeber/studien-umfragen/fahrtauglichkeit-im-alter-umfrage