Die Fälle von chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) sind zwischen 2010 und 2019 um 8 % angestiegen. Bei Lungenembolien beträgt der Zuwachs sogar rund das Neunfache. Foto: Antonioguillem/stock.adobe.com

Alle 4 Minuten stirbt ein Mensch in Deutschland an Erkrankungen an Lunge und Atemwegen

„Alle vier Minuten stirbt in Deutschland ein Mensch an den Folgen einer Lungen- oder Atemwegserkrankung“, schreibt die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in einer Pressemitteilung. Die DGP spricht daher von einer enormen Herausforderung für das „gesamte Gesundheits- und Versicherungswesen“. Und: Die Häufigkeit der meisten Lungenerkrankungen nimmt zu.

Hochrechnungen auf Basis von 8,8 Millionen Versicherten

Wissenschaftler und Mediziner aus der Bundesrepublik haben Trends zwischen 2010 und 2019 analysiert und publiziert. „Ganz bewusst“, so die DGP, hätten sie die Schilderungen „mit dem Jahr 2019 beendet, denn mit der SARS-CoV-2-Pandemie wurden wahrscheinlich die Entwicklungstendenzen deutlich verändert. Erst in einer zukünftigen Ausgabe des Weißbuchs werden die tatsächlichen Auswirkungen der Pandemie in Bezug auf die stationäre und ambulante Versorgung von Lungenkrankheiten analysiert werden können“.

Das geht aus dem „Weißbuch Lunge 2023“ hervor. Es enthält Hochrechnungen auf Basis der Daten von 8,8 Millionen Versicherten – und sei somit eine „einzigartige Entscheidungshilfe für Politik und Gesundheitswesen“. Die Zahlen jedenfalls sind schon jetzt alarmierend.

  • So hat zum Beispiel das Auftreten von Asthma im untersuchten Zeitraum um 17 Prozent zugenommen.
  • Die Fälle von chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) sind um 8 Prozent angestiegen.
  • Lungenkrebs verzeichnete ein Plus von 33 Prozent.
  • Bei Lungenembolien beträgt der Zuwachs sogar 71 Prozent.
  • Besonders deutlich ist die Entwicklung beim Schlafapnoe-Syndrom, das verminderte Atmung oder Atemstillstände während des Schlafs zu Folge hat. Hier war ein Anstieg von 92 Prozent zu verzeichnen.

Aber es gibt auch Krankheiten, wie die Stoffwechselerkrankung Mukoviszidose, Lungenentzündungen oder Tuberkulose, die stagnierende oder sinkende Zahlen aufweisen. Trotzdem gelte, so resümiert Pneumologe Prof. Dr. Winfried J. Randerath, „dass die meisten Lungenerkrankungen häufiger auftreten“.

Aus dem „Weißbuch Lunge 2023“ geht hervor, dass das Auftreten von Asthma zwischen 2010 und 2019 um 17 % zugenommen hat, während es bei Lungenkrebs 33 % und beim Schlafapnoe-Syndrom gar 92 % sind. Foto: bilderzwerg/stock.adobe.com

Exzellente Forschung

„Um diesen neuen, großen Herausforderungen zu begegnen, ist auch eine exzellente Forschung wichtig“, meint die DGP. In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten hat sich bereits viel getan. Siehe Asthma: Die Wissenschaft hat einiges über die Mechanismen hinter der Krankheitsentstehung gelernt, sodass „erhebliche Fortschritte erzielt werden“ konnten. Das ist im Weißbuch zu lesen.

Dazu zählt etwa die Einführung von biopharmazeutischen Arzneimitteln, die sich gegen bestimmte Prozesse im Körper, die bei Asthma eine wichtige Rolle spielen, richten. Sie „ermöglichten eine wesentlich bessere Behandlung vor allem des schweren Asthmas.“ Doch es brauche weiterhin „außerordentliche Anstrengungen“, um Lungen- und Atemwegserkrankungen besser in ihre Schranken zu weisen. „Wesentlich wird dabei sein, die enormen technologischen Entwicklungen in der zellulären und molekularen Forschung, aber auch im Bereich der Bildgebung […] auch für die Pneumologie nutzen zu können“, so die Autoren.