
Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit primären Immundefekten sind auf lebenserhaltendes Immunglobulin angewiesen, das ausschließlich aus Plasmaspenden gewonnen werden kann. Foto: arcyto/stock.adobe.com
Woche der primären Immundefekte: Blutplasma als Lebensader für Betroffene
Unter dem Motto „See the Unseen“ (deutsch: „Sieh das Ungesehene“) findet noch bis zum 29. April die Woche der primären Immundefekte statt. Weltweit sind 6 Millionen Menschen betroffen. Über 550 verschiedene primäre Immundefekte sind derzeit bekannt. Betroffene leiden unter wiederkehrenden, schweren Infekten, weil ihr Immunsystem nicht so arbeitet, wie bei gesunden Menschen. Das beeinträchtigt ihre Lebensqualität und kann bis zum Tod führen.
Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit primären Immundefekten sind auf lebenserhaltendes Immunglobulin angewiesen, das ausschließlich aus Plasmaspenden gewonnen werden kann. In Deutschland ist die Spendenbereitschaft zu niedrig. Deswegen ruft die Haema GmbH, der größte privatwirtschaftliche Blut- und Plasmaspendedienst in Deutschland, zur Plasmaspende auf.
Jahrelanger Leidensweg bis zur Diagnose
Anja Lehmann ist Mutter zweier von einem primären Immundefekt betroffenen Kinder. Die Zeit bis zur Diagnose beschreibt sie als kräftezehrend. „Wenn ich heute meine Söhne mit der Infusion sehe, dann ist das ein bisschen wie eine Nabelschnur, eine Lebensader, über die sie mit Immunglobulin, das ihr Körper nicht in ausreichendem Maße produziert, versorgt werden.“ Viele Betroffene haben einen jahrelangen Leidensweg bis zur Diagnose hinter sich. Infektionen und Antikörpermängel führen zur Einschränkung der Lebensqualität, die nicht die Betroffenen, sondern auch Eltern und die gesamte Familie betreffen.
Die Plasmaspende ist für Patienten mit primären Immundefekten lebensverbessernd und lebenserhaltend. Durch die Gabe von Immunglobulin können Patienten mit einem angeborenen Immundefekt wieder weitgehend unbeschwert am Leben teilnehmen. Es kann bisher nicht synthetisch hergestellt werden. Betroffene sind deswegen auf Plasmaspenden, aus denen das Immunglobulin gewonnen wird, angewiesen.
Für die Behandlung eines Patienten sind zwei Dauer-Plasmaspender notwendig
„130 Plasmaspenden benötigen Menschen mit einem angeborenen Immundefekt, um ein Jahr lang mit Immunglobulin versorgt zu werden“, so Dr. med. Maria Faßhauer, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin, Kinderrheumatologie und Immunologie am Leipziger Klinikum St. Georg. „Bis zu 60 Mal im Jahr können gesunde Menschen Plasma spenden. Es braucht also allein für die Behandlung eines Patienten zwei treue Dauerspender.“
Leider spenden nur 3 Prozent der Deutschen regelmäßig. „Die Plasmaspende ist nicht bekannt genug. Dabei hat sie das Potenzial, den Boden, der den Betroffenen mit einem Immundefekt weggerissen wurde, nach zu zementieren“, so Dr. Faßhauer. Am Leipziger Klinikum St. Georg befindet das ImmunDefektCentrum Leipzig (IDCL), das Neugeborene, Kinder und Jugendliche sowie Erwachsene mit primären Immundefekten ambulant und stationär versorgt. Dabei ist das IDCL Mitglied im FIND-ID Netzwerk und eines der wenigen europäischen Jeffrey Modell Diagnostic and Research Center for Primary Immunodeficiencies.
Aufwandsentschädigung für Plasmaspender
Das von Haema gesammelte Plasma wird an Grifols geliefert, ein weltweit tätiges Healthcare-Unternehmen. Dort werden aus dem gesammelten Plasma wichtige Medikamente für Patienten, unter anderem mit primären Immundefekten, hergestellt. Blutplasma spenden kann jeder gesunde Erwachsene ab 18 Jahren mit mindesten 50 kg Körpergewicht. Vor der Spende sollte man ausreichend trinken (kein Alkohol) und fettarm essen. Haema gewährt allen Spendern eine Aufwandsentschädigung.
Info Haema
Die Haema GmbH ist der größte privatwirtschaftliche Blut- und Plasmaspendedienst in Deutschland. Das Unternehmen betreibt bundesweit 40 Blutspendezentren in Bayern, Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen. Mit jährlich über einer Million gesammelter Blut- und Plasmaspenden leistet Haema einen wichtigen Beitrag zur Versorgung von Krankenhäusern, Kliniken und Blutbanken sowie zur Herstellung blut- und plasmabasierter Medikamente. Weitere Informationen zur Blut- und Plasmaspende sind unter www.haema.de zu finden. Registrierte Haema-Blutspender können über die App „myHaema“ (verfügbar im Google-Playstore und im Apple Appstore) unkompliziert Termine vereinbaren. Der aktuelle Haema-Podcast ist online verfügbar bei Spotify. pm
Info Deutsche Selbsthilfe Angeborene Immundefekte e.V.
Seit mittlerweile 30 Jahren macht sich die Deutsche Selbsthilfe Angeborene Immundefekte e.V. (dsai) für Menschen mit einem angeborenen Immundefekt stark: Sie hilft Patienten und Angehörigen beim Umgang mit der Krankheit, pflegt ein umfangreiches Netzwerk und setzt sich engagiert dafür ein, dass die seltene Erkrankung rechtzeitig diagnostiziert und angemessen behandelt wird. Mehr Infos unter www.dasai.de