Die Häufigkeit von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) nimmt stetig zu. Chinesische Wissenschaftler beschrieben einen Zusammenhang zwischen Mikroplastik im Wasser und CED. Foto: Microgen/stock.adobe.com
Wasserverschmutzung mit Mikroplastik begünstigt entzündliche Darmerkrankungen
Ein aktueller Überblicksartikel aus China konnte einen Zusammenhang zwischen Mikroplastik in aquatischen Lebensräumen und chronisch entzündlichen Darmerkrankungen aufzeigen. Die Wissenschaftler halten deshalb die Erforschung der zugrundliegenden Mechanismen für erforderlich.
Die Häufigkeit von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) hat in den vergangenen Jahren, insbesondere in Schwellenländern, zugenommen. In der Literatur konnte bereits gezeigt werden, dass Umweltfaktoren eine entscheidende Rolle in der Pathogenese von CED spielen. Weltweit steigt die Umweltverschmutzung mit Mikroplastik, so sind diese Umweltschadstoffe heutzutage in fast allen aquatischen Lebensräumen zu finden.
Das Vorkommen von Mikroplastik in der Umwelt kann bei längerer Exposition durch den Verzehr von Fischen, Meeresfrüchten und Trinkwasser ein Gesundheitsrisiko darstellen, insbesondere für den Magen-Darm-Trakt.
Negative Beeinflussung der Darmgesundheit durch Mikroplastik
Chinesische Wissenschaftler haben im Rahmen eines Reviewartikels einen umfassenden Überblick über den aktuellen Wissensstand zu den Auswirkungen von Mikroplastik auf die Darmgesundheit erstellt. Hierbei hatten sie ein besonderes Augenmerk auf den Einfluss von verschmutzten Wasserressourcen auf die Entstehung und das Fortschreiten von CED.
Die systematische Analyse von In-vitro- und In-vivo-Studien ergab, dass Mikroplastik zahlreiche Auswirkungen haben kann, die letztlich zu CED führen:
- Störung der Darmbarriere
- Ungleichgewicht des Darmmikrobioms
- Stoffwechselstörungen
- Außerdem ist die Belastung durch Mikroplastik für Personen mit bereits bestehenden gastrointestinalen Erkrankungen schädlicher als für Personen ohne solche Erkrankungen.
Weitere Forschung notwendig
Diese Ergebnisse der Literaturanalyse deuten darauf hin, dass Mikroplastik ein entscheidender Umweltfaktor für die Entstehung und das Fortschreiten von CED darstellt. Die Autoren halten deshalb weitere Forschung für notwendig, um den Zusammenhang zwischen Mikroplastik-Exposition und CED besser zu verstehen und die zugrunde liegenden Mechanismen weiter aufzuklären.
Auswirkungen aufs Nervensystem
Dass Partikelschadstoffe aus der Luft und Umwelttoxine sich akut auf das Nervensystem auswirken, zeigt sich bei Vergiftungen. Doch in welchem Zusammenhang stehen Umwelttoxine mit neurodegenerativen Alterserkrankungen? Die Liste verdächtiger Substanzen einer US-Studie ist lang; neben Feinstaub werden Pflanzenschutzmittel/Pestizide, Lösemittel (zum Beispiel Toluol), Mineralöle, chemische Weichmacher, Bisphenol A (BPA) und eben auch Mikroplastik und Nanopartikel. Dazu gehören aber auch neurotoxische Metalle (wie Blei, Quecksilber, Cadmium, Mangan). Seit längerer Zeit wird die mögliche Rolle des industriellen Lösungsmittels Trichlorethylen (TCE) bei der Entstehung von Parkinson diskutiert. Gerade erschien eine Publikation, die den Verdacht auf toxische Effekte von TCE deutlich erhärtet und Grundlage künftiger Evidenz sein kann. DGP/HealthCom/tok