Baden-Württemberg hat ein Hausarzt-Problem: Hier gibt es schon länger eine kontinuierliche Abnahme der Anzahl niedergelassener Ärzte und Psychotherapeuten bei gleichzeitig alternder Bevölkerung. Foto: ArTo/stock.adobe.com

Die Hälfte der Erwachsenen in Baden-Württemberg sorgt sich um Haus- und Facharztversorgung

Ein großer Teil Menschen in Baden-Württemberg nimmt die regionale Gesundheitsversorgung als kritisch wahr. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen repräsentativen Civey-Umfrage mit rund 540 Befragten im Auftrag von Pharma Deutschland, deren Daten unmittelbar vor Antritt der neuen Bundesregierung erhoben wurden.

Laut Pharma-Deutschland-Gesundheitsmonitor nehmen die Menschen in Baden-Württemberg vor allem Herausforderungen in der hausärztlichen Versorgung (47,9 Prozent) sowie bei der Facharzt- (33,5 Prozent) und der psychischen Gesundheitsversorgung (33,1 Prozent) wahr, liegen damit aber etwa im Bundesschnitt (jeweils 45,9 Prozent, 33,9 Prozent beziehungsweise 33,1 Prozent).

Quelle: Civey im Auftrag von Pharma Deutschland e.V.

Sorgen um die Versorgung in Krankenhäusern und durch Hausärzte

Die Sorgen um die Krankenhausversorgung sind im Südwesten ebenfalls hoch, liegen aber mit 32,6 Prozent (Bund: 31,7 Prozent) etwas dahinter. Insgesamt unterstreichen die Zahlen eine Entwicklung, die unter anderem die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg sowie der Hausärztinnen- und Hausärzteverband des Landes bereits seit einiger Zeit anmahnen: eine kontinuierliche Abnahme der Anzahl niedergelassener Ärzte sowie der Psychotherapeuten bei gleichzeitig alternder Bevölkerung.

Unabhängige Arztsitze stehen in besonderem Maße vor der Problematik der Vereinbarkeit von Beruf und Familie; werdende Ärzte priorisieren diese zunehmend, wie beispielsweise die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg in ihrem Bericht zur ambulanten medizinischen Versorgung nahelegt. Vor dem Hintergrund immer umfangreicher werdender Bürokratie geht der Trend hin zu Verbünden beziehungsweise Medizinischen Versorgungszentren. Die demografischen Herausforderungen werden sich in den kommenden Jahren durch bevorstehende Renteneintritts-Wellen aller Voraussicht nach noch einmal intensivieren, betont die Vereinigung.

Mit Blick auf die Krankenhausversorgung steht der Südwesten weiterhin vor der Herausforderung einer verträglichen Umsetzung der Krankenhausreform. Hinzu kommt, dass Baden-Württemberg laut Landkreistag über die bundesweit geringste Bettendichte in Kliniken verfügt.

Hoffnung auf Erfolg und Fortsetzung des Landarzt-Programms

Dr. Traugott Ullrich, Vorsitzender des Pharma-Deutschland-Landesverbandes Baden-Württemberg, zu den Ergebnissen der Befragung: „Die Erhebung zeigt, dass in Baden-Württemberg die Schaffung günstiger Bedingungen besonders für Haus- und Fachärzte, und dabei insbesondere für selbstständig Praktizierende, in den Fokus genommen werden muss. Insofern ist zu hoffen, dass sich Landesprogramme wie die zur Nachfolgeplanung von Landärztinnen und Landärzten als erfolgreich erweisen und auch in der kommenden Legislaturperiode weitergeführt werden.“

Deutschlandweiter Unzufriedenheitstrend

Die unmittelbar vor Antritt der neuen Bundesregierung ermittelten Ergebnisse legen nahe, dass sich der seit Mitte 2020 bestehende Trend einer immer kritischer beurteilten Gesundheitsversorgung fortsetzt: Während Mitte 2020 bundesweit noch rund 40 Prozent der befragten Bürger der Ansicht waren, dass sich die generelle Gesundheitsversorgung verschlechtert hat, liegt dieser Wert seit 2023 national stabil bei über 70 Prozent. Neue Daten zur Meinung der gesamtdeutschen Bevölkerung über die Qualität der Gesundheitsinfrastruktur in ihrem unmittelbaren Umfeld unterstreichen den Handlungsbedarf. Welcher Bereich der medizinischen Versorgung als besonders kritisch wahrgenommen wird, unterscheidet sich regional teilweise stark.

Weitgehende Zufriedenheit besteht bei der Apothekenversorgung: Hier sehen durchweg weniger als 10 Prozent der Befragten in den jeweiligen Bundesländern Herausforderungen – mit Ausnahme von Bremen (18,7 Prozent Unzufriedenheit). In Baden-Württemberg sorgen sich 6,5 Prozent um die Apothekenversorgung.

Dorothee Brakmann, Hauptgeschäftsführerin von Pharma Deutschland, betont, „dass von Menschen in vielen Regionen in Deutschland die Versorgung mit Krankenhäusern und Praxen als Herausforderung erachtet wird, ist eine ernste Situation. Denn Hausärzte, Krankenhäuser und Facharztpraxen sind die zentralen Säulen der Gesundheitsversorgung in Deutschland. Es muss jetzt darum gehen, die Gesundheitsinfrastruktur nicht nur als Kostenfaktor, sondern vor allem als Aufgabe der Daseinsvorsorge zu sehen. Ein Lichtblick unserer Umfrage ist, dass das Angebot an Apotheken, trotz eines deutschlandweiten rasanten Apothekenschwundes, nicht als problematisch angesehen wird. Da die Apotheken ebenfalls eine wichtige Säule der Gesundheitsinfrastruktur sind, sollten sie stärker in die gesundheitspolitischen Überlegungen der neuen Bundesregierung eingebunden werden.“

Info

Grundgesamtheit: Bundesdeutsche Gesamtbevölkerung ab 18 Jahren; Statistischer Fehler: 2,5 %; Stichprobengröße gesamt: 5007; Stichprobengröße Baden-Württemberg: 536; Befragungszeitraum: 5. April bis 5. Mai 2025; alle Daten werden im Civey-eigenen Panel mit verifizierten Teilnehmenden erhoben. Die Ergebnisse sind unter Berücksichtigung des angegebenen statistischen Fehlers repräsentativ für die angegebene Grundgesamtheit.

Im Auftrag von Pharma Deutschland e.V. führt das Meinungsforschungsinstitut Civey seit Januar 2025 ein kontinuierliches Live-Monitoring zur individuellen medizinischen Versorgungssituation sowie zu Erfahrungen im Kontext pharmazeutischer Themen durch. Pharma Deutschland ist der mitgliederstärkste Branchenverband der Pharmaindustrie in Deutschland. Er vertritt die Interessen von rund 400 Mitgliedsunternehmen, die in Deutschland etwa 80.000 Mitarbeiter beschäftigen. Die in Pharma Deutschland e.V. organisierten Unternehmen stellen fast 80 Prozent der in Apotheken verkauften rezeptfreien und fast zwei Drittel der rezeptpflichtigen Arzneimittel sowie einen Großteil der stofflichen Medizinprodukte für die Patienten bereit. Mehr Infos unter www.pharmadeutschland.de pm