„Die Vergiftung der Atemluft mit Feinstaub und dem Dieselabgasgift Stickstoffdioxid ist die drängendste Aufgabe, die eine neue Bundesregierung durch die konsequente Umsetzung mutiger Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität ergreifen muss“, sagt Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe.Foto: kamonrat – KI-generiert/stock.adobe.com

Zu lasche Grenzwerte? Fast 100.000 Todesfälle durch Feinstaub und Stickstoffdioxid in Deutschland

Neue Zahlen der Europäischen Umweltagentur (EEA) belegen die gravierenden Folgen der unzureichenden Luftreinhaltung in Deutschland. Insgesamt gab es im Jahr 2022 in Deutschland 69.865 Todesfälle durch Luftverschmutzung aufgrund von Feinstaub (PM2,5) und 28.464 aufgrund des Dieselabgasgifts Stickstoffdioxid (NO2). Durch die Einhaltung der Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation hätten davon 32.628 beziehungsweise 9442 Todesfälle vermieden werden können.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert die neue Bundesregierung deswegen auf, die empfohlenen Grenzwerte der WHO von 5 µg/m3 beziehungsweise 10 µg/m3 im Jahresmittel als verbindliche Grenzwerte bis spätestens 2035 in Deutschland umzusetzen.

Deutsche Umwelthilfe: Neue EU-Grenzwerte vorziehen

Jürgen Resch, DUH-Bundesgeschäftsführer: „Die Vergiftung der Atemluft mit Feinstaub und dem Dieselabgasgift Stickstoffdioxid ist die drängendste Aufgabe, die eine neue Bundesregierung durch die konsequente Umsetzung mutiger Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität ergreifen muss. Daher fordere ich die demokratischen Parteien auf, sich in ihrem Wahlkampf für den Schutz der Umwelt und der Gesundheit der Menschen durch die Einhaltung der strengeren Grenzwerte festzulegen.“

Die Zahlen der Europäischen Umweltagentur seien, so Resch, ein dringender Auftrag an die neue Regierung, den Schutz der Gesundheit endlich umzusetzen. „Wir fordern ein Vorziehen der neuen EU-Grenzwerte für Luftschadstoffe von 2030 auf 2028. Außerdem müssen in einer zweiten Stufe die noch strengeren Grenzwertvorschläge der Weltgesundheitsorganisation bis spätestens 2035 festgeschrieben werden. Anders als bei der bisherigen Bundesregierung dürfen die Finanzinteressen der Automobilkonzerne nicht länger die Luftreinhaltepolitik bestimmen“, so Resch weiter.

Fast 23.000 Todesfälle durch Ozon-Belastung

Laut EEA sind im Jahr 2022 zudem 22.924 Todesfälle auf die Ozon-Belastung in Deutschland zurückzuführen. Um die Belastung der Atemluft mit Ozon zu reduzieren, muss vor allem der Ausstoß von Methan, dem wichtigsten Vorläuferstoff von Ozon, konsequent reduziert werden. Im Oktober wurde eine Neufassung der EU-Luftqualitätsrichtlinie verabschiedet, die am 10. Dezember 2024 in Kraft tritt und bis spätestens 11. Dezember 2026 in die Bundesimmissionsschutzgesetzgebung übertragen werden muss. Die DUH hat ihre dahingehenden Forderungen an die zukünftige Bundesregierung in einem Hintergrundpapier aufgezeigt.     pm