Rauchen verursacht über 127.000 Todesfälle jährlich und ist eine der Hauptursachen für vorzeitige Sterblichkeit in Deutschland. Foto: Andrey Popov/stock.adobe.com

Weltnichtrauchertag: Rauchentwöhnung medizinisch unterstützen

Anlässlich des Weltnichtrauchertags am 31. Mai gibt der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller e.V. (BAH), demnächst Pharma Deutschland, Einblicke über Therapien zur Rauchentwöhnung und erfolgreiche Unterstützungsstrategien. „Wer mit professioneller Hilfe den Rauchausstieg angeht, hat eine bis zu fünfmal höherer Chance, dauerhaft rauchfrei zu bleiben“, so Hauptgeschäftsführerin Dorothee Brakmann.

Wer die Hilfsangebote kennt, hat bessere Chancen

„Es ist entscheidend, dass Raucherinnen und Raucher die verfügbaren Hilfsangebote kennen und nutzen, einschließlich rezeptfreier Arzneimittel zur Rauchentwöhnung aus der Apotheke.“ Ein weiterer bedeutender Baustein zur Entwöhnung ist die Verhaltenstherapie. Sie hilft dabei, Auslöser für den Griff zur Zigarette zu erkennen und neue Gewohnheiten zu entwickeln.

Eine zusätzliche Option ist die Nikotinersatztherapie in Form von Pflastern, Kaugummis, Lutschtabletten oder Sprays. Sie mildern die körperlichen Entzugssymptome ab. Zudem gibt es verschreibungspflichtige Wirkstoffe wie Bupropion und Vareniclin, die das Rauchverlangen reduzieren und den Entzug erleichtern können. Hier ist der Hausarzt erster Ansprechpartner.

Rauchen ist eine der Hauptursachen für vorzeitige Sterblichkeit

„Rauchen verursacht über 127.000 Todesfälle jährlich und ist eine der Hauptursachen für vorzeitige Sterblichkeit in Deutschland. Deshalb setzen wir uns für eine Stärkung der Raucherentwöhnung und entsprechender Programme ein“, so Brakmann.

Das diesjährige Motto des Weltnichtrauchertages, „Schutz der Kinder vor dem Einfluss der Tabakindustrie“, greift zudem ein drängendes Problem auf. „Prävention spielt wie die Selbstmedikation eine wichtige Rolle beim Schutz vor dem Rauchen“, so Brakmann. „Es ist entscheidend, Kindern und Jugendlichen zu vermitteln, dass Tabakprodukte, egal wie attraktiv sie wirken mögen, ernsthafte Gesundheitsrisiken mit sich bringen.“

Jede fünfte Krebserkrankung geht mittlerweile auf das Konto des Tabakkonsums. Auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) und Schlaganfälle werden massiv begünstigt. Hinzu kommen die enormen volkswirtschaftlichen Kosten, die laut dem Deutschen Krebsforschungszentrum durch tabakbedingte Erkrankungen und Todesfälle in Deutschland entstehen und über 97 Milliarden Euro betragen.

„Diese Zahlen sind alarmierend“

Im Interview zum Weltnichtrauchertag spricht Dorothee Brakmann, Hauptgeschäftsführerin bei Pharma Deutschland, über die Gefahren des Rauchens und Möglichkeiten der Raucherentwöhnung. Als Mutter dreier Kinder betont sie die Wichtigkeit des Mottos „Schutz der Kinder vor dem Einfluss der Tabakindustrie“.

Woran liegt es, dass uns das Aufhören so schwer fällt und welche Möglichkeiten der Raucherentwöhnung können Sie empfehlen?

Dorothee Brakmann: Die Nikotinabhängigkeit ist eine starke Sucht, die das Aufhören erschwert. Glücklicherweise gibt es wirksame Möglichkeiten: Verhaltenstherapie, Nikotinersatztherapie und verschreibungspflichtige Arzneimittel.

Können Sie zu diesen Arzneimitteln mehr sagen?

Brakmann: Seit 2021 haben GKV-Versicherte mit schwerer Tabakabhängigkeit Anspruch auf einmalige Tabakentwöhnungs-Arzneimittel im Rahmen evidenzbasierter Programme. Der Gemeinsame Bundesausschuss legt derzeit die genauen Voraussetzungen fest. Studien haben gezeigt, dass eine Kombination aus Verhaltenstherapie und medikamentöser Unterstützung die Erfolgsaussichten deutlich erhöhen kann.

Als Mutter liegt Ihnen das diesjährige Motto zum Jugendschutz besonders am Herzen. Wie genau versucht die Tabakbranche denn, bei Jugendlichen Interesse für Tabakprodukte zu wecken?

Brakmann: Die bunte Werbung, ansprechende Verpackungen und Verkaufsflächen, die angesagten Influencer und vor allem die vermeintlich harmlosen Geschmacksrichtungen von E-Zigaretten und Nikotinbeuteln – all das findet bei Minderjährigen Anklang. Wir müssen Kindern und Jugendlichen immer wieder klar machen, egal wie vermeintlich cool und unverfänglich die Produkte dargeboten werden, diese Produkte machen krank.

Die WHO warnt, dass weltweit über 37 Millionen Jugendliche zwischen 13 und 15 Jahren Tabakprodukte konsumieren. Wie bewerten Sie diese Zahlen?

Brakmann: Diese Zahlen sind alarmierend. Rauchen ist der größte vermeidbare Risikofaktor für Krankheiten wie Krebs, COPD, Herzinfarkt und Schlaganfall.

Welche Aktivitäten und Initiativen verfolgt Pharma Deutschland konkret, um die Raucherprävention und Raucherentwöhnung voranzubringen?

Brakmann: Wir gehen das auf mehreren Ebenen an. In den Mitgliedsunternehmen werden Aufklärungskampagnen durchgeführt, es gelten Rauchverbote und es gibt Angebote für Beschäftigte, die mit dem Rauchen aufhören möchten.

Info

Der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller e.V. (BAH), demnächst Pharma Deutschland, ist der mitgliederstärkste Branchenverband der Arzneimittelindustrie in Deutschland. Er vertritt die Interessen von rund 400 Mitgliedsunternehmen, die in Deutschland etwa 80.000 Mitarbeiter beschäftigen. Die im Verband organisierten Unternehmen tragen maßgeblich dazu bei, die Arzneimittelversorgung in Deutschland zu sichern. So stellen sie fast 80 Prozent der in Apotheken verkauften rezeptfreien und fast zwei Drittel der rezeptpflichtigen Arzneimittel sowie einen Großteil der stofflichen Medizinprodukte für die bereit. Mehr dazu unter www.pharmadeutschland.de   pm