In den Sozialen Medien preist der gerne mit einer Bratwurst-Semmel posierende bayerische Ministerpräsident Markus Söder den Fleischkonsum an. Auf Volksfesten sieht man dieses hochverarbeitete Nahrungsmittel oft in einer Kombination mit Bier. Wissenschaftliche Studien aber zeigen, dass man gesünder alt wird, wenn der Fleischgenuss zurück- und die Pflanzenkost hochgefahren wird. Foto: drubig-photo/stock.adobe.com

Fleisch-Promoter Söder kontra Wissenschaft: Diese Ernährungsmuster tragen zum gesunden Altern bei

Wenn es nach dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder geht, ist klar: Nur Fleischesser sind glücklich und gesund. Das betont er nicht nur auf unzähligen Bild- und Videobeiträgen in den Sozialen Medien, das ist für ihn Teil eines politischen Programms, das manche Zeitgenossen als Kulturkampf werten. Ernährungswissenschaftler sehen in der Verherrlichung des Fleischkonsums eher eine Ideologie, die langfristig gesundheitliche Folgen haben kann, etwa durch Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht, erhöhten Cholesterinspiegel, Gefäßkrankheiten und Herz-Kreislauf-Probleme.

Söders Bratwurst-Speiseplan macht nicht nur viele Kulinariker fassungslos. Auch die Wissenschaft sagt etwas völlig anderes. Eine Analyse über zwei große Langzeitstudien mit über 105.000 Menschen konnte zeigen, dass eine pflanzenbetonte Ernährung mit wenig stark verarbeiteten Lebensmitteln das Risiko für chronische Erkrankungen senkt und die Chancen auf ein gesundes Altern deutlich erhöht.

Warum so eine Erkenntnis wichtig ist? Ernährung ist weltweit der wichtigste verhaltensbedingte Risikofaktor für nicht übertragbare Krankheiten und die damit verbundene Sterblichkeit. Die vorliegende Studie ermittelte Ernährungsweisen, die chronischen Erkrankungen vorbeugen und gesundes Altern fördern könnten.

Welche Ernährungsweisen fördern oder hemmen gesundes Altern?

Im Rahmen einer multinationalen prospektiven Kohortenstudie wurden Daten aus den Langzeitstudien „Nurses‘ Health Study“ und „Health Professionals Follow-Up Study“ (1986 bis 2016) verwendet, um den Zusammenhang zwischen der langfristigen Einhaltung von Ernährungsmustern mit gesundem Altern zu untersuchen. Ein besonderer Fokus lag dabei auf dem Einfluss von stark verarbeiteten Lebensmitteln. Um ein möglichst umfassendes Bild von einer optimalen Ernährung für gesundes Altern zu eruieren, wurden die folgenden acht gesunden Ernährungsmuster untersucht:

  • Alternative Healthy Eating Index (AHEI)
  • Alternative Mittelmeerdiät (Alternative Mediterranean Diet, aMED)
  • Ernährung zur Reduktion von Bluthochdruck (Dietary Approaches to Stop Hypertension, DASH)
  • Kombination aus Mittelmeerdiät und DASH-Diät zur Verzögerung neurodegenerativer Erkrankungen (Mediterranean-DASH Intervention for Neurodegenerative Delay, MIND)
  • Healthful Plant-Based Diet Index (hPDI)
  • Planetary Health Diet Index (PHDI)
  • Empirical Dietary Inflammatory Pattern (EDIP)
  • Empirical Dietary Index for Hyperinsulinemia (EDIH)

Gesundes Altern wurde anhand der kognitiven, körperlichen und psychischen Gesundheit sowie des Erreichens des 70. Lebensjahres ohne chronische Erkrankungen bewertet, wie das DeutschesGesundheitsPortal (DGP) berichtet.

Langzeitstudien kommen zu einem eindeutigen Ergebnis

Nach einer Nachbeobachtungszeit von bis zu 30 Jahren erreichten 9771 von 105.015 Studienteilnehmern (9,3 Prozent) das Ziel, gesund zu altern. Die Mehrheit der Teilnehmer waren Frauen (66 Prozent) mit einem durchschnittlichen Alter von 53 Jahren (+/- 8 Jahre). Eine höhere Übereinstimmung mit jedem der analysierten, als gesund geltenden, Ernährungsmustern war mit einer größeren Wahrscheinlichkeit für gesundes Altern verbunden. Die Chancen für gesundes Altern im Vergleich der Studienteilnehmer mit höchster gegenüber niedrigster Übereinstimmung mit einem der gesunden Ernährungsmustern waren um 45 Prozent bis 86 Prozent höher bei gesunder Ernährung. Ein höherer Konsum von stark verarbeiteten Lebensmitteln war kontraproduktiv, wenn man ein gesundes Altern als Ziel nimmt.

Wenn die Altersgrenze für gesundes Altern auf 75 Jahre angehoben wurde, erreichten Menschen mit hoher Übereinstimmung mit der Ernährung gemäß dem „Alternative Healthy Eating Index“ 2,24-mal wahrscheinlicher das Ziel, gesund zu altern.

Obst, Gemüse und weniger Fett lassen gesund altern

Ein höherer Verzehr von Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, ungesättigten Fetten, Nüssen, Hülsenfrüchten und fettarmen Milchprodukten war mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für gesundes Altern verbunden.

Umgekehrt steht ein hoher Konsum von Transfetten, Natrium, zuckerhaltigen Getränken sowie rotem oder verarbeitetem Fleisch in Verbindung mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit für gesundes Altern.

Alle acht untersuchten Ernährungsmuster waren somit signifikant mit gesundem Altern assoziiert. Menschen mit hoher Übereinstimmung zu diesen Mustern hatten deutlich höhere Chancen, bis ins hohe Alter ohne chronische Erkrankungen und mit guter körperlicher, geistiger und psychischer Gesundheit zu leben. Von den untersuchten Ernährungsmustern erzielte der Alternative Healthy Eating Index (AHEI) besonders oft gesundes Altern. Die Ergebnisse legen nahe, dass pflanzenbasierte Ernährungsmuster mit einem moderaten Anteil gesunder tierischer Produkte das gesunde Altern am besten fördern, so das Fazit der Autoren.    DGP/HealthCom/tok