Selbst und miteinander kochen kann sogar als Teil der Behandlung von psychischen Störungen helfen kann. Foto: Brastock Images

Warum selbst Kochen auch gut für die Seele ist

Kochen ist viel mehr als etwas Leckeres auf dem Teller. Kochen nützt der Seele, ist Therapie, Emotion und für viele auch Erinnerung. Und: Es muss nicht immer perfekt sein!

Im Interview im aktuellen Apothekenmagazin „Senioren Ratgeber“ erklärt Dr. Andreas Jähne, Ärztlicher Direktor der Oberberg Fachklinik Rhein-Jura in Bad Säckingen, wie Kochen sogar als Teil der Behandlung von psychischen Störungen helfen kann. „Kochen hat viele Aspekte, die man dabei nutzen kann. Kochen will geplant sein, man muss gezielt einkaufen und dann dranbleiben, bis das Essen fertig ist.“

Genießen trainieren – wichtig bei Burn-out

Auch ein leckeres Ergebnis tut Kranken gut, die an sich zweifeln. Mit dem Kochen lässt sich zudem das Genießen trainieren – „eine Fertigkeit, die zum Beispiel Menschen mit einem Burn-out ganz verlernt haben.“

Forschende haben nachgewiesen, dass Menschen, die kochen können, mehr Selbstwertgefühl haben. Dafür wurden in Australien 657 gesunde Erwachsene, die sieben Wochen lang einen Kochkurs besucht hatten, befragt. Sie hatten danach nicht nur mehr Freude daran, Essen zuzubereiten, sondern erlebten sich auch als selbstwirksam.

Es braucht nicht viel für die Seelenpflege in der Küche

Wie klappt es mit dem Einstieg in die Welt des Kochens? Ein Topf mit Deckel, ein Schneidebrett, ein kleines und ein großes Küchenmesser reichen, was die Ausstattung betrifft, fürs Erste. Und wie findet man das passende Rezept? Indem man sich fragt: Was esse ich gern? Und ist es gleichzeitig nicht zu kompliziert zuzubereiten? Einfache, schnelle Gerichte mit wenigen Zutaten finden sind besonders hilfreich.

Gesund, nachhaltig und auch günstiger soll es sein, das Selberkochen, und obendrein der Seele guttun. Wer sich öfter mal selber an den Herd stellt, kann gleich mehr kochen und einfrieren und dann bei Gelegenheit auf Vorgekochtes zurückgreifen. Aber es gibt noch viele weitere Vorteile.

„Wenn ich selber koche, bestimme ich, ob ich mit gutem Rapsöl brate oder weniger gesundheitsförderlichem Sonnenblumenöl, ob ich mit Kräutern würze und dann gar nicht mehr so viel Salz brauche, zum Beispiel. Aber das ist nur die eine Seite, denn Kochen kann auch beruhigen, anregen oder einfach glücklich machen“, sagt Heidi Loidl vom „Senioren Ratgeber“.

Beim Kochen entschleunigen und entspannen

Kochen steigert also unser seelisches Wohlbefinden. Aber warum tut es uns so gut? „Kochen ist mehr als Essenmachen. Ich kann zum Beispiel beim Gemüse schnibbeln – das ist ja so eine gleichmäßige Bewegung – wunderbar entspannen. Kochen ist etwas sehr Sinnliches, ich sehe das bunte Gemüse, der gehackte Knoblauch verbreitet sofort seinen Duft, im Topf brodelt es. Und die Krönung des Ganzen ist natürlich das Abschmecken“, so Heidi Loidl.

Aber was kann man tun, wenn man gar nicht kochen kann und trotzdem dieses Wohlgefühl der Seele erreichen will? Der Tipp von Heidi Loidl: „Sie brauchen zum Beispiel ein Kochbuch für Einsteiger, das jeden einzelnen Arbeitsschritt mit Text und Bildern erklärt, sodass nichts schiefgehen kann. Oder Sie schauen sich entsprechende Videos online an oder buchen einen Kochkurs für Anfänger, zum Beispiel bei der Volkshochschule. Und wenn dann das erste selbstgekochte Essen auf dem Tisch steht, ist das schon ein tolles Gefühl.“

Die hohe Kunst besteht allerdings darin, ohne Rezept zu kochen. Einfach aus dem, was der Kühlschrank noch an Resten hergibt, ein Essen zu zaubern. Das ist dann richtig kreativ und tut Leib und Seele gut.    pm