
Die Zahl der Rettungsdienst- und Notarzteinsätze ist 2023 auf 7.804.180 Einsätze weiter gestiegen. Was immer noch fehlt, ist eine Reaktion der Gesetzgeber auf diese Situation. Die AOK fordert eine zügige Reform der Notfallversorgung mit Einbindung der Rettungsdienste. Foto: benjaminnolte/stock.adobe.com
Fast 8 Millionen Einsätze im Jahr für Rettungsdienst und Notärzte und überfüllte Notfallambulanzen
Blaulicht und Martinshorn sind ständige Begleiter, wenn man viel im städtischen Raum unterwegs ist und sich womöglich noch ein Krankenhaus in der Nähe befindet. Wenn diese so genannten Sondersignale aufblitzen und ertönen, heißt es, den Weg frei für die Einsatzfahrzeuge zu machen. Allein im Jahr 2023 gab es 7.804.180 Rettungsdienst- und Notarzteinsätze.
Die Statistik der Leistungsfälle und -tage (Ziffer 29999) des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) für das Jahr 2023 hat die fast 8 Millionen Einsätze der Notärzte und Rettungssanitäter aufgelistet. Ein Jahrzehnt zuvor, im Jahr 2013, waren es noch rund 6,4 Millionen. Das bedeutet eine Zunahme von knapp 22 Prozent.
Nicht jeder Notarzt-Einsatz ist gerechtfertigt
Aber: Laut dem Deutschen Berufsverband Rettungsdienst (DBRD) sind lediglich 10 bis 15 Prozent der Notarzt-Einsätze wirklich gerechtfertigt. Eine verbindliche Definition oder Abgrenzung solcher Fälle von „indizierten“ – also medizinisch notwendigen – Notrufen gibt es nicht.
Im gleichen Zeitraum bauten die zuständigen Dienste immer mehr Personal auf. Rund 89.000 Menschen arbeiteten laut Statistischem Bundesamt (Destatis) 2023 im Rettungsdienst. 2013 waren es lediglich etwa 53.000 – ein Zuwachs von fast 68 Prozent. Zum Vergleich: Die Gesundheitspersonalrechnung der Wiesbadener Bundesbehörde weist für 2013 insgesamt knapp 5,2 Millionen Beschäftigte aus. 2023 waren es fast 6,1 Millionen – ein Plus von gut 17 Prozent.
112: Die Nummer für Feuerwehr und Rettungsdienst
Bei Unfällen, Bränden oder Situationen, in der jemand in einer gefährlichen, lebensbedrohlichen Notlage befindet, wählen Sie die 112. Sind Menschen schwer verletzt, bewusstlos oder haben Sie Atemnot oder zeigen sie Symptome eines Schlaganfalls, Herzinfarkts oder allergischen Schocks, rufen Sie sofort die 112. Diese Notrufnummer ist übrigens europaweit kostenfrei erreichbar, auch vom Handy aus.
116117: Die Nummer für den ärztlichen Notdienst
Die Notrufnummer 116117 verbindet mit dem ärztlichen Bereitschaftsdienst. Sie ist die richtige Nummer, wenn jemand umgehend ärztliche Hilfe braucht, die Situation aber nicht lebensbedrohlich ist – und wenn die normalen Praxen geschlossen sind. Hier erfährt man, welche Bereitschaftspraxis vor Ort geöffnet ist.
Mehr ambulante Notfälle und volle Notfallambulanzen
Aktuelle Destatis-Zahlen zeigen, dass in deutschen Kliniken 2023 rund 12,4 Millionen ambulante Notfälle behandelt wurden. Den Statistikern zufolge war das der höchste Wert seit Beginn der Erfassung 2018. Im gleichen Jahr 2023 zählte das Amt rund 17,2 Millionen vollstationäre Behandlungsfälle.
Auch die Notfallambulanzen melden seit Jahren eine Zunahme von Patienten, die oft keine schweren Notfälle im eigentlichen Sinne sind, die unbedingt stationär behandelt werden müssten. In einem Bericht zu einer Umfrage des Deutschen Krankenhaus-Instituts (DKI) von Januar 2023 heißt es: „Die Notaufnahmen kompensieren vielerorts Versorgungsprobleme in der vertragsärztlichen Versorgung.“ Besonders hoch ausgelastet seien die Ambulanzen vor allem an Werktagen zu den sprechstundenfreien Zeiten der Vertragsärzte, am Abend und an Wochenenden.
AOK fordert schnelle Reform der Notfallversorgung
„Die geplante Reform der Notfallversorgung muss schnellstmöglich nachgeholt werden. Auch der Rettungsdienst ist dann möglichst zügig einzubinden“, fordert der AOK-Bundesverband in seinen Positionen zur Gesundheitspolitik nach der Bundestagswahl. Eine solche Reform ist nach dem Ampel-Aus im November 2024 zum zweiten Male gescheitert. Die Bemühungen, auch eine Neuordnung des Rettungsdienstes in das Gesetz zur Notfallreform zu integrieren, stieß auf zum Teil heftigen Widerstand der Länder. pm