Apotheken-Protesttag am 14. Juni: Nicht nur bei der Demonstration in Berlin hatten sich Apotheker zum Streik getroffen. Fast überall in Deutschland blieben Apotheken geschlossen. Bildrechte/Foto: ABDA/BAV
86 Prozent der Apotheken in Deutschland hatten am Streiktag geschlossen
Mit Tausenden geschlossenen Apotheken und zahlreichen großen Demonstrationen hat die Apothekerschaft beim bundesweiten Protesttag am Mittwoch, 14. Juni ein kraftvolles Zeichen gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung gesetzt. „Die Politik muss zum Handeln aufgefordert werden, damit Ihre Arzneimittel und die Ihrer Kinder nicht fehlen. Das System wird seit Jahren kaputtgespart“, hatte Apothekerin Stephanie Isensee von der Pregizer Apotheke am Pforzheimer Leopoldplatz in einem Flyer für ihre Kunden geschrieben.
Immer mehr Lieferengpässe, Bürokratieauflagen, Kostensteigerungen sowie der zehnjährige Stillstand beim Apothekenhonorar – aus diesen Gründen hatte die ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände den 14. Juni 2023 zum Protesttag erklärt. Die Apotheken stehen mittlerweile unter einer enormen betriebswirtschaftlichen Belastung. „Die ausbleibende Wertschätzung der Bundesregierung ist insbesondere mit Blick auf den aufopferungsvollen Einsatz der Apotheken in der Pandemie und der Lieferengpass-Krise ein moralischer Schlag ins Gesicht der Apothekenteams, die für eine zukunftsfähige Arzneimittelversorgung eintreten“, schreibt die ABDA in einer Pressemitteilung.
Überwältigende Mehrheit der Apotheken am Streik beteiligt
86 Prozent der Apotheken hatten am Mittwoch ganztags geschlossen. Das ergab eine bundesweite Umfrage der ABDA, an der sich 4030 Apothekenleiter beteiligt haben. Weitere 8 Prozent der Apotheken beteiligten sich anderweitig an den Protesten, zum Beispiel durch Versorgung über Notdienstklappen. 5 Prozent der Apotheken leisteten Notdienste und waren deshalb nicht geschlossen. Nur 1 Prozent der Befragten gab an, sich gar nicht an den Protesten beteiligt zu haben.
Hinzu kamen zahlreiche zentrale Protestveranstaltungen, unter anderem in Berlin, Düsseldorf, Wiesbaden, Herford, München und Münster. Alleine auf den beiden größten Demonstrationen in Berlin und Düsseldorf versammelten sich zusammen mehr als 12.000 Menschen.
„Der gestrige Protesttag war für uns ein ganz besonderer Tag, denn wir haben gemeinsam ein starkes Zeichen in Richtung Politik gesetzt“, sagt ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening in einem Video-Statement in Richtung Apothekenteams. „Wir haben gezeigt, wie wichtig uns die qualitativ hochwertige Versorgung unserer Patientinnen und Patienten in den Apotheken vor Ort ist – und dass wir bereit sind, entschlossen und geschlossen dafür zu kämpfen. Dass unsere Botschaften gehört wurden, beweist das breite Medienecho über unsere Forderungen. Viele Patientinnen und Patienten haben Verständnis gezeigt. Das hat gutgetan, das hat Mut gemacht.“
Overwiening erklärt weiter: „Die Politik ist nun am Zug. Noch eine Woche lang haben die Bundestagsabgeordneten Zeit, das Lieferengpassgesetz so zu ändern, dass die Arzneimittelversorgung in den nächsten zehn bis 20 Jahren sicherer wird. Wenn wir höhere Honorare, weniger Bürokratie und das Ende der Nullretaxationen fordern, machen wir das vor allem für unseren pharmazeutischen Nachwuchs, damit dieser eine Zukunft hat. Und wir wissen den Nachwuchs hinter uns.“ pm