Typische Herzinfarktsymptome sind starke Schmerzen im Brustkorb, die auch in Arm, Kiefer, Rücken ausstrahlen können. Bei Frauen sind Brustschmerzen aber oft weniger stark ausgeprägt. Häufig haben sie andere Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Schwindel oder Oberbauchbeschwerden. Foto: motortion/stock.adobe.com

Beim Herzinfarkt entscheiden Minuten über Leben und Tod: Anzeichen erkennen, 112 anrufen

Bei einem Herzinfarkt entscheiden wenige Minuten über Leben oder Tod. Aber wie erkennt man die Anzeichen, wie sollte man reagieren und wie geht es nach einem überstandenem Infarkt weiter? Ein Herzinfarkt ist immer ein Notfall, auch wenn das Herz weiterschlägt. Jede Minute ohne Sauerstoff führt zu Schäden in dem Bereich des Herzmuskels, der nicht mehr ausreichend versorgt wird. Entscheidend sind die ersten 10 bis 15 Minuten. Bekommt das Gehirn länger keinen Sauerstoff, ist alles umsonst.

Welche Herzinfarkt-Warnzeichen man kennen sollte, und wie es nach einem Infarkt weitergeht, zeigt das Gesundheitsmagazin „Apotheken Umschau“ 11A/2025.

Im Zweifel kein Risiko eingehen

Bemerkt man Warnzeichen für einen Herzinfarkt, sollte man sofort handeln. „Im Zweifel kein Risiko eingehen und die Rettungsstelle 112 anrufen“, rät der Kardiologe Prof. Dr. Thorsten Kessler, Leiter der Chest Pain Unit am Deutschen Herzzentrum München.

Auf diese Anzeichen sollte man achten:

  • Starke Schmerzen im Brustkorb und hinter dem Brustbein, die in Arme, Rücken, Hals, Kiefer, Schulterblätter oder Oberbauch ausstrahlen können.
  • Heftiges Brennen oder starkes Enge- oder Druckgefühl in der Brust.
  • Begleitsymptome wie Luftnot, Übelkeit, Erbrechen, Schwitzen und kalter Schweiß, Schwindel, Bewusstlosigkeit und Angst.
  • Wichtig zu wissen: Bei Frauen sind Brustschmerzen oft weniger stark ausgeprägt. Häufig haben sie andere Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Schwindel oder Oberbauchbeschwerden.

Der Weg hin zu einem gesunden Lebensstil

Ist das Herz durch einen Eingriff im Katheterlabor erst einmal gerettet, ist das nur der erste Schritt. Geheilt ist es damit nicht. Die Grunderkrankung bleibt bestehen, das Organ ist weiter verwundbar. Nach der Behandlung des akuten Herzinfarkts kommen viele Betroffene erst mal in eine kardiologische Reha, die idealerweise direkt nach dem Klinikaufenthalt beginnt.

Ein Infarkt hinterlässt nicht nur im Herzmuskel Narben, sondern auch in der Seele. Ängste und Depressionen können die Folge sein. Um das einschneidende Erlebnis zu verarbeiten, ist psychologische Unterstützung sehr hilfreich. Zurück im Alltag geht es darum, das in der Reha Gelernte umzusetzen und gezielt die Risikofaktoren zu verringern. Die häufigsten sind Bluthochdruck, schlecht eingestellter Diabetes, erhöhte Cholesterinwerte, Übergewicht und Rauchen, so die „Apotheken Umschau“.

Wer mit allen fünf Herzrisiken lebt, hat eine große Aufgabe vor sich. Wie stark allein Rauchverzicht sich lohnt, zeigen zahlreiche Studien. Wer innerhalb eines Jahres mit dem Rauchen aufhört, minimiert sein Risiko für einen erneuten Infarkt demnach etwa um die Hälfte.

Großen Einfluss auf die Herzgesundheit hat auch die Ernährung. Gut sind viel Gemüse und Obst, möglichst wenig rotes Fleisch und ein bis zwei Fischmahlzeiten pro Woche. Frittiertes und Fertigprodukte sollte man meiden, statt Butter mehr Oliven- und Rapsöl verwenden. Das entspricht in etwa der mediterranen Ernährung. Mit Zucker und Salz sollte man sparsam sein, Alkohol höchst maßvoll genießen.

Es geht um jede Minute

2023 starben hierzulande 44.000 Menschen an einem Herzinfarkt. Viel zu viele, aber doch etwa 16.000 Menschen weniger als noch 12 Jahre zuvor. Der Grund: In den vergangenen Jahrzehnten hat sich bei der Behandlung von Herzinfarkten einiges verbessert. Es sind zum einen flächendeckend Chest Pain Units – Brustschmerzeinheiten. Das sind Notaufnahmen, die auf die Diagnostik und Behandlung von Herzinfarkten spezialisiert sind. Dort kann man schnell und gezielt helfen, sagt Birgit Ruf, „Apotheken Umschau“-Redakteurin mit Berufserfahrung auf einer kardiochirurgischen Intensivstation.

„Ursache eines Infarkts ist ja eine Durchblutungsstörung des Herzens. Heute kann ein verengtes oder verschlossenes Gefäß bei einer Herzkatheterbehandlung aufgedehnt und mit einer Gefäßstütze – einem Stent – versorgt werden. Durch den Herzmuskel fließt dann wieder ausreichend Blut“, so Birgit Ruf. Auch deshalb ist wichtig, in so einem Notfall schnell handeln. „Bei einem Herzinfarkt kann es zu einem Herz-Kreislauf-Stillstand kommen. Das Herz und das Gehirn werden dann nicht mehr mit Sauerstoff versorgt. Es geht um jede Minute. Wer jemanden sieht, der vielleicht einen Herzinfarkt erleidet, soll sofort einen Notruf absetzen und mit der Wiederbelebung beginnen“, sagt Birgit Ruf.

Sie weist auf typische Herzinfarktsymptome wie starke Schmerzen im Brustkorb, die auch in Arm, Kiefer, Rücken ausstrahlen können, hin. Und sie macht explizit deutlich: „Dauern die Beschwerden länger als fünf Minuten, darf man nicht zögern, sondern muss den Rettungsdienst rufen unter der Nummer 112. Und vor allem nicht selbst in die Klinik gehen oder fahren.“  

    

Info

Bei der Deutschen Herzstiftung gibt es im Zuge der aktuell stattfindenden Herzwochen viele Informationen und Veranstaltungen rund um koronare Herzkrankheiten. Über 300.000 Menschen erleiden in Deutschland jedes Jahr einen Herz­in­farkt. Testen Sie hier Ihr Risiko für dieses oft dramatische Ereignis: Auf der Webseite der Herzstiftung können Sie einen Herzinfarkt-Risikotest machen, der dann auch mögliche Handlungsanweisungen aufführt. pm