
Mindestens neun verschiedene Hantaviren kommen in Deutschland in verschiedenen Mäusearten vor. Die Rötelmaus (Myodes glareolus) gilt als häufigste Überträgerin. Die meisten Infektionen werden durch das Puumala-Orthonavirus (PUUV) verzeichnet. Foto: bennytrapp/stock.adobe.com
Vorsicht bei Arbeiten in Wald, Garten oder Schuppen: Wo die Rötelmaus lebt, lauert oft das Hantavirus
Mäuse sind überall. Auch wenn man sie nie sieht, können sie sich in unserer Nähe sehr wohlfühlen. Und mit im Gepäck haben vor allem Rötelmäuse (Myodes glareolus) das Hantavirus, das in Deutschland kein unbekannter Erreger mehr ist. Dennoch wird seine Bedeutung in der öffentlichen Wahrnehmung oft unterschätzt. Hantaviren gehören zur Familie der Bunyaviridae und sind RNA-Viren, die vorwiegend durch Nagetiere übertragen werden. In Europa ist der Puumala-Virus-Stamm am häufigsten, während in Süd- und Mittelamerika andere, zum Teil tödlichere Varianten zur Plage werden.
Mindestens neun verschiedene Hantaviren kommen hierzulande in verschiedenen Mäusearten vor, die meisten Erkrankungsfälle werden durch das Puumala-Orthonavirus (PUUV) verursacht. Als häufigste Überträgerin gilt die Rötelmaus, deren Populationsdichte Schwankungen unterliegt, was das Infektionsrisiko für den Menschen beeinflusst.
Württemberg ist niedriges Risiko-Gebiet in 2025
Vor allem in bestimmten Regionen Deutschlands treten regelmäßig Ausbrüche auf. Bis zur 11. Kalenderwoche 2025 wurden in Deutschland insgesamt 418 laborbestätigte Hantavirus-Infektionen gemeldet. Dies stellt einen moderaten Anstieg gegenüber den 337 Fällen im Jahr 2023 dar. Die meisten Infektionen werden durch das Puumala-Virus verursacht, das hauptsächlich im Süden und Westen Deutschlands vorkommt. Das Robert Koch-Institut (RKI) dokumentiert regelmäßig Hantavirus-Fälle. Deutschlandweit werden jährlich zwischen einigen hundert bis mehreren tausend Infektionen registriert.
Baden-Württemberg gilt als Bundesland mit einem niedrigen Risiko. Während der Schwarzwald zu weiten Teilen kein etablierter Raum für Hantavirus-Infektionen ist, wird das Risiko vor allem in der württembergischen Landeshälfte für das laufende Jahr 2025 als niedrig bis mittelhoch eingeschätzt. Im Norden des Musterländles, in den angrenzenden bayerischen und hessischen Landkreisen sowie in Teilen von Thüringen, Ostbayern und in den westlichen Grenz-Landkreisen von Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen gehen die Prognosen für Hantavirus-Infektion von mittelhoch bis hoch. Der große Rest von Deutschland scheint 2025 verschont zu bleiben. Die Fallzahlen schwanken aber stark von Jahr zu Jahr, abhängig von der Populationsdichte der Rötelmäuse, die eng mit dem Nahrungsangebot, vor allem der Buchenmast, korreliert.
Einatmen virushaltiger Aerosole
Die Ansteckung erfolgt hauptsächlich über das Einatmen virushaltiger Aerosole, die beim Kontakt mit Ausscheidungen (Urin, Kot, Speichel) infizierter Nagetiere entstehen. Folgende Aktivitäten gelten als besonders risikobehaftet:
- Aufräumarbeiten in Schuppen, Kellern oder Dachböden
- Wald- und Forstarbeiten
- Campen oder Zelten in betroffenen Gebieten
- Gartenarbeiten, besonders in ländlichen Regionen
Eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung ist in Europa bisher nicht dokumentiert worden.
Mehrwöchige Inkubationszeit, niedrige Sterberate
Die Inkubationszeit beträgt typischerweise 2 bis 4 Wochen. Zu den häufigsten Symptomen zählen:
- Plötzliches hohes Fieber
- Kopf-, Bauch- und Rückenschmerzen
- Übelkeit und Erbrechen
- Sehstörungen
In schweren Fällen kann es zu einem Nephropathia epidemica kommen, einer durch das Virus ausgelösten Nierenerkrankung mit folgenden Folgen:
- Proteinurie
- Niereninsuffizienz (in circa 10 Prozent der Fälle dialysepflichtig)
- Blutdruckanstieg
- Flüssigkeitseinlagerungen
Die Letalitätsrate in Deutschland liegt unter 1 Prozent, schwere Verläufe sind jedoch nicht auszuschließen.
Keine Impfung, keine kausale anitivirale Therapie
Die Diagnostik erfolgt serologisch (Nachweis spezifischer Antikörper) sowie mittels PCR. Eine kausale antivirale Therapie existiert bislang nicht; die Behandlung ist symptomatisch und richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung.
Eine Impfung gegen Hantaviren ist in Deutschland derzeit nicht zugelassen. Umso wichtiger sind präventive Maßnahmen:
- Staubvermeidung durch Anfeuchten (zum Beispiel beim Fegen von Kellern)
- Tragen von Handschuhen und Atemschutz bei Reinigungsarbeiten
- Lebensmittel und Abfälle stets Nagetier-sicher lagern
- Fenster und Türen von Schuppen und Ställen gut verschließen
- Nagetierbefall vermeiden bzw. professionell bekämpfen
Das Hantavirus stellt in Deutschland ein ernstzunehmendes, wenn auch regional konzentriertes Gesundheitsrisiko dar. Durch geeignete Schutzmaßnahmen kann das Infektionsrisiko jedoch erheblich reduziert werden. Eine erhöhte Wachsamkeit in Ausbruchsgebieten, insbesondere während sogenannter „Hantavirus-Jahre“, ist essenziell – sowohl für medizinisches Personal als auch für die allgemeine Bevölkerung. tok
Info
Das Bundesumweltamt veröffentlicht jedes Jahr eine interaktive Deutschland-Karte mit Hantavirus-Prognosewerten, die man für jeden Stadt- und Landkreis abrufen kann. Die Prognosekarte zeigt das erwartete Risiko für Hantavirus-Infektionen im Jahr 2025 auf Landkreis- und Stadtkreisebene. Diese Einschätzungen basieren auf einem Modell, das Wetter- und Phänologiedaten berücksichtigt, um das Infektionsrisiko einzuschätzen. Die Karte finden Sie > hier <.
Eine detaillierte Übersicht der gemeldeten Hantavirus-Fälle auf Landkreisebene bietet die interaktive Karte von Proplanta. Diese ermöglicht es, die Verteilung der Fälle regional einzuordnen und zeigt, in welchen Gebieten erhöhte Infektionszahlen auftreten. Die Karte finden Sie > hier <.
Aktuelles zur Hantavirus-Situation in Deutschland lesen Sie auf der Webseite des Friedrich-Loeffler-Instituts (Bundesinstitut für Tiergesundheit). Zur FLI-Seite gelangen Sie > hier <.
Für weitere Informationen und aktuelle Daten empfiehlt sich ein regelmäßiger Blick auf die Seiten des Robert Koch-Instituts. Zur Hantavirus-Seite des RKI gelangen Sie > hier <.