Richtiges, regelmäßiges und situationsbedingtes Händewaschen schützt vor einer Vielzahl vor Infektionen. In Deutschland hat jedoch nach der Coronapandemie der Anteil der „Händewaschverweigerer“ nach einem Toilettengang zugenommen. Foto: xy/stock.adobe.com

Tag des Händewaschens: Hände sind die häufigsten Überträger von Krankheitserregern

Mit der Coronapandemie standen plötzlich wieder Hygienemaßnahmen im Blickpunkt, von denen man eigentlich dachte, sie seien in Zeiten überfüllter Intensivstationen und allgegenwärtiger Maskenpflicht selbstverständlich. Beim Händewaschen schien man allenfalls nur die Frage „Mit Seife oder mit Desinfektionsmittel?“ zu diskutieren. Doch zum Internationalen Tag des Händewaschens am 15. Oktober gibt eine Replikationsstudie an der SRH Hochschule Heidelberg zu denken.

„Händewaschverweigerer“ nehmen trotz Aufklärung zu

„Trotz der intensiven Aufklärungskampagnen und der weltweiten Pandemie erschreckt die Tatsache, dass immer noch 10 % der Menschen ihre Hände nach dem Toilettengang nicht waschen“, heißt es in einer Mitteilung zur Studie. Was noch für mehr Stirnrunzeln sorgt: Der Anteil der „Händewaschverweigerer“, also der Personen, die weder Wasser noch Seife nach dem Toilettengang benutzten, habe in 2018 bei nur etwa 7 % gelegen. Zumindest in diesem Bereich scheint die Coronapandemie keinen nachhaltigen Lerneffekt entwickelt zu haben.

Und am wenigsten lernfähig scheinen die Männer zu sein. Die Studie der SRH Hochschule Heidelberg unter der Leitung der Professoren Dr. Frank Musolesi und Dr. Andres Steffanowski zeigt nämlich auch signifikante Geschlechterunterschiede im Händewaschverhalten. „Während lediglich 6 % der Männer ihre Hände korrekt wuschen, praktizierten immerhin 15 % der untersuchten Frauen ein vorbildliches Händewaschverhalten. Dies bestätigt, dass Frauen im Durchschnitt eine intensivere und längere Handhygiene praktizieren als Männer“, heißt es in einer Mitteilung der Hochschule. Die Autoren der Studie nehmen an, dass die Kluft zwischen den Geschlechtern in diesem Bereich seit der Studie von 2018 weiter gewachsen ist. 

Klassischer Infektionsweg

Ist das Händewaschen wirklich so banal, dass man es vernachlässigen kann? Ein nüchterner Blick auf klassische Infektionswege zeigt, dass dieser simple Reinigungsakt überaus sinnvoll ist. Wie sehr man das nun als lästig oder zeitraubend empfindet, ändert nichts daran, das regelmäßiges und richtiges Händewaschen eigentlich Pflicht sein sollte – um sich und andere vor Infektionen zu schützen.

Ob beim Naseputzen, beim Toilettengang, beim Streicheln eines Tieres oder bei der Zubereitung von rohem Fleisch: Die Hände kommen häufig mit Keimen in Kontakt und können diese auf alles übertragen, das anschließend angefasst wird. Beim Händeschütteln oder über gemeinsam benutzte Gegenstände können auch Krankheitserreger leicht von Hand zu Hand gelangen. Berührt man mit den Händen dann das Gesicht, können die Erreger über die Schleimhäute von Mund, Nase oder Augen in den Körper eindringen und eine Infektion auslösen.

Hygiene verhindert Infektionen

Händewaschen unterbricht diesen Übertragungsweg. Steht unterwegs keine Waschmöglichkeit zur Verfügung, sollten Sie zumindest vermeiden, mit den Händen Mund, Augen oder Nase zu berühren oder Speisen mit der Hand zu essen. Wissen sollte man dabei, dass man sich im Durchschnitt alle vier Minuten ins Gesicht fasst. Weil das in der Regel unbewusst geschieht, kommt man auf eine erstaunliche Anzahl von möglichen Infektionskontakten. 

Viele Infektionskrankheiten werden über die Hände übertragen. Dazu gehören beispielsweise Erkrankungen wie Erkältungen, die Grippe oder ansteckende Magen-Darm-Infektionen. Händewaschen ist eine einfache und wirksame Maßnahme, die vor einer Ansteckung schützen kann.

Was lecker aussieht, muss nicht unbedingt gesund sein: Infektionen durch Lebensmittel mit Bakterien, Viren oder Parasiten sind weitgehend vermeidbar, wenn man sich an Hygienevorschriften hält. Foto: Giovanni Cancemi/stock.adobe.com

Risiko von Durchfallerkrankungen halbiert

Wenn Sie sich regelmäßig gründlich die Hände waschen, schützen Sie sich und andere vor vielen Krankheitserregern. Denn gründliches Händewaschen senkt die Anzahl der Keime an den Händen erheblich. Damit verringert sich das Risiko, dass Erreger beispielsweise mit dem Essen in den Mund oder über die Schleimhäute von Mund, Nase oder Augen in den Körper gelangen oder an Familienmitglieder, Freunde oder Kollegen weitergereicht werden. Das ist in Zeiten von Krankheitswellen besonders wichtig.

Dass Händewaschen tatsächlich die Häufigkeit von Infektionskrankheiten senkt, wurde in vielen Studien untersucht und bestätigt. Auf Basis verschiedener Untersuchungen wird beispielsweise geschätzt, dass sich durch das gründliche Waschen der Hände mit Wasser und Seife das Risiko von Durchfallerkrankungen fast halbiert.

Quelle: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), infektionsschutz.de, https://www.infektionsschutz.de/download/3949-1626962684-Piktogramme_Hygienetipps_300dpi.png/, CC BY-SA 4.0

Hände regelmäßig waschen

Die Hände sollten nicht nur gewaschen werden, wenn sie sichtbar schmutzig sind. Denn Krankheitserreger sind mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen. Ein Waschvorgang sollte mindestens 20 Sekunden dauern und alle Bereiche der Hand einbeziehen. Daher sollten Sie sich im Alltag regelmäßig die Hände waschen, insbesondere bei den folgenden Anlässen:

Immer nach…

  • dem nach Hause kommen
  • dem Besuch der Toilette
  • dem Wechseln von Windeln oder wenn Sie Ihrem Kind nach dem Toilettengang bei der Reinigung geholfen haben
  • dem Naseputzen, Husten oder Niesen
  • dem Kontakt mit Abfällen
  • dem Kontakt mit Tieren, Tierfutter oder tierischem Abfall

Immer vor…

  • den Mahlzeiten
  • dem Hantieren mit Medikamenten oder Kosmetika

Immer vor und nach…

  • der Zubereitung von Speisen sowie öfter zwischendurch, besonders wenn Sie rohes Fleisch verarbeitet haben
  • dem Kontakt mit Kranken
  • der Behandlung von Wunden

Hände gründlich waschen

Schmutz und auch Krankheitskeime abwaschen – das klingt einfach. Richtiges Händewaschen erfordert aber ein sorgfältiges Vorgehen. Häufig werden die Hände beispielsweise nicht ausreichend lange eingeseift und insbesondere Handrücken, Daumen und Fingerspitzen vernachlässigt.

Gründliches Händewaschen gelingt in fünf Schritten:

  • Halten Sie die Hände zunächst unter fließendes Wasser. Die Temperatur können Sie so wählen, dass sie angenehm ist.
  • Seifen Sie dann die Hände gründlich ein – sowohl Handinnenflächen als auch Handrücken, Fingerspitzen, Fingerzwischenräume und Daumen. Denken Sie auch an die Fingernägel. Hygienischer als Seifenstücke sind Flüssigseifen, besonders in öffentlichen Waschräumen.
  • Reiben Sie die Seife an allen Stellen sanft ein. Gründliches Händewaschen dauert 20 bis 30 Sekunden.
  • Danach die Hände unter fließendem Wasser abspülen. Verwenden Sie in öffentlichen Toiletten zum Schließen des Wasserhahns ein Einweghandtuch oder Ihren Ellenbogen.
  • Trocknen Sie anschließend die Hände sorgfältig ab, auch in den Fingerzwischenräumen. In öffentlichen Toiletten eignen sich hierfür am besten Einmalhandtücher. Zu Hause sollte jeder sein persönliches Handtuch benutzen.

Diese Tipps und weitere Anregungen lesen Sie auf der > Infektionsschutz-Seite < der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

Infomaterial

Um die Umsetzung von Hygienetipps in verschiedenen Alltagssituationen zu erleichtern, findet man auf der Infektionsschutz-Plattform vielfältige Materialien. Auf https://www.infektionsschutz.de/mediathek/ finden Sie Printprodukte, Infofilme und Infografiken vermitteln anschaulich, worauf es ankommt, um sich vor Infektionskrankheiten zu schützen. pm/tok