Die Apitherapie („Bienenmedizin“) gehört aktuell noch zur Erfahrungsmedizin, es gibt aber immer mehr wissenschaftliche Studien zu Wirkungen und zur Erforschung von Vor- und Nachteilen. Die Produkte der Bienen bieten alternative Möglichkeiten, natürliche Wirkstoffe in den Alltag zu integrieren. Foto: Klaus Nowottnick/stock.adobe.com
Apitherapie – eine alternative Behandlungsmethode rund um die Produkte der Biene
Apitherapie, auch bekannt als „Bienenmedizin“ umfasst alternative Behandlungsmethoden, die sich die natürlichen Heilkräfte diverser Bienenprodukte zunutze machen. Die Methoden reichen bis in die Antike zurück, erfreuen sich seit einigen Jahren aber auch heute wieder wachsender Beliebtheit. Dabei werden verschiedene Bienenprodukte wie Honig, Propolis, Gelée Royale, Bienenwachs und Bienengift gezielt eingesetzt, um Gesundheit und Wohlbefinden zu fördern.
In diesem Artikel werden verschiedene Anwendungsmöglichkeiten von Produkten und Präparten der Apitherapie erläutert. Zudem erfahren Leserinnen und Leser, welche Leiden und Krankheiten mit Bienenprodukten bekämpft werden sollen und welchen Einfluss sie auf den Körper sonst noch haben sollen.
Bienengift – Starke Wirkung mit viel Potenzial
Bienengift, auch Apitoxin genannt, ist ein besonders bekanntes Produkt der Apitherapie. Es wird seit Jahrhunderten zur Behandlung von rheumatischen Beschwerden und Gelenkschmerzen eingesetzt. „Das Gift enthält nämlich Melittin, ein Peptid, das je nach Literaturquelle die Durchblutung fördern und Schmerzen verursachen oder aber entzündungshemmend sein und die Ausschüttung von körpereigenem Stresshormons Cortisol bewirken soll“, sagt Dr. Utta Petzold, Medizinerin bei der Barmer. Mit seiner starken Wirkung könne der Naturstoff Melittin in der Anwendung in jedem Fall gesunde Zellen eventuell auch schädigen, daher sei bei der Anwendung Vorsicht geboten und viel Erfahrung erforderlich. Insbesondere, weil in den frei verkäuflichen Präparaten die Zusammensetzung und Konzentration einzelner Bestandteile des Bienengiftes nicht immer bekannt seien.
In der modernen Medizin werde das Bienengift im Rahmen der Behandlung von Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose derzeit weiter erforscht. Das Gift von Wildbienen wie etwa der violetten Holzbiene enthält demnach eine weniger aggressive Form seines Hauptbestandteils Melittin als das von Honigbienen und könnte daher künftig unter anderem gegen Brustkrebszellen eingesetzt werden.
Honig – Das flüssige Gold
Honig ist nicht nur ein süßes Naturprodukt, er gilt in der Apitherapie auch als eine Art „Multitalent“. Das „flüssige Gold“ soll antibakteriell und entzündungshemmend wirken und angeblich die Wundheilung fördern. Besonders Manuka-Honig wird unter Anhängern alternativer Behandlungsmethoden aufgrund seines hohen Gehalts an Methylglyoxal – einem antibakteriellen Wirkstoff – geschätzt. „In der Apitherapie wird Honig zur Behandlung von Hauterkrankungen, Atemwegserkrankungen und Magen-Darm-Beschwerden verwendet“, erläutert Petzold.
Propolis – Das natürliche Antibiotikum
Propolis, ein harzartiges Material, das von Bienen aus Baumknospen gesammelt wird, wird von Apitherapie-Fans für seine starke antivirale und antibakterielle Wirkung gerühmt. Es wird von ihnen als natürliches Antibiotikum bezeichnet und findet in der Apitherapie Anwendung bei der Bekämpfung von Infektionen, der Stärkung des Immunsystems und der Linderung von Entzündungen.
Gelée Royale – Der königliche Nektar
Gelée Royale, das Futtermittel der Bienenkönigin, ist reich an Nährstoffen und wird wegen seiner vitalisierenden und regenerierenden Eigenschaften geschätzt. In der Apitherapie wird die gallertartige Masse eingesetzt, um die allgemeine Gesundheit zu verbessern, Müdigkeit zu bekämpfen und die geistige Leistungsfähigkeit zu steigern. Es enthält eine Mischung aus Proteinen, Vitaminen und Mineralien, die den Körper möglichst revitalisieren sollen.
Bienenwachs – Natürliches Heilmittel für die Haut
Bienenwachs wird in der Apitherapie vor allem wegen seiner hautpflegenden Eigenschaften geschätzt. Es bildet eine schützende Barriere auf der Haut und wird häufig in Salben und Cremes verwendet, um trockene oder gereizte Haut zu beruhigen. Außerdem fördert es die Wundheilung und soll bei der Behandlung von Ekzemen und anderen Hauterkrankungen helfen.
Durch wissenschaftliche Studien unterstützte Erfahrungsmedizin
Die Apitherapie ist eine altbekannte Methode und gehört aktuell noch zur Erfahrungsmedizin. Es gibt aber auch immer mehr wissenschaftliche Studien zu Wirkungen und zur Erforschung von Vor- und Nachteilen. Die Apitherapie bietet alternative Möglichkeiten, natürliche Wirkstoffe in den Alltag zu integrieren.
„Obwohl solche Produkte selbstverständlich kein Ersatz für die moderne Medizin sein können, sind sie unter Umständen eine nützliche Ergänzung, insbesondere bei chronischen Beschwerden oder zur Stärkung des Immunsystems. Allerdings können sie als Naturprodukt auch Allergien und andere unerwünschte Nebenwirkungen verursachen. Deshalb ist es wichtig, vor der Anwendung von Apitherapie-Produkten immer eine Ärztin oder einen Arzt zu konsultieren, um Gesundheitsschäden durch Apitherapie möglichst auszuschließen“, rät Barmer-Medizinerin Petzold. pm