
Alle 17 Stunden werfen in Deutschland Apotheker das Handtuch und schließen ihre Apotheke für immer. Vor allem im ländlichen Raum erleben die Patienten dann schnell die Folgen der Unterversorgung. Foto: Old Man Stocker — KI-generiert/stock.adobe.com
Apotheker im Dialog mit der Politik: Flächendeckende Versorgung mit Medikamenten
Wie geht es weiter mit den Apotheken in Deutschland? Wie kann das weitere Apotheken-Sterben gerade im ländlichen Raum aufgehalten werden? Diese Themen standen im Mittelpunkt einer Online-Diskussion für die aus der PZ-Region, die der CDU-Bundestagsabgeordnete Gunther Krichbaum organisiert hatte.
Zu Gast war sein Bundestagskollege Dr. Georg Kippels, Berichterstatter der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für das Apothekenwesen. Initiatoren des Gesprächs waren die Pforzheimer Apothekerin Stephanie Isensee, die mit ihrem Mann Holger Isensee eine Apotheke in der Pforzheimer Innenstadt betreibt, sowie Apotheker Christian Kraus als Beirat des Landesapothekerverbands.
Alle 17 Stunden schließt eine Apotheke in Deutschland für immer
„Die Apotheken spielen die Hauptrolle bei der wohnortnahen Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln. Aber weil es seit etwa 20 Jahren zu keinen nennenswerten Erhöhungen der Honorare gekommen ist, stehen viele Apotheken entgegen der landläufigen Meinung wirtschaftlich vor dem Aus“, berichtete Stephanie Isensee. „Die Kostensteigerungen der letzten Jahre mit hohen Energiepreisen und gestiegenen Gehältern der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben dazu geführt, dass im letzten Jahr bundesweit 500 Apotheken schließen mussten, alle 17 Stunden verschwindet eine Apotheke in Deutschland von der Bildfläche.“
Das Nachsehen hätten dann die Patienten, denn nur Vor-Ort-Apotheken können Notdienste in der Nacht und am Wochenende anbieten und innerhalb weniger Stunden dringend notwendige Medikamente bereitstellen. Dieser Service sei, insbesondere angesichts der vielen Lieferengpässe, durch reine Online-Apotheken nicht ersetzbar. Zudem seien nur wirtschaftlich starke Apotheken in der Lage, zusätzliche Aufgaben in der Gesundheitsversorgung zu übernehmen, wie beispielsweise pharmazeutische Dienstleistungen oder Schutzimpfungen, mit denen die Arztpraxen entlastet werden können.
Apotheker hoffen auf einen neuen Dialog
Bei dem Online-Gespräch mit den CDU-Politikern Krichbaum und Kippels sei es zu einem fruchtbaren Austausch bei einer Vielzahl von Themen gekommen, berichtet die Pforzheimer Apothekerin.
„Der Dialog zwischen den Apotheken und der Politik ist außerordentlich wichtig, damit die Erfahrungen vor Ort aus dem Alltag in die politischen Prozesse in Berlin eingebracht werden können. Ein Politikwechsel ist dringend angebracht, um die Pläne des SPD-geführten Gesundheitsministeriums von Apotheken ohne Apotheker zu verhindern. Durch solche Maßnahmen würde sich die Versorgungsqualität dramatisch verschlechtern. Aber leider hat man in den letzten Jahren nicht auf uns gehört, deshalb waren die Apotheken bundesweit auch zu Streikaktionen gezwungen. Bundesgesundheitsminister Lauterbach hatte leider nie auf ein Miteinander von Politik, Krankenkassen und Leistungserbringern gesetzt, sondern ganz im Gegenteil einseitig zu Gunsten der Kassen und zu ausländischen Versendern agiert. Unser dringender Wunsch ist, dass sich das mit der nächsten Bundesregierung ändert“, so Stephanie Isensee abschließend. pm