Ausgebildete, studierte „Physician Assistant“ (PA) sind keine Ärzte, dürfen aber unter ärztlicher Aufsicht Aufgaben von diesen übernehmen. PAs beraten beispielsweise Patienten, erläutern ihnen Befunde und klären sie über mögliche Eingriffe auf. Das könnte Hausärzte insbesondere im ländlichen Raum entlasten. Foto: goodluz/stock.adobe.com
In den Niederlanden erprobt: Neuer Beruf könnte Deutschlands Hausärzte entlasten
In einem aktuellen Forschungsvorhaben untersuchen Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen, ob die hausärztliche Versorgung besonders in ländlichen Gebieten durch einen neuen Assistenz-Beruf langfristig verbessert oder sogar sichergestellt werden kann. Für das Projekt „Physician Assistants in der Allgemeinmedizin“ (PAAM) erhalten sie durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) rund 6,7 Millionen Euro über 45 Monate.
Die Konsortialführung übernimmt ein Team des Instituts für Allgemeinmedizin (ifam) am Universitätsklinikum Essen. Es kooperiert unter anderem mit den allgemeinmedizinischen Fachvertretungen der Universitäten Bochum, Düsseldorf und Witten, mit der BARMER Ersatzkasse, mit den Kassenärztlichen Vereinigungen Westfalen-Lippe und Schleswig-Holstein, mit den Physician-Assistant-Fachverbänden (DHPA und DGPA) sowie mit Hausärzten.
Flächendeckende Gesundheitsversorgung von Hausärzten abhängig
Eine flächendeckende Gesundheitsversorgung durch Hausarztpraxen gilt als entscheidend für ein gut funktionierendes Gesundheitssystem. Wer abseits großer Städte lebt, spürt die Folgen des demographischen Wandels und des Fachkräftemangels in medizinischen Berufen unmittelbarer als in Ballungsgebieten: Der Weg zur nächsten Hausarztpraxis ist oft weiter und das Behandlungsspektrum größer.
Dem entgegenwirken sollen neue Versorgungskonzepte, die dafür sorgen, dass behandelnde Ärzte mit nicht-ärztlichen Fachkräften besser zusammenarbeiten. Eine Schlüsselrolle könnte das Berufsbild „Physician Assistant“ (PA) spielen. Ausgebildete PAs haben ein Studium absolviert und es mit einem Bachelor of Science abgeschlossen. Sie sind keine Ärzte, dürfen aber unter ärztlicher Aufsicht Aufgaben von diesen übernehmen. PAs beraten beispielsweise Patienten, erläutern ihnen Befunde und klären sie über mögliche Eingriffe auf.
Medizin-Assistenten bislang zumeist in Kliniken aktiv
Die in Deutschland auch als Medizin-Assistent:in bekannte Berufsgruppe wird hierzulande jedoch hauptsächlich stationär in Krankenhäusern eingesetzt – anders als in den USA oder den Niederlanden, wo Physician Assistants in hausärztlichen Praxen unterstützen. „Internationale Studienergebnisse zeigen, dass der Einsatz von PAs gerade dort sehr effektiv sein kann“, sagt PAAM-Projektleiterin Alessia Dehnen. Zudem beobachte man eine Zunahme von Physician-Assistant-Studiengängen und eine steigende Akzeptanz in der Gesellschaft.
„Mit unserer Forschung möchten wir herausfinden, wie Physician Assistants optimal in die hausärztliche Regelversorgung integriert und etabliert werden können, auch unter ökonomischen Aspekten“, so Alessia Dehnen. Die Studienergebnisse sollen maßgeblich dazu beitragen, die Gesundheitsversorgung in Deutschland langfristig sicherzustellen, insbesondere in Regionen mit Hausärzte-Mangel. pm